Der Clan
Geld kosten. Es sieht aus, als ob er
überall im Lande aktiv ist.«
»Von wem, glauben Sie, bekommt er das Geld?« fragte Bancroft. »Er ist nicht der Typ, der sein Geld riskiert.«
»Keine Ahnung. Aber der Mann, von dem er es kriegt, will offensichtlich nicht, daß wir die Betsy herausbringen.«
»Die anderen Gesellschaften sind es nicht. Das weiß ich. Die sind froh, daß wir die Pionierarbeit leisten. Glauben Sie, es könnten die Benzinkonzeme sein?«
Angelo schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben bereits mit allen Benzinfirmen im Land Vereinbarungen getroffen. Sobald wir auf den Markt kommen, wollen sie bei allen Tankstellen Kerosinpumpen aufstellen.«
Sie schwiegen. Angelo trat ans Fenster. Vom Bahnhof fuhr ein mit Automobilen voll beladener Güterzug ab; ihre hellen Farben glänzten in der Sonne. Er betrachtete den langsam aus dem Bahnhof rollenden Zug, bevor er zu Bancrofts Schreibtisch zurückkehrte. »Setzen Sie sich ans Telefon und reden Sie mit jedem einzelnen dieser Händler«, sagte er. »Finden Sie raus, ob Simpson oder irgend jemand, der mit ihm in Verbindung steht, tatsächlich mit ihnen gesprochen hat.«
»Was soll uns das nützen?«
»Es muß etwas Gesetzwidriges an seinem Vorgehen sein, und vielleicht können wir es beweisen. Verleumdung, üble Nachrede. Ich weiß nicht. Ich übergebe es unseren Anwälten, die sollen es herausbringen.« Er nahm eine Zigarette aus dem Päckchen auf Bancrofts Schreibtisch. »Inzwischen beruhigen Sie die Leute. Sagen Sie ihnen, es gibt absolut nichts an dem Wagen, das nicht in Ordnung wäre. Erzählen Sie ihnen von unseren Tests.«
»Sie werden glauben, ich quatsche ihnen etwas vor. Simpson scheint sich darauf zu verlegen, die Schwierigkeiten breitzutreten, die wir nach Peerless’ Tod hatten. Und davon haben sie ja alle in den Zeitungen gelesen.«
»Dann laden Sie jeden einzelnen ein, auf unsere Kosten zu unserem Testgelände zu kommen und selbst die Leistung des Wagens zu prüfen. Das müßte sie doch überzeugen.«
»Ob es sie überzeugt, weiß ich nicht«, sagte Bancroft. »Aber kommen werden sie bestimmt. Ich bin noch keinem Händler begegnet, der eine Gratisreise abgelehnt hätte - und wär’s auch nur bis ans andere Ende der Stadt.«
Angelo lachte. »Das überlasse ich Ihnen. Während Sie sich darum kümmern, will ich sehen, was ich erfahren kann. Noch sind wir nicht tot.«
»Jetzt fühle ich mich allmählich besser. Wir unternehmen wenigstens was, statt bloß dumm dazusitzen.« Er stand auf. »Noch können wir es uns nicht leisten, solche Dinge zu ignorieren.«
»Das ist auch keineswegs meine Absicht«, sagte Angelo. »Ich habe diesen Job nicht übernommen, um die Gesellschaft zu ruinieren, und ich habe vor, das Bestmögliche für sie zu tun. Ob es nun für mein Privatleben gut ist oder nicht.«
Als Prinz Igor Alekhine erwachte, flutete der Sonnenschein durch die Fenster in sein Zimmer, aus dem man auf das blaue Wasser des Mittelmeers sah. Er sprang aus dem Bett, öffnete die Fenster und atmete in tiefen Zügen die milde Morgenluft ein. Er zog an der Klingelschnur, damit der Butler seinen Kaffee brachte, und begann die morgendlichen Turnübungen.
Jeden Morgen, gewissenhaft, vor dem geöffneten Fenster. Einatmen, zwei, drei, vier. Ausatmen, zwei, drei, vier. Zwanzigmal mit weit schwingenden Armen. Dann die Kniebeugen. Hoch, zwei, drei, vier. Nieder, zwei, drei, vier. Auch zwanzigmal.
Der Butler erschien mit Kaffee und Morgenzeitungen, dem lokalen Nice Matin und der Paris Herald Tribune. Er stellte das Tablett auf das Tischchen neben dem Fenster. »Wünschen Sie heute morgen noch etwas?« fragte er wie schon tausendmal zuvor.
»Zwanzig.« Igor sah auf, kam mit etwas von der Anstrengung beschleunigtem Atem hoch. Er betrachtete seine Magengegend. Flach und hart. Nicht übel für einen Fünfziger. Er lächelte dem Butler zu. »Ich glaube nicht, James.«
Daß der Bruder François hieß, spielte keine Rolle. Sobald ein Mann vom Prinzen angestellt wurde, hieß er auch schon unweigerlich James. »Danke, Sir«, sagte er mit ausdruckslosem Gesicht und wandte sich zum Gehen.
Igor rief ihn zurück. »Ist die Prinzessin schon wach?«
»Ich glaube nicht, Sir. Wir haben in der Küche noch kein Klingelzeichen von ihr gehört.«
»Verständigen Sie mich, sobald sie sich meldet.«
»Bitte sehr, Sir.« Der Butler entfernte sich.
Der Prinz ging zum Tisch und goß sich im Stehen eine Tasse Kaffee ein. Er führte sie an die Lippen und schlug gleichzeitig die
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