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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zurückließ, als er Selbstmord beging.«
    »Aber es gab doch keinen Brief.« Ich erinnerte mich an die Zeitungsberichte. »Die Polizei hat keinen entdeckt.«
    »Aber Loren. Er hat die Leiche seines Vaters damals gefunden und auch den Brief. Und den verbarg er. Schon damals fürchtete er, die Gesellschaft würde zugrunde gehen, wenn der Inhalt des Briefs bekannt würde.«
    »Was stand darin?«
    »Ich sah ihn nur einmal, aber ich werde ihn nie vergessen. Er war an niemand adressiert. Bloß ein Gekritzel in der Handschrift seines Vaters. >Ich kann nicht mehr weiter. Er läßt mich nicht in Frieden. Ich habe keinen Tag Ruhe, und es vergeht kein Tag, an dem er nicht Unmögliches von mir verlangt. Ich habe jahrelang versucht, mir Ruhe vor ihm zu schaffen, doch nun sehe ich ein, daß es nie dazu kommen wird. Und ich habe nicht mehr die Kraft, mich gegen ihn zu wehren. Dies ist der einzige Ausweg. Glaub es mir. Vergib mir.< Unterzeichnet war das einfach mit LH II.«
    Ich sagte nichts.
    »Loren erklärte«, fuhr sie fort, »daß das auch genau die Art und Weise war, wie sein Großvater ihn behandelte. Aber daß er stärker war als sein Vater. Er kann sich wehren und tut es auch.«
    Ich wandte mich schweigend ab und füllte nochmals mein Glas. Ich trank einen Schluck. »Warum hat er damals nichts dagegen unternommen?«
    »Aus dem von ihm erwähnten Grund und auch noch aus einem zweiten. Er fürchtete, sein Großvater würde ihn dann nicht zum Präsidenten der Gesellschaft machen.« Sie trank wieder und hielt mir das leere Glas hin.
    Ich goß es voll und reichte es ihr.
    »Ich werde allmählich blau«, meinte sie. »Wahrscheinlich war ich es schon, als ich raufkam. Ich habe zwei Doppelte getrunken, während ich unten wartete.«
    Sie vertrug den Alkohol gut, ihr Blick war klar. »Du siehst aber tadellos aus.«
    »Ich spüre ihn«, widersprach sie. »Ich kenne mich.«
    Ich sagte nichts.
    »Sogar damals, verstehst du, hat ihn nur die Gesellschaft interessiert. Und es hat sich nicht geändert. In Wirklichkeit braucht er keine Ehefrau, überhaupt keine Frau. Er braucht niemand.«
    »Warum hat er dich dann geheiratet? Er hätte dich doch haben können und Alicia behalten. Das hätte ihm ein Vermögen erspart.«
    Sie lachte. »Aber das wußte er nicht, verstehst du? Du und ich, wir wußten es, aber er nicht. Ich erinnere mich, du hast einmal gesagt, er sei altmodisch.« Sie lachte wieder. »Du ahnst gar nicht, wie altmodisch er wirklich ist.«
    Ich trank wortlos.
    »Weißt du, daß er jedesmal im Bett fragt, ob es mir gekommen ist, bevor er soweit ist?« Sie kicherte. »Manchmal sage ich nein, nur damit er wartet. Es macht ihn ganz verrückt.«
    »Mir scheint, du bist blau.«
    »Was ist los mit dir, Angelo?« fragte sie. »Hörst du es nicht gem, wenn ich dir von meinem Liebesleben erzähle?«
    »Wenn du die Wahrheit hören willst: nein!«
    »Du wirst so schrecklich anständig, Angelo. Wie damals draußen bei der Testbahn in Washington. Und jetzt willst du nicht mal davon reden.« Ich schwieg.
    »Ich weiß noch, wie es in San Francisco mit uns beiden war. Weißt du’s auch noch, Angelo? Es war wunderbar.« »Ich erinnere mich.« Ich erinnerte mich auch an den Kummer, als sie mich auf dem Flughafen verließ. Seltsam, jetzt tat nichts mehr weh.
    Sie kam näher zu mir, so nahe, daß ich ihren Duft in meinem Mund spürte. »Es könnte wieder so werden.«
    »Nein.«
    Sie stellte ihr Glas ab und legte ihre Arme um meinen Hals. Ihr offener Mund stürzte sich gierig auf den meinen, ihre Zunge drang in ihn ein. Nichts. Meine Hände faßten ihre Arme, und ich schob sie von mir weg.
    »Nein.«
    »Versuch es doch, Angelo!« sagte sie, ihr Blick begegnete dem meinen. »Es könnte wieder so sein!«
    »Nicht mehr, Bobbie. Nie wieder.«
    »Warum wiederholst du das ständig, Angelo?« schrie sie. »Ich liebe dich! Ich habe dich immer geliebt!«
    Diesmal zog ich sie an mich und küßte sie, bis ihre Arme herabsanken und sie mit seltsam traurigem Augenausdruck zurücktrat.
    »Du warst im Begriff, einen zweiten Irrtum zu begehen«, erklärte ich. »Von ihm zu mir laufen ist keine Lösung.«
    Nun klang ihre Stimme klar, sie war nicht mehr im mindesten blau. »Woher weißt du das?«
    Ich griff nach ihrer Hand. »Ich habe keine Musik gehört«, sagte ich. Sie schwieg eine Weile und betrachtete unsere Hände, dann zog sie die ihre zurück. »Hast du noch einen Martini im Krug?«
    Ich füllte ihr Glas und sah ihr zu, wie sie gleich die Hälfte austrank.

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