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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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explodiert.«
    Nummer Eins hörte auf zu lächeln. »Und was meinen Sie?«
    »Worüber?«
    »Über mich.« Er sprach langsam, zögernd, beinahe, als würde er die Antwort ungern hören. »Ist das, was ich vorhabe, der verrückte Traum eines alten Mannes?«
    »Wenn es das ist, dann ist die ganze Welt verrückt. Und unser Geschäft auch. Von einem besseren Wagen müssen doch alle träumen.«
    »Gestern abend habe ich noch lange über das nachgedacht, was Sie gesagt haben. Es wird nicht leicht sein.«
    Ich antwortete nicht, sondern trank bloß weiter meinen Kaffee. »Wir werden eine Menge Geld investieren müssen. GM haben wohl mindestens dreihundert Millionen Dollar in ihrem neuen Sub-Compact-Wagen stecken. Ford erheblich weniger, denn die ändern einfach ihr britisches Modell für den amerikanischen Markt um und importieren die Motoren aus England und Deutschland. Trotzdem muß sie das an die zweihundert Millionen kosten.« Er schaute mich an. »Ich denke, wir würden zumindest ebensoviel brauchen.«
    »Verfügt Bethlehem über so viel Geld?«
    »Selbst wenn das der Fall wäre, könnte ich nie meinen Enkel dafür gewinnen. Und er hat den Firmenvorstand in der Hand.«
    Wir schwiegen lange. Ich goß mir noch einen Kaffee ein.
    Er seufzte tief. »Vielleicht sollten wir das Ganze sein lassen. Vielleicht ist es wirklich nur der Traum eines verrückten alten Mannes.«
    Er schien vor meinen Augen in sich zusammenzuschrumpfen. Ich glaube, erst in diesem Augenblick wurde mir klar, wie weit ich mich bereits engagiert hatte.
    »Es gibt eine Möglichkeit«, sagte ich.
    Er warf mir einen Blick zu.
    »Es wird nicht angenehm sein, und man wird Sie auf Schritt und Tritt bekämpfen.«
    »Ich habe mein ganzes Leben lang gekämpft.«
    »Sie müssen aus Detroit aussteigen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Aktientausch. Apparatebau-Gesellschaft verkaufen! Sie sagten, sie bringt vierzig Millionen netto jährlich. Dafür könnten Sie mindestens den zehnfachen Jahresertrag bekommen, vierhundert Millionen. Das macht für Ihre achtzig Prozent des Aktienkapitals allein dreihundertzwanzig Millionen.«
    »Ich habe das Stimmrecht für achtzig Prozent«, sagte er. »Aber ich besitze nur einundvierzig Prozent; neununddreißig Prozent gehören der Hardemanstiftung.« »Einundvierzig Prozent sind einhundertvierundsechzig Millionen. Es kann nicht so schwierig sein, den Rest aufzutreiben! Dann verlegen Sie die Automobilabteilung.«
    »Wohin?«
    »Nach Kalifornien. Oder in den Staat Washington. Dort gibt es genug Montagewerke für Flugzeuge und Raumfahrzeuge, die wertlos werden, wenn in den nächsten Jahren die zu erwartenden Investitionskürzungen in Kraft treten. Es wird nicht viel erfordern, um aus ihnen Fließbänder für die Autofabrikation zu machen. Jedenfalls haben sie dort den nötigen Platz und geschulte Arbeitskräfte.«
    »Das könnte klappen.«
    »Ich bin ganz sicher, daß es klappt«, sagte ich zuversichtlich.
    »Wer sollte die Apparatebau-Gesellschaft kaufen?«
    »Ich kenne eine Anzahl Gesellschaften, die da gerne zugreifen würden. Aber Sie würden am Ende sehr wenig Geld und eine Menge Papiere bekommen. Es gibt nur eine Methode: Verkauf ans Publikum. Und vielleicht verkauft man gleichzeitig einen kleinen Anteil der Autofirma und kriegt so das restliche Geld, das wir brauchen.«
    »Das bedeutet, wir müssen an die Börse gehen.«
    Ich nickte.
    »Zu denen hatte ich nie Vertrauen«, meinte er argwöhnisch. »Sie reden einem zu viel drein.«
    »Dort ist aber das Geld.«
    »Ich kann mit den Leuten nicht umgehen. Wir reden nicht die gleiche Sprache.«
    »Dafür haben Sie mich. Ich bin Ihr Dolmetscher.«
    Er starrte mich lange an. Dann kam langsam ein Lächeln auf seine Lippen. »Ich weiß nicht, worum ich mir so viele Sorgen mache«, sagte er. »Als ich anfing, war ich arm. Und wie immer es ausgehen mag: Ich war am Anfang meines Lebens viel länger arm, als ich es am Ende sein werde.« Er drehte seinen Stuhl herum und rollte ihn zur Tür. Ich stieg aus dem Bett und öffnete sie ihm.
    Er schaute zu mir hoch. »Es würde mich interessieren, woher mein Enkel wußte, daß Sie hier sind.«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Sie haben viele Angestellte.«
    Das Flugzeug landete um sechs Uhr abends in Detroit, und um sieben war ich zu Hause. Gianni öffnete die Tür und umarmte mich sofort stürmisch. »Signora! Signora!« schrie er und vergaß dabei sein Englisch. »Dottore! Angelo ist hier!«
    Meine Mutter rannte die Stufen hinunter. Sie weinte

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