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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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riss der Kleine die Augen auf. Sein Blick traf Brangwen bis ins Mark.
    Ich darf nicht zu ihr laufen , dachte Brangwen. Sie muss das allein machen. Er sah, wie Brecco sich seiner Mutter näherte. Breccos Ohren waren angelegt und sein Schwanz so fest zwischen die Beine geklemmt, dass er fast wie der verhasste gelbe Knochenwolf aus dem Flussrudel des MacDuncan-Clans aussah. Morag fauchte und schalt den Jährling, aber sie knuffte ihn nur halbherzig. Brecco stand ein paar Sekunden nur da, als wollte er sie auffordern, ihn noch einmal zu knuffen. Aber Morag wandte sich ab und stakste in die Höhle zurück.
    Wortlos drehte sie sich zweimal im Kreis, dann ließ sie sich auf ein Rentierfell sinken. Ihre Lider waren halb geschlossen, sodass nur zwei schmale grüne Schlitze zu sehen waren. Brangwen erschrak, weil das Grün nicht so hell und klar wie früher war. Ein seltsamer, dünner Schleier lag darüber. Leise legte er sich auf ein anderes Fell neben sie.
    Um diese Jahreszeit flutete die Sonne direkt in die Höhle, bis sie hinter dem Horizont versank. Als die blassvioletten Schatten der Dämmerung in die Höhle sickerten, glaubte Brangwen, dass seine Gefährtin eingeschlafen sei. Doch das war ein Irrtum. Morag dachte darüber nach, wie sie mit dem Zwielicht, das immer mehr in ihr hochkroch, zurechtkommen sollte. Aber vor allem überlegte sie, was sie Brangwen erzählen musste.
    Es hatte schon lange vor dem Stolpern im Byrrgis begonnen. Schon damals, als die Welpen noch in der Wurfhöhle hausten und Morag fortgegangen war, um einen neuen Bau für sie zu suchen. Sie war weiter gewandert, als sie vorgehabt hatte, denn plötzlich lag das Gebiet der MacDonegal hinter ihr und sie hatte den großen Fluss durchquert. Aber es war so schön gewesen, einfach nur umherzustreifen, nachdem sie so lange mit diesen unbändigen Welpen eingesperrt gewesen war. Morag hatte der Versuchung einfach nicht widerstehen können.
    Kurz nachdem sie den Fluss durchquert hatte, war sie auf den Schädel eines Grizzlybären gestoßen – und im nächsten Moment hatte sie ein schwacher Geruch angeweht, den sie sofort als den Geruch ihres schönen silbernen Jungen mit den Sternen im Fell wiedererkannt hatte.
    Von da an hatte sich die Dunkelheit in ihr ausgebreitet. Sie verstand nicht, warum die Erinnerung ihre Sicht trübte, und zu allem Übel hatte sie Brangwen nie von ihrem Leben im MacDuncan-Clan erzählt. Das Vergessen hatte damals noch voll gewirkt. Sie hatte keine Erinnerung mehr an den silbernen Welpen oder seine Geschwister gehabt, als sie ihrem neuen Gefährten begegnet war.
    Das Vergessen hatte gewirkt. Unablässig gingen ihr diese Worte im Kopf herum. Gewirkt. Gewirkt. Gewirkt. Morag hatte so oft darüber nachgedacht, wie sie es ihrem Gefährten sagen sollte. Jedes Wort hatte sie sich überlegt, aber jetzt begann sie einfach zu reden.
    „Brangwen“, sagte sie leise. Ihr Gefährte schreckte hoch, denn er hatte nach wie vor geglaubt, dass sie schlief. „Das Vergessen hat aufgehört.“
    „Was? Wovon redest du? Was für ein Vergessen?“
    Morag hätte wissen müssen, dass männliche Wölfe darüber nicht so gut Bescheid wussten wie weibliche, auch nicht die Väter von Malcadh . Erschöpft kniff sie die Augen zusammen. Seit sie auf den Grizzly gestoßen war, schien es ihr manchmal, als könne sie mit geschlossenen Augen besser sehen. „Brangwen, du musst mir glauben, dass ich keine doppelzüngige Wölfin bin. Ich habe dich nie belogen.“
    „Nein, natürlich nicht. Wie kannst du so etwas nur denken, Morag?“
    Dann erzählte sie ihm, was ihr zugestoßen war, vor ihrer gemeinsamen Zeit, als sie das silberfarbene Malcadh geboren hatte.
    „Ein Malcadh “, wisperte Brangwen ungläubig. „Aber unsere Welpen sind doch kerngesund!“
    „Weil wir beide, du und ich, mit guten Welpen gesegnet wurden“, erwiderte sie leise.
    „Ja, das ist richtig.“ Brangwen rückte näher an seine Gefährtin heran und leckte ihr das Gesicht. Er schmeckte die dicken öligen Tränen, die aus ihren Augen quollen.
    „Ich hätte es dir erzählt, aber das Vergessen, verstehst du … Es hat gewirkt. Es wirkte so gut, bis …“
    „Bis du den Geruch deines Sohnes, des silbernen Welpen, aufgefangen hast.“
    Morag schaute Brangwen mit ihren verschleierten Augen an. Er nannte den Welpen nicht „ Malcadh “. Er sagte auch nicht „es“, sondern „dein Sohn“. „Oh, Brangwen, du hast ihn meinen Sohn genannt.“
    „Ja, natürlich. Ich bin zwar kein Weibchen und ich

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