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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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schon, bevor sie den Treppenabsatz erreichte. Ich lief ihr entgegen und schloß sie in die Arme. »Mamma!«
    »Angelo! Angelo! Geht es dir gut?« fragte sie besorgt.
    »Tadellos, Mamma, wirklich glänzend.«
    »Ich sah damals, wie der Rauch aus deinem Wagen aufstieg.«
    »Das war nichts von Bedeutung.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.« Ich küßte sie. »Du bist schön wie immer.«
    »Du redest dummes Zeug, Angelo. Wie kann eine Frau von Sechzig schön sein?« Sie lächelte.
    Ich lachte. »Einundsechzig. Und immer noch schön. Schließlich muß ich das wissen. Die beste Freundin eines Jungen ist seine Mutter.«
    »Hör auf, mich zu necken, Angelo. Eines Tages wirst du ein Mädchen finden, das wirklich schön ist.«
    »Niemals. Mädchen wie du werden nicht mehr hergestellt.«
    »Angelo.« Die Stimme meines Vaters kam aus der Tür, die von der Halle zum Arbeitszimmer führte.
    Ich drehte mich zu ihm um. Das graue Haar über seinem schlanken Patriziergesicht war das einzige, was sich seit meiner Knabenzeit bei ihm geändert hatte. Ich lief zu ihm.
    Er stand dort, sehr ruhig, mit ausgestreckter Hand. Ich schob sie beiseite und umarmte ihn. »Papa!«
    Auch er umarmte mich, wir küßten uns, und auch in seinen Augen standen Tränen. »Wie ist es dir ergangen, Angelo?«
    »Prima, Papa, ausgezeichnet.« Ich schaute ihm in die Augen; er sah müde aus. »Du hast zuviel gearbeitet.«
    »Eigentlich nicht«, sagte er. »Seit meinem Anfall arbeite ich weniger.«
    »Hoffentlich. Wer hätte je von einem Doktor in Grosse Point gehört, der Nachtbesuche macht?«
    »Das tue ich auch nicht mehr. Ich habe einen jungen Assistenten dafür.«
    Wir schwiegen eine Weile. Ich wußte, woran er dachte.
    Ich hätte dieser Assistent sein sollen. Es war immer sein Traum gewesen, daß ich in seine Fußstapfen treten und seine Praxis übernehmen sollte. Aber es war eben anders gekommen, ich hatte andere Dinge im Kopf. Er erwähnte seine Enttäuschung nie, aber ich kannte sie.
    »Du hättest uns wissen lassen sollen, daß du kommst, Angelo«, sagte meine Mutter vorwurfsvoll. »Wir hätten dir eins deiner Lieblingsgerichte gekocht.«
    »Du meinst, du hast nichts zum Essen im Haus?« fragte ich lachend.
    »Etwas ist immer da«, sagte sie.
    Beim Abendessen erzählte ich ihnen die Neuigkeit. Gianni hatte eben den Kaffee aufgetragen, heißen, starken Espresso. Ich tat zwei Löffel Zucker in meine Tasse, bevor ich trank.
    »Ich gebe das Rennfahren auf«, sagte ich mit einem Blick auf die beiden.
    Einen Augenblick herrschte völlige Stille. Dann begann meine Mutter zu weinen.
    »Warum weinst du?« fragte ich. »Ich dachte, du würdest dich freuen; du wolltest immer, daß ich aufhöre.«
    »Deshalb weine ich ja.«
    Mein Vater sah mehr die praktische Seite. »Was hast du vor?«
    »Ich werde bei Bethlehem Motors arbeiten. Nummer Eins will mich zum Vizepräsidenten für Spezialplanung machen.«
    »Was heißt das?« fragte meine Mutter.
    »Ja, weißt du, mit besonderen Problemen fertig werden oder so ähnlich.«
    »Bedeutet das, daß du hier in Detroit bleibst?« fragte sie.
    »Zeitweise«, antwortete ich. »Ich werde viel reisen müssen.«
    »Ich lasse dein Zimmer neu ausmalen.«
    »Nicht so schnell, Mamma«, warf mein Vater ein. »Vielleicht möchte Angelo ein eigenes Haus haben. Er ist schon lange kein Junge mehr.«
    »Willst du das, Angelo?« fragte meine Mutter.
    Ich konnte ihrem Blick nicht widerstehen. »Wozu brauche ich ein eigenes Haus, wenn ich hier daheim bin?«
    »Morgen setze ich mich mit dem Maler in Verbindung«, sagte sie, »Und du sagst mir, welche Farben dir gefallen, Angelo.«
    »Such du die Farben aus, Mamma.«. Ich wandte mich an meinen Vater. »Ich möchte mein Gesicht in Ordnung bringen lassen. Ich werde mit vielen Leuten zusammenkommen und will mir deshalb keine Sorgen machen müssen. Du hast mir einmal von einem Arzt erzählt, der der beste der Welt dafür sein soll.«
    Mein Vater nickte. »Ernst Hans. In der Schweiz.«
    »Richtig. Glaubst du, er kann mir helfen?«
    Mein Vater sah mich prüfend an. »Es wird nicht leicht sein, aber wenn einer es kann, dann er.«
    Ich wußte, was er meinte. Es war nicht nur die mehrfach gebrochene Nase oder der linke Backenknochen, der eingedrückt und flach war; es handelte sich auch um die weißen Flecken der Brandnarben auf Wange und Stirn. »Kannst du die Sache für mich arrangieren?«
    »Wann willst du fahren?« fragte er.
    »Sobald er bereit ist, mich als Patienten anzunehmen.«
    Zwei Tage später saß

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