Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)
diese Weise enden musste.
„Also … also so was hab ich in meinem ganzen langen Leben noch nicht …“ Keuchend ließ sich die Sark auf einen Stapel Kaninchenfelle sinken. „Gut, sag mir, was du gesehen und gehört hast. Erzähl mir alles.“
Und Gwynneth erzählte. Das Feuer drohte bereits zu erlöschen, als die Sark endlich aufstand, um neuen Elchdung nachzulegen.
„Seid Ihr sicher, dass Ihr keine Rumser wollt?“, fragte Gwynneth, nur um das lange Schweigen zu brechen, das auf ihren Bericht gefolgt war.
„Nein“, knurrte die Sark. „Wozu einen guten Rumser an ein Herdfeuer verschwenden? Ich habe ein Fell, falls du das vergessen hast. Ich brauche keine derartige Hitze in meiner Höhle.“ Nachdem sie das Feuer neu angefacht hatte, setzte sie sich wieder. „Das ist schlimm, sehr schlimm. Und du hast keine Vorstellung, wer dieser Wolf gewesen sein könnte?“
„Nein. Deshalb bin ich ja hier. Ich dachte, Ihr wüsstet es vielleicht.“
„Ich kann mir nur einen Wolf denken, der zu so etwas fähig wäre. Sofern man eine solche Kreatur noch als Wolf bezeichnen kann: einen Geiferwolf. Hast du keinen Geruch aufgefangen? Ach, Unsinn, was rede ich da. Du kannst ja nicht richtig riechen.“
„Und wenn es ein Clanloser aus den Frostlanden war?“
„Davon hätten die Clans Wind bekommen. Die haben ihr Alarmsystem.“ Die Sark vergrub die Schnauze zwischen den Pfoten. Warum? Warum sollte ein Wolf so etwas tun? Ein paar Minuten blieb sie still. Schließlich zog sie die Schnauze zwischen den Pfoten hervor und fragte: „Dann bist du also die Einzige, die von diesem abscheulichen Verbrechen weiß?“
„Ja, wahrscheinlich. Aber ich bin bald darauf weitergeflogen. Vielleicht sind andere Tiere des Weges gekommen und … und …“, stotterte Gwynneth, „und haben die Überreste gefunden. Nur woher sollten sie dann wissen, dass das Malcadh von einem Wolf ermordet wurde? Ich bin über den Berg geflogen, als es passiert ist, das sagte ich ja bereits. Ich habe einen Wolf keuchen und seine Zahngeräusche gehört …“
„Was für Zahngeräusche? Willst du damit sagen, dass unsere Zähne unverwechselbare Geräusche machen?“
„Also für unsere Ohren schon. Wir Eulen gehen mit Krallen und Schnäbeln auf unsere Beute los. Fuchszähne sind viel kleiner als Wolfszähne und machen eher schabende Geräusche. Pumazähne sind dagegen riesig, das kracht wie verrückt.“
„Und Wolfszähne? Wie hören die sich an?“
„Na ja, bei euch machen die Backenzähne so unverkennbare Schneidegeräusche. Es ist nicht besonders laut, nur so ein glatter, sauberer Ton, als würden zwei Klingen aneinandergewetzt.“
Die Sark riss das Maul weit auf, um die furchterregenden scherenartigen Zähne in ihrem Rachen zu entblößen.
„Ja, sehr eindrucksvoll“, brummte Gwynneth und wandte mit einer abrupten Kopfdrehung den Blick davon ab.
Die Sark klappte das Maul wieder zu. „Dann können wir also davon ausgehen, dass außer uns beiden keiner von diesem schrecklichen Mord weiß.“
Gwynneth nickte.
„Nun, wenn es nach mir geht, soll das auch so bleiben. Ich muss erst eine Weile darüber nachdenken. Aber wenn du mir den Ort beschreibst, kann ich vielleicht hingehen und einen Geruch aufnehmen.“
Gwynneth zeigte ihr die Stelle auf einer Karte, die sie in den Höhlenboden kratzte. Die Sark wusste sofort, welchen Geruch sie dort auffangen würde: den von Faolan. Er hatte ihr genau dieselbe Stelle beschrieben, als er ihr von dem Malcadh erzählt hatte, dessen Mutter gerade in ihrer Höhle schlief.
„Faolan war dort“, sagte die Sark beiläufig.
„Wollt Ihr etwa andeuten, dass Faolan der Mörder war?“, rief Gwynneth entsetzt.
„Oh nein, nie im Leben. Aber er hat das Malcadh gesehen. Mindestens einen Tag und eine Nacht bevor du auf deinem Flug zum Heiligen Kreis der Vulkane daran vorbeigekommen bist. Faolan war völlig durcheinander, als er hier ankam, und das ist kein Wunder. Ich meine, was muss in ihm vorgegangen sein, als er die Aussetzung des Malcadh auf dem Tummfraw mit angesehen hat? Er war ja selbst ein Malcadh .“
„Ja, natürlich“, murmelte Gwynneth betroffen. Seufzend fügte sie hinzu: „Wenn Ihr fliegen könntet und ich riechen, wären wir ein unschlagbares Team.“
Die Sark blinzelte heftig und ihr weghuschendes Auge blieb einen Moment still. „Aber das können wir doch!“, rief sie plötzlich.
„Was können wir? Ihr könnt nicht fliegen und ich habe keinen Geruchssinn. Das habt Ihr mir doch gerade
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