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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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angeblich so glücklich verheiratet! Seine Tochter ist fast so alt wie du.«
    »Er ist glücklich verheiratet. Aber manchmal passiert so was eben. Wir waren drei Tage allein auf dem Schiff, als wir seine Familie abholen fuhren.«
    »Und wenn die Ärzte der Ansicht sind, es sei zu spät für eine Abtreibung?«
    »Dann läßt sich Max scheiden und heiratet mich«, erklärte sie. »Nach der Geburt lassen wir uns scheiden, und er heiratet seine Frau ein zweites Mal.«
    »Du sprichst ja sehr selbstsicher.«
    »Das bin ich auch«, sagte sie ruhig. »Wir haben es zu dritt eingehend besprochen.«
    »Zu dritt? Wer spielt denn da noch mit?«
    »Rita«, sagte sie. Rita war Van Ludwiges Frau. »Es war das Vernünftigste, es ihr zu erzählen. Wir wollten ihr nicht weh tun. Sie benahm sich sehr nett. Sie begreift, daß es nur ein Zufall war. Und daß Max sie wirklich liebt.«
    Der Butler erschien mit dem Tablett und dem silbernen Kaffeeservice. »Wo werden Sie Kaffee trinken, Sir?«
    Igor starrte ihn sprachlos an. Er zeigte auf das Tischchen neben sich. Der Butler stellte das Tablett behutsam ab. Endlich fand Igor die Sprache wieder.
    »Bringen Sie mir einen Kognak, James«, sagte er und setzte hinzu, als sich der Butler zum Gehen wandte: »Am besten einen großen!«
    Loren III betrachtete den großen, gut aussehenden Holländer. Max Van Ludwige schien ungefähr so alt zu sein wie er selbst, aber mit seinem blonden Haar und den blauen Augen im sonnenverbrannten Gesicht wirkte er viel jünger.
    »Solche Dinge sind immer peinlich«, sagte der Holländer in seinem sorgfältigen Englisch. »Man weiß nie genau, was man dazu sagen soll.«
    »Das kann ich nicht beurteilen«, antwortete Loren steif. »Ich war noch nie in einer derartigen Lage.«
    »Wir bedauern es beide sehr.«
    Loren schwieg. Dann fragte er: »Wo ist Betsy jetzt?«
    »Sie wird gleich herunterkommen«, sagte Max. Er sah auf, als der Butler in das Wohnzimmer des braunen Sandsteinhauses am Sutton Place kam, das seine Familie seit vielen Jahren in New York besaß. »Was möchten Sie trinken?« fragte er höflich.
    »Scotch mit Wasser«, antwortete Loren mechanisch.
    »Ich nehme einen trockenen Martini«, sagte Bobbie.
    »Meinen üblichen Scotch«, bestellte Van Ludwige.
    Der Butler nickte und verließ den Raum, in dem nun verlegenes Schweigen herrschte. Van Ludwige machte den Versuch, es zu brechen. Er wandte sich an Bobbie. »Wie lang ist es her, seit wir uns zum letztenmal gesehen haben, Bobbie? War das im Jahr 67 in Le Mans?«
    Sie nickte. »Ich glaube, ja. Sie hatten zwei Porsche im Rennen, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Richtig«, antwortete er lachend. »Aber ich hatte Pech. Keiner von beiden kam bis zum Ziel.« Der Butler brachte die Getränke. Als er wieder draußen war, sagte Max mit dem Glas in der Hand: »Ich habe mit Bedauern vom Unfall Lord Ayres’ gehört, aber ich freue mich, daß Sie nun wieder glücklich sind.« Er hob das Glas. »Hoffentlich ist es nicht zu spät, um Ihnen zu gratulieren?«
    »Danke«, sagte Bobbie. Sie schaute Loren an. »Heute ist unser Hochzeitstag.«
    »Wirklich?« fragte Loren überrascht.
    »Heute sind wir auf den Tag genau drei Monate verheiratet.«
    »Darauf wollen wir trinken«, schlug Max vor. »Auf noch viele glückliche Hochzeitstage.«
    Sie tranken, und wieder entstand ein verlegenes Schweigen.
    Max versuchte es nochmals mit Konversation. »In Europa besteht großes Interesse für Ihren neuen Wagen. Er hat einen Turbinenmotor?«
    »Ja«, antwortete Loren.
    »Glauben Sie, daß Sie ihn nächstes Jahr auf den Markt bringen können?«
    »Ich weiß nicht. Wir waren die letzten zwei Monate auf der Hochzeitsreise. Ich wollte eigentlich gestern an einer Vorstandssitzung in Detroit teilnehmen, wo die endgültige Entscheidung darüber fallen sollte. Aber dann ist diese Sache dazwischengekommen, und ich habe es verschoben.«
    Max stand auf, als Betsy hereinkam. Nach kurzem Zögern ging sie auf die anderen zu. »Tag, Bobbie«, sagte sie.
    Bobbie sah sie an. Die Ringe unter den Augen des jungen Mädchens verrieten, daß es kaum geschlafen hatte. Sie sprang impulsiv auf und küßte Betsy auf die Wange. »Guten Tag, Betsy.«
    Betsy lächelte, ein kurzes Lächeln, dann wandte sie sich an ihren Vater, der die beiden beobachtete. Sie rührte sich nicht. »Guten Tag, Daddy.«
    Er machte eine unbeholfene Handbewegung, da lief sie in seine Arme. »O Daddy, Daddy! Ich hoffe, du bist mir nicht böse!«
    Er schüttelte den Kopf und küßte sie.

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