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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Dann sah er mich an. »Das müßtest du erst mal beweisen.«
    Ich lächelte. »Ich bin kein Jurist, aber es wäre ein Kinderspiel. Wenn du jetzt die Produktion der Betsy verhinderst, sind einhundertfünfzig Millionen Dollar beim Teufel.«
    Er schwieg.
    »Ich will es dir leichtmachen«, sagte ich. »Ich lass’ dir Zeit, bis ich wieder in meinem Büro bin. Und wenn ich dort nicht von dir erfahre, daß das Fließband wieder in Betrieb ist und meine Leute ungehindert arbeiten können, bekommst du und dein sauberer Freund eine Klage auf den höchsten Schadenersatz, von dem ihr je gehört habt, auf den Hals: Einhundertfünfzig Millionen Dollar!«
    Auf dem Weg zur Tür drehte ich mich nach Weyman um. »Und Sie haben genau eine Stunde, um mit den Gewerkschaftlern der UAW bei mir zu erscheinen und unseren Vertrag abzuschließen.«
    Fast hätte ich gelächelt, als ich seine Miene sah. Im Werk machten sich alle lustig, weil er das Potenzmittel Ex-Lax schluckte. Er sah nicht aus, als würde er heute eines brauchen.
    »An deiner Stelle«, sagte ich fast sanft zu Loren, »würde ich mir einen Weg ausdenken, um den heutigen Zeitungsartikel zu dementieren oder zu widerlegen, bevor er dir schaden kann.«
    Ich machte einen Umweg zu meinem Büro, für den Fall, daß sie Zeit zum Nachdenken brauchten. Ich kam an Weymans Büro vorbei und trat ein.
    »Ist Mr. Simpson hier?« fragte ich die Sekretärin.
    »Er ist eben fortgegangen, Mr. Perino«, antwortete sie munter. »Er ließ Mr. Weyman sagen, er hat eine wichtige Verabredung und ruft ihn später an.«
    Ich nickte und ging wieder. Der Mann besaß alle guten
    Instinkte eines Schakals. Er roch kommendes Unheil und wollte nicht dabeisein, wenn es eintraf. Ich beschloß, mich später am Nachmittag, wenn hier alles wieder in Ordnung war, mit ihm zu befassen. Ich lehnte mich an die Außentür meines Büros und rauchte eine ganze Zigarette, ehe ich hineinging. Ich wollte nichts riskieren. Sie sollten so viel Zeit haben, wie sie brauchten.
    Meine Sekretärin begrüßte mich: »Mr. Perino.«
    Ich blieb bei ihr stehen. »Ja?«
    »Ich bekam gerade einen merkwürdigen Bescheid für Sie aus Mr. Hardemans Büro«, sagte sie mit verdutzter Miene. »Ich habe es nicht begriffen, aber er sagte, sie würden es schon verstehen.«
    »Lesen Sie’s vor.«
    Sie las von ihrem Stenoblock ab. »Ich soll Ihnen sagen, es sei alles nach Ihrem Wunsch geregelt, er werde aber nächste Woche selbst zu Ihnen kommen, um sich von Ihnen zu verabschieden.«
    Ich lächelte, ich wußte genau, was gemeint war, und ging in mein Büro. »Okay, Jungens«, sagte ich. »An die Arbeit. Wir haben nun schon vier Tage mit diesem Blödsinn vergeudet.«
    »Wie hast du sie dazu gebracht, so schnell aufzugeben?« fragte Duncan.
    Ich grinste. »Mit meinem italienischen Charme. Ich habe gedroht, ihnen O sole mio vorzusingen.«
    Die Besprechung mit den Vertretern der UAW ging erst nach neun Uhr abends zu Ende, und da war es bereits zu spät, um Simpson nachzujagen. Der Bau eines Wagens erfordert doch beträchtlich mehr, als ihn nur vom Zeichenbrett auf das Fließband zu bringen.
    Ich hatte zum erstenmal aus nächster Nähe an einer Verhandlung mit der Gewerkschaft teilgenommen und hätte nichts dagegen gehabt, wenn es zugleich das letztemal gewesen wäre. Ich mußte aber zugeben, daß Dan Weyman geschickt verhandelte, sowenig ich den Schweinehund auch mochte.
    Er war fachkundig und genau. Bisher hatte ich nicht gewußt, wie viele verschiedene Einstufungen es an ein und demselben Fließband gab. Er wußte es. Erkannte die genaue Definition der Arbeitskompetenzen für jede Stufe. Ich war von der Tüchtigkeit und dem Scharfsinn fasziniert, mit dem er verhandelte. Ich hätte nur gewünscht, er würde nicht auf Lorens, sondern auf unserer Seite stehen. Das hinderte ihn aber nicht daran, für die Gesellschaft erstklassige Arbeit zu leisten.
    Als die Dinge an einem Punkt ein wenig schwierig wurden, legte er sich energisch ins Zeug und erklärte sie ihnen grundsätzlich. »Wir werden ein wenig nachgeben, aber auch ihr müßt uns etwas entgegenkommen.« Seine Stimme klang so ruhig, als würde er eine Vorlesung im College halten. Wie ich wußte, hatte er das auch getan, ehe er zu Ford gegangen war.

Während er seine kleine Rede hielt, beobachtete ich die Gesichter der Gewerkschaftsvertreter. Viel konnte ich darin nicht lesen, aber auch sie waren tüchtig und in ihrem Job erfahren. Von da an dauerte es noch Stunden. Aber schließlich war doch alles

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