Der Clan
»Ich bin dir nicht böse, Kleines.«
»Ich hab’ da wirklich was angerichtet.«
»Es kommt alles in Ordnung. Wir kriegen das schon hin.«
Sie holte tief Atem und faßte sich. »Zuerst war ich wütend über ihn. Aber jetzt bin ich froh, daß Onkel Igor dich angerufen hat.«
»Es war richtig. Er war sehr in Sorge.«
»Ich weiß.« Sie wandte sich an Max. »Siehst du, ich habe dir gesagt, mein Vater würde Verständnis haben.«
Der Holländer verbeugte sich steif. »Es freut mich ungemein für dich.«
Loren gab sich einen Ruck. »Nachdem meine Tochter nun hier ist, könnten wir unsere Pläne besprechen.«
»Natürlich«, sagte Max. Er ging zur Tür und schloß sie ab. »Das Personal hat lange Ohren.«
Loren nickte. Max setzte sich neben Betsy auf die breite Couch. Loren nahm seinen Drink und schaute Max erwartungsvoll an.
»Ich habe es so eingerichtet, daß ich nächste Woche mit Betsy nach Nassau fliege. Alle Vorbereitungen für meine sofortige Scheidung sind getroffen. Betsy und ich können gleich heiraten. Eine ganz einfache Sache.«
Loren wandte sich an seine Tochter. »Ist dir das so recht?«
Betsy schaute zuerst ihn, dann Max an, schließlich wieder ihren Vater. »Nein«, sagte sie entschieden.
Einen Augenblick herrschte verblüfftes Schweigen, dann redeten alle zugleich.
»Ich dachte.« begann Max.
»Was meinst du damit?« fragte Loren.
Betsy warf Bobbie einen Blick zu, den diese verständnisinnig erwiderte. Sie wandte sich wieder an die Männer. »Das ist doch eine Farce«, erklärte sie. »Ich sehe nicht ein, wozu sie gut sein soll. Max möchte mich so wenig heiraten wie ich ihn. Er will nur als Gentleman handeln. Wir sollten ihm und Rita nicht all diese Schwierigkeiten zumuten, nur weil ich so dumm war, schwanger zu werden.«
»Was willst du dann tun?« fragte Loren.
»Warum kann ich nicht einfach das Kind bekommen?«
Plötzlich wurde Loren böse. »Ich will keinen Bastard in meiner Familie!«
Betsy starrte ihn an. »Sei doch nicht altmodisch, Daddy! Es gibt massenhaft Leute, die Kinder bekommen und trotzdem nicht heiraten wollen. Aber das hier ist doch Unsinn: heiraten, das Kind bekommen und sich wieder scheiden lassen. Warum kann ich nicht in aller Ruhe irgendwohin fahren und das Kind zur Welt bringen?«
»Weil in den Zeitungen schon Gerüchte und Klatsch genug darüber stehen, daß du schwanger bist«; erklärte Loren. »Es gibt keinen stillen Ort, wo du dich verstecken kannst.«
»Dann laß den Zeitungen ihr Vergnügen!« sagte Betsy. »Mir macht das nichts aus.«
»Betsy, hör mir mal zu«, bat Max.
Sie wandte sich an ihn. »Nein, dich ziehe ich da nicht mit rein.«
»Ich möchte dich aber heiraten, Betsy!«
Sie starrte ihn an. »Warum denn? Du liebst mich nicht.«
»Angenommen, Betsy, du bekommst einen Sohn«, sagte Max.
»Nun - und?«
»Verstehst du nicht, was das für meine Familie bedeuten würde?« fragte er. »Ich habe drei Töchter und keinen Sohn, der meinen Namen weiterführt. Mein Vater wäre im siebenten Himmel.«
»Das ist natürlich ein schwerwiegender Grund«, meinte Betsy sarkastisch. »Und wenn ich nun ein Mädchen bekomme oder eine Fehlgeburt habe, dann bietet man mir wohl noch eine zweite Chance.«
»Betsy, jetzt redest du Unsinn!« sagte Max.
»Nein, das ist kein Unsinn«, erklärte Bobbie plötzlich. Alle sahen sie überrascht an. Sie kümmerte sich nicht um die Männer, sondern wandte sich an Betsy. »Du hast recht, und normalerweise würde ich dir beistimmen und dir sogar bei dem helfen, was du vorhast. Aber diesmal bist du nicht fair.« »Ich bin fair«, widersprach Betsy hitzig. »Max und Rita gegenüber und auch zu mir.«
»Aber nicht zu deinem Kind«, sagte Bobbie. »Ich brauche dir nicht zu sagen, daß Max ein feiner Mensch ist, das weißt du selbst. Du schuldest es deinem Kind, daß es seinen Vater kennt. Du schuldest ihm auch, es nicht um seine Erbschaft zu bringen.«
Betsy schwieg. Nach einer Weile meinte sie: »Du bist wenigstens ehrlich. Du sagst die Dinge so, wie sie sind.«
»Ich versuche es. Du hast einen Fehler gemacht.«
Plötzlich verstand Betsy, daß Bobbie die ganze Zeit durchschaut hatte, warum sie so handelte. Angelo. Um ihm zu zeigen, daß sie das gleiche tun konnte wie er. Nun wurde ihr klar, daß sie dumm gewesen war.
»Mach keinen zweiten Fehler«, sagte Bobbie ruhig.
»Also gut«, antwortete Betsy schnell. »Ich werde es schon überstehen.« Dann kamen ihr die Tränen. Nie ging etwas so aus, wie man wollte.
»Wir haben
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