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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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IST SICHERHEIT! GESCHWINDIGKEIT TÖTET! und dergleichen mehr. Ich hörte irgendwo hinten eine Klingel, die meine Ankunft meldete.
    Bald darauf erschien ein plumpes blondes Mädchen in einem unförmigen schwarzen Pullover und einem Minirock. »Sie wünschen?« fragte sie mit einer Stimme, die so gelangweilt wie ihr Gesichtsausdruck war.
    »Ist Mr. Simpson hier?«
    »Sind Sie mit ihm verabredet?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Ihr Name, bitte?«
    Ich sagte ihn ihr. Der gelangweilte Ausdruck ihrer Stimme und ihres Gesichts änderte sich nicht. »Nehmen Sie bitte Platz. Ich sehe nach, ob er zu sprechen ist.«
    Sie ging hinaus, und ich hörte, wie die Tür hinter ihr abgeschlossen wurde. Ich setzte mich auf die Holzbank neben einem Tisch, der mit Exemplaren der neuesten Ausgabe des wöchentlichen IASO-Nachrichtenblattes bedeckt war.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und blätterte eines davon durch. Dabei erfuhr ich alles über die Verbesserungen, die GM in den neuen 72er Vega eingebaut hatte und die man von außen nicht sehen konnte, und über die zusätzliche Leistung, die einem der Pinto bot. Das alles konnte man genausogut aus den gedruckten Anzeigen und der Fernsehwerbung der betreffenden Firmen erfahren. Ich kam zur letzten Seite, ohne einen einzigen Artikel gefunden zu haben, der sich mit der Sicherheit in Automobilen beschäftigte.
    Ich suchte nach einem Aschenbecher, um meine Zigarette auszudrücken. Weil keiner da war, stand ich auf, öffnete die Tür und warf den Stummel auf die Gasse. Durch die dünnen Wände hinter mir hörte ich Glockenschläge, und gleichzeitig setzte das leichte Vibrieren des Fußbodens und das gedämpfte Dröhnen der Pressen im Erdgeschoß plötzlich aus. Ich sah auf die Uhr: ein Viertel vor fünf. Ich war schon seit über zehn Minuten da.
    Das blonde Mädchen erschien wieder in der Tür. Ein erstaunter Ausdruck flog über ihr gelangweiltes Gesicht, als sie mich sah, sie schaute über meine Schulter. »Ist da eben jemand hereingekommen?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich habe bloß eine Zigarette rausgeworfen.«
    »Warten Sie noch auf jemand anders?«
    »Nein, immer noch auf Mr. Simpson.«
    »War seine Sekretärin nicht hier, um es Ihnen zu sagen?«
    »Nein.«
    »Verdammt!« meinte sie mit ratloser Miene. »Das ist der unordentlichste Laden, in dem ich je gearbeitet habe. Sie sollte Ihnen sagen, daß er nicht in der Stadt ist.«
    Ich sah sie an. »Stimmt das auch?«
    »Hören Sie«, sagte sie, »so wie die Firma geleitet wird, könnte er genausogut der Mann auf dem Mond sein.«
    Sie kehrte in das Büro zurück und schlug die Tür hinter sich zu, und ich ging fort. Es war fast dunkel geworden, und ich blieb auf dem eisernen Treppenabsatz stehen, um mir noch eine Zigarette anzuzünden, ehe ich hinunterstieg. Es war wohl naiv gewesen zu erwarten, daß Simpson mich auf jeden Fall empfangen würde. Besonders nach der Art, wie er neulich aus Weymans Büro verschwunden war. Von unten vernahm ich die Stimmen der Druckereiarbeiter, die ihren Arbeitsraum verließen. Auf der letzten Stufe angelangt, hörte ich hinter mir eine Stimme: »He, Sie da - haben Sie ein Streichholz?«
    »Natürlich«, sagte ich und drehte mich um. Aus dem Augenwinkel sah ich gerade noch die keulenartige Faust, die auf mein Gesicht zuschoß.
    Ich duckte mich instinktiv, aber nicht schnell genug. Die Faust schmetterte mir mit der ganzen Kraft eines Schmiedehammers ins Gesicht. Ich sank nach hinten, ein Funkenregen tanzte vor meinen Augen. Benommen schüttelte ich den Kopf, versuchte wieder klar zu sehen. Zwei Hände packten mich an den Schultern. Auch jetzt noch hatte ich keinen Verdacht, es könnte etwas anderes sein als ein Raubüberfall. Ich wollte dem Angreifer sagen, daß meine Brieftasche in meiner Hüfttasche steckte, aber meine Lippen waren wie gelähmt.
    Ich wurde an die Hausmauer gelehnt. Ich schaffte es, aus halbgeschlossenen Augen zu blinzeln. Es waren drei Männer, aber ich konnte ihre Gesichter nicht sehen, es war zu dunkel.
    Dann begann der Schmerz. Langsam. Überlegt. Methodisch. Und gekonnt. In meinen Rippen, meinem Magen, meinem Bauch, meinen Hoden. Langsam glitt ich an der Mauer abwärts, und nun begann die Pein in meinem Gesicht. Ich spürte sie an Ohren, Nase und Mund und schmeckte das warme Blut, das in meinen Mund strömte, als ich zu Boden sank.
    Und ich war immer noch nicht bewußdos, als sie mit ihren Fußtritten begannen. Irgendwo in meinem Unterbewußtsein bohrte ein quälender Gedanke.

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