Der Clan
erledigt. Nachdem sie fort waren, sagte ich zu Dan Weyman, der seine Papiere einsammelte: »Sie waren gut.«
Er antwortete nicht.
»Sie hätten uns eine Menge Ärger ersparen können, wenn Sie es getan hätten, als man Sie zum erstenmal darum bat«, sagte ich. Er klappte seine Aktentasche zu. Einen Moment starrte er mich an, als wollte er mir etwas sagen, dann drehte er sich schnell um und verließ wortlos das Büro.
Cindy wartete auf mich, als ich nach zehn Uhr in mein Hotelappartement kam. Sie reichte mir einen Zettel. »Willst du mir vielleicht erzählen, daß auch das geschäftlich ist?« fragte sie ironisch.
Ich las: »Bin unten in der Bar. Muß dich dringend sprechen.« Als Unterschrift die Initialen B. H.
»Es ist wahrscheinlich geschäftlich«, sagte ich zu Cindy.
»Ja, natürlich. Sie rief an, bevor der Zettel raufgebracht wurde. Diesen britischen Akzent würde ich überall herauskennen. Aber sie hat sofort eingehängt, ehe ich fragen konnte, wer am Apparat war.«
»Wie lange ist das her?«
»Vielleicht eine halbe Stunde.«
Ich überlegte einen Augenblick. Die Bar war kein Ort, wo wir uns treffen konnten. Bobbie hätte Unannehmlichkeiten haben können.
»Geh hinunter und sag ihr, sie soll heraufkommen«, sagte ich.
»Und dann verschwinde für eine Stunde.«
»Wohin?«
»Geh ins Kino, setz dich an die Bar. Ich weiß nicht.«
Gehorsam ging sie mit einem hinterhältigen Lächeln zur Tür.
»Könnte ich nicht wieder nach oben kommen?« fragte sie. »Ich bleibe im Schlafzimmer und werde euch nicht stören. Du wirst nicht einmal merken, daß ich hier bin.«
»Mmm.« Ich schüttelte den Kopf.
»Dann laß mich wenigstens das Bandaufnahmegerät aufstellen.
Vielleicht kann ich auf diese Weise etwas lernen. Ich wollte immer schon wissen, wie es die britischen Damen machen.«
»Ich habe einen schweren Tag gehabt, Cindy«, sagte ich müde. »Tu, was ich sage, sonst muß ich dich verhauen.«
»Nicht jetzt«, sagte sie. »Wenn ich zurückkomme.« Die Tür schloß sich hinter ihr.
Der sehr kalte, sehr trockene Martini in einem mit gefrorenen Körnchen beschlagenen Glas wartete für Bobbie, als sie eintrat. Ich reichte es ihr schweigend.
»Du hast es nicht vergessen, wie, Angelo?« fragte sie.
Ich hob mein Glas. »Angelo und die Elefanten vergessen nie.« Wir tranken schweigend, sie leerte ihr Glas mit einem Zug. Auch daran erinnerte ich mich und füllte ihr Glas aus dem Martinikrug nach. Ich sagte immer noch nichts.
Sie ging durchs Zimmer und schaute aus dem Fenster auf die strahlenden Lichter hinaus.
Die Leuchtschrift am anderen Flußufer blinkte einladend:
KOMMT HERÜBER!
»Abends hast du hier eine schöne Aussicht«, meinte sie.
»Bei klarem Wetter. Nicht, wenn wir Smog haben.«
Sie trank wieder. »Ich verlasse ihn. Es war ein Irrtum, das weiß ich jetzt.«
Ich schwieg.
Sie drehte sich zu mir um. »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
Ich nickte. »Ja.«
»Hast du nichts dazu zu bemerken?« Ihre Stimme klang spröde und dünn.
»Nein.«
»Nichts?« Sie lachte. »Nicht mal >ich hab’s dir ja vorausgesagt?«
»Nichts.«
Sie wandte sich wieder ab und schaute aus dem Fenster. »Das Mädchen, das nach unten kam, ist es.?« Sie beendete die Frage nicht.
»Wir sind alte Freunde.«
Wir schwiegen wieder. Sie trank ihr Glas leer und hielt es mir hin. Ich füllte es nochmals und reichte es ihr.
»Danke«, sagte sie.
Ich nickte.
»Du redest noch immer nicht viel?«
»Nur, wenn ich etwas zu sagen habe.«
»Dann sag doch was!« verlangte sie scharf.
»Warum?«
Sie sah mich nicht an. »Weil es nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Ihn interessiert nur das Unternehmen, nur dafür lebt er. Dafür und für seinen Entschluß, den Tod seines Vaters zu rächen.«
»Den Tod seines Vaters zu rächen?«
»Ja. Er ist zerrissen zwischen seinem Respekt für die Leistungen seines Großvaters und seinem Haß auf ihn, weil der alte Mann den eigenen Sohn zum Selbstmord getrieben hat.«
»Er gibt Nummer Eins die Schuld dafür?«
Sie nickte. »Er sagt, der Alte hat seinen Vater nie in Frieden gelassen, genausowenig wird er deshalb den Alten in Frieden lassen.«
»Das kann ich nicht glauben.«
Sie wandte sich mir zu. »Ich habe es auch nicht geglaubt. Bis er mir eines Abends einen Brief gab, den er zu Hause im Wandtresor aufbewahrt. Es war das erste Mal, daß er ihn jemand
gezeigt hat. Nicht einmal Alicia hat ihn zu Gesicht bekommen.«
»Was für ein Brief?«
»Den Brief, den sein Vater
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