Der Clan
mit ihm auf, bei dem einer von euch angeschlagen wird, aber die Gesellschaft den Schaden hat?«
Ein grimmiger Ausdruck erschien in seinem Gesicht. Erstaunlich, wie sehr er seinem Großvater ähnlich sah. »Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil er ein Despot ist und ich mich von ihm nicht so vernichten lasse wie mein Vater.«
»Aber das ist doch lange her«, meinte ich. »Jetzt ist er ein alter Mann, in einem Rollstuhl.«
»Er war auch damals alt und saß in einem Rollstuhl!« unterbrach er mich. »Das hat ihn aber damals nicht gehindert und wird ihn auch heute nicht hindern!« Sein Blick wurde eisig. »Außerdem bist du nie in ein Zimmer gekommen und hast deinen Vater mit weggeschossener Schädeldecke gefunden!«
Ich starrte ihn an. »Und du bist völlig sicher, daß dein Großvater daran schuld ist?«
»So sicher, wie ich hier stehe.«
Ich stand auf. »Entschuldige meine Frage«, sagte ich. »Dein Großvater würde mich rauswerfen, wenn er wüßte, daß ich das auch nur erwähnt habe. Aber ich hatte einen falschen Eindruck.«
»Welchen Eindruck?«
»Einen Augenblick lang habe ich geglaubt, du hättest beinahe menschliche Gefühle.«
Jeffrey Stevenson, der Leiter des Sicherheitsdienstes von Bethlehem, hatte das gesichtslose Aussehen des FBI-Agenten, der er früher auch gewesen war. Sein dunkelgrauer Anzug und der neutrale Schlips trugen dazu bei, diesen Eindruck zu verstärken. Er war ein unauffälliger Mann, durchschnittlich in jeder Hinsicht, ausgenommen in einer: Er besaß die farblosesten Augen, die ich je gesehen habe. Man konnte durch sie fast bis in seinen Hinterkopf sehen. »Sie wollten mich sprechen, Mr. Perino?« Seine Stimme war so ausdruckslos wie alles übrige an ihm.
»Ja, Mr. Stevenson, danke für Ihren Besuch.« Gewöhnlich war ich nicht so förmlich. Aber ich erinnerte mich, wie wütend er gewesen war, als ich die Burns-Leute von der Testbahn fortgeschickt hatte. Er hatte das fast als persönliche Beleidigung aufgefaßt. »Nehmen Sie bitte Platz.«
»Danke«, sagte er ebenso förmlich.
Das Telefon läutete. Ich hob ab. Es war Max Evans von der Einkaufsabteilung. Er hatte ein Problem.
Ich deckte die Sprechmuschel ab, während ich ihm zuhörte. »Entschuldigen Sie«, sagte ich zu Stevenson. »Es wird nicht lange dauern.«
Stevenson nickte.
»Wir haben gerade vom Lieferanten der elektronischen Anschlüsse für die Sicherheitsgurte des Fahrersitzes einen berichtigten Kostenvoranschlag erhalten. Er ist um drei Dollar
vierzig Cents höher als der ursprüngliche.«
»Warum?« fragte ich.
»Wegen zusätzlicher Isolierung der Blei- und Erdungsdrähte, zur Erfüllung der vom Versicherungsgeber verlangten Feuerschutzund Sicherheitsauflagen.«
»Wurde das nicht durch unsere Spezifikation gedeckt?«
»Doch. Aber die Versicherung hat vor zwei Wochen ihre Vorschriften geändert.«
Dagegen konnten wir nichts unternehmen. Der FahrersitzSicherheitsgurt gehörte zum kostenlosen, ausdrücklich angekündigten Standardzubehör. Er war elektrisch an einen Motorregler angeschlossen. Wenn alle Gurte gelöst waren, ging der Wagen nicht schneller als fünfzehn Stundenkilometer. Wurde der Sitzgurt geschlossen, erhöhte sich die Geschwindigkeit auf vierzig Stundenkilometer. Beim Schließen des Schultergurts wurde der Regler völlig ausgeschaltet. Aber das kostete einen Haufen Geld: über eine Million Dollar für dreihunderttausend Wagen.
»Haben Sie das mit den Preisen anderer Lieferanten verglichen?« fragte ich.
»Ja, als wir die ursprünglichen Angebote einholten. Aber jetzt ist es zu spät. Keiner von ihnen könnte uns vor Ablauf von mindestens acht Monaten beliefern.«
»Dann bleibt uns keine Wahl.«
»Nein, Sir.«
»Einen Augenblick«, sagte ich. »Das ist doch eigentlich Sache der Kostenkontrolle. Erhalten Sie die Genehmigung für solche Dinge nicht gewöhnlich von Weymans Büro?«
»Das ist richtig«, entschuldigte er sich. »Aber heute morgen haben wir die Anweisung bekommen, alle Genehmigungen für den neuen Wagen von Ihnen einzuholen.«
»Ich verstehe.«
Ich verstand noch mehr. Es gab jede Woche Hunderte derartiger Fälle. Wenn Weyman sie mir aufladen konnte, würde ich so mit Drecksarbeiten beschäftigt sein, daß ich für nichts anderes mehr Zeit fand.
»Geht das in Ordnung, Mr. Perino?«
»In Ordnung, Max. Schicken Sie mir einen Kaufvertrag, ich werde ihn bestätigen.«
Ich legte auf und wandte mich an meinen Besucher. Ich nahm eine Zigarette und bot ihm das Paket an.
»Danke, das habe
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