Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
öffnete die Tür und griff nach mir. Mit vereinten Kräften kam ich auf die Beine und aus dem Wagen, aber weiter ging es nicht. Auch mit ihrer Hilfe konnte ich vor Schmerzen keinen Schritt machen. Ich klammerte mich an die Wagentür. »Du mußt läuten«, bat ich. »Gianni wird mir helfen.«
    Sie lief hinauf und drückte auf die Türklingel. Im nächsten Augenblick leuchteten die Lampen im Vorzimmer auf, und Gianni öffnete. Kaum hatte er meinen Namen gehört, da lief er schon die Stufen herunter und hob mich hoch, als wäre ich noch das Kind, das er einst umhergetragen hatte.
    »Dottore! Dottore!« schrie er aus voller Kehle, als wir ins Haus kamen. »Angelo! Er ist verletzt!«
    Meine Mutter tauchte als erste auf. Ein kurzer Blick auf mich, und sie drückte ihre Faust auf den Mund. »Figlio mio!« schrie sie. »Was haben sie dir getan?«
    Mein Vater folgte ihr auf dem Fuß. Er sah mich kurz an. »Trag ihn ins Behandlungszimmer«, sagte er und verzog sein Gesicht in grimmige Falten.
    Gianni trug mich durch das Haus in den Flügel, in dem die Praxis meines Vaters lag. Im Untersuchungsraum legte mich Gianni behutsam auf den weißen Tisch. Mein Vater nahm eine Injektionsspritze und eine Nadel aus dem Schrank. »Ruf in der Klinik an und laß sofort einen Krankenwagen schicken«, befahl er Gianni.
    »Kein Hospital«, sagte ich.
    Gianni zögerte, aber mein Vater warf ihm einen Blick zu, worauf er sofort zum Apparat ging.
    »Was ist passiert?« fragte mich mein Vater leise, während er die Spritze vorbereitete.
    »Ich bin von drei Männern überfallen worden«, antwortete ich und beobachtete ihn dabei.
    Ich hörte, wie meine Mutter nach Luft rang. Vater wandte sich ihr zu. »Mamma«, sagte er streng zu ihr, »du wartest draußen!«
    »Aber Angelo.« Ihre Stimme versagte.
    »Angelo wird wieder gesund«, erklärte er fest. »Das verspreche ich dir. Aber jetzt wartest du draußen.« Er schaute an ihr vorbei Cindy an, die hinter meiner Mutter stand. »Und Sie auch, mein Fräulein.«
    Meine Mutter faßte Cindy am Arm. »Sie müssen mir erzählen, was passiert ist«, sagte sie im Hinausgehen.
    Ich sah auf die Nadel, die mein Vater in der Hand hielt. »Wozu ist das?«
    »Gegen die Schmerzen. Ich muß dich jetzt gründlich säubern, und ohne das täte es noch viel mehr weh.«
    »Ich will aber nicht einschlafen. Ich muß einige Telefongespräche führen.«
    »Wen willst du anrufen?« fragte er. »Vielleicht kann ich dir helfen.«
    Ich spürte kaum, wie mein Vater mit einer einzigen geübten Bewegung meine Hose nach unten schob und mir die Spritze verabreichte. »Zuerst möchte ich mit Onkel Jake sprechen«, erklärte ich. »Onkel Jake?« fragte er. Ich hörte nur noch die Überraschung in seiner Stimme, dann beförderte mich die Spritze in das Land der Träume.
    Gianni und ich spielten im Gebüsch neben dem Haus Cowboy und Indianer. Im Augenblick war ich Tom Mix, und er war mein treues Pferd Tony, und ich feuerte meinen sechsschüssigen Revolver auf die Indianer ab, die wir durch das Dickicht verfolgten, wie wir es in der Samstag-Kindervorstellung in den Rettern der Purpursteppe gesehen hatten.
    »Brr, Tony!« schrie ich und zog an seinem Hemdkragen, als wir zur Einfahrt kamen. »Ich höre einen Planwagen.«
    Ich glitt von seinem Rücken und duckte mich ins Gebüsch. Der riesige schwarzbraune Duesenberg meines Großvaters rollte durch die Einfahrt heran. Ich wartete, bis er an uns vorbei war, dann sprang ich auf Giannis Schultern. »Ihnen nach!« schrie ich. »Wir müssen sie vor den Indianern warnen!«
    Gianni holte in wildem Galopp den Wagen ein und hielt dabei meine Beine fest, damit ich nicht hinunterfallen konnte.
    Ich feuerte meinen Sechsschüssigen in die Luft, die Patronen detonierten krachend. »Achtung, Großvater!« schrie ich. »Die Indianer kommen!«
    Durch die Fenster der geschlossenen Karosserie hinter dem Chauffeur sah ich meinen Großvater auf dem Rücksitz zwischen zwei Männern. Ein dritter saß auf dem Klappsitz vor ihnen.
    Das Auto hielt vor dem Haus. Gianni und ich standen schon auf den Stufen, als sie ausstiegen. Die beiden Männer, die mit meinem Großvater auf dem Rücksitz gesessen hatten, warteten an den Wagen gelehnt, bis er und der andere die Stufen zu uns hochstiegen.
    Ich schwenkte mein Schießeisen in der Luft. »Indianer sind im Gebirge!«
    Großvater blieb vor uns stehen. Er war kein hochgewachsener Mann, schlank, fast klein. Sogar Gianni überragte ihn mit seinem Meter siebzig. Aber das machte

Weitere Kostenlose Bücher