Der Clan
Platz.
Loren sah sich das Schriftstück an, wandte sich um und gab es Dan Weyman, der hinter ihm saß und der es seinerseits dem Rechtsberater der Gesellschaft weiterreichte. Er sagte, ohne auf irgendeine andere Reaktion zu warten: »Mir erscheint dieser Widerruf ungesetzlich und einer vertraglichen Vereinbarung widersprechend und somit für diese Sitzung ungültig.«
Artie beugte sich vor und flüsterte schnell ein paar Worte in Alicias Ohr. Auch sie beugte sich vor, stand aber diesmal nicht auf. »Ich bin als Aktionärin bereit, einer Vertagung dieser Sitzung zuzustimmen, bis die Frage vor Gericht entschieden ist«, sagte sie.
Loren drehte sich in seinem Stuhl um und flüsterte dem Rechtsberater der Gesellschaft etwas zu. Nach einer Weile wandte er sich wieder nach vorn und zog verachtungsvoll die Schultern hoch. Es waren nur fünf Prozent, mit den Aktien der Stiftung besaß er immer noch die klare Mehrheit: vierundfünfzig
Prozent. »Der Vorsitzende ist mit dem Widerruf einverstanden«, erklärte er. »Aber er erhebt weiterhin Einspruch gegen die Anwesenheit von Mrs. Scott.« Diesmal warf Nummer Eins ein Blatt Papier auf den Tisch. »Nach dem mir in den eingetragenen Bestimmungen der Hardeman-Stiftung gewährten Recht, im Falle meines Zurücktretens von meiner Stellung als Kurator meinen Nachfolger zu bestimmen, tue ich dies jetzt und hiermit. Sie finden in diesem Dokument meinen ausdrücklichen Rücktritt als Kurator der Stiftung und die Ernennung von Mrs. Sally Scott zu meiner Nachfolgerin.«
Loren nahm das Papier und reichte es dem geschäftsführenden Direktor der Stiftung. Der Mann las es rasch durch und nickte. Loren wandte sich wieder den anderen zu. »Die Stiftung erkennt Mrs. Scott als Kurator an, und der Vorsitzende heißt sie persönlich an diesem Tisch willkommen.«
Mrs. Scott lächelte. »Danke, Loren.«
Er nickte. Schließlich brauchte ihn das nicht zu kümmern. Er hatte immer noch vier der fünf Kuratoren auf seiner Seite. »Können wir jetzt zur vorliegenden Tagesordnung übergehen?« fragte er sarkastisch.
Nummer Eins nickte freundlich. »Das können wir, mein Sohn.« Loren sah kurz jeden einzelnen der am Tisch Sitzenden an. Alle nickten zustimmend. Bis er zu mir kam. Ich schüttelte den Kopf. »Herr Vorsitzender«, sagte ich.
»Bitte, Mr. Perino.«
»Wäre es vielleicht möglich, bevor wir zum eigentlichen Zweck dieser Sitzung kommen, eine Privatsitzung nur mit jenen Aktionären abzuhalten, die Persönlichkeitsaktien der Gesellschaft besitzen, sowie mit den jetzigen oder früheren Mitgliedern der Familie Hardeman?«
Nun schaute mich auch Nummer Eins neugierig an.
»Das ist eine recht merkwürdige Forderung, Mr. Perino«, meinte Loren überrascht.
»Angesichts gewisser Informationen, die ich besitze, Herr Vorsitzender«, sagte ich ruhig, »halte ich sie für angemessen. Weil diese Informationen die Mitglieder der Familie Hardeman persönlich angehen, sehe ich keinen Vorteil darin, sie öffentlich bekanntzugeben.«
»Könnte der Vorsitzende diese sogenannten Informationen zur Einsicht erhalten, um die Berechtigung Ihres Verlangens besser einschätzen zu können?«
»Ich habe nichts dagegen«, antwortete ich, öffnete meine Aktentasche, nahm die zwei Aktendeckel heraus und trennte die Originale von den Xerox-Kopien, die ich am Morgen hatte herstellen lassen. Ich gab ihm die Kopien.
Er betrachtete sie einige Sekunden, sein Gesicht durchlief die Farbenskala von Zornrot bis Totenblaß. Schließlich sah er mich niedergeschmettert an. »Ich lasse mich nicht erpressen!« sagte er heiser. »Was ich getan habe, geschah zum Wohl der Gesellschaft!«
»Zeig mir das!« verlangte Nummer Eins.
Loren warf die Papiere wütend vor seinen Großvater auf den Tisch. Nummer Eins las sie durch. Nach einigen Minuten schaute er mich an. Ich sah in seinen Augen einen tiefen, brennenden Schmerz, und er tat mir leid. Es war ja doch sein Fleisch und Blut.
Langsam ließ er seinen Blick durch den Raum wandern. »Ich denke, wir besprechen das besser privat in meinem Büro«, sagte er müde. Und das war das Ende der Aktionärssitzung.
»Ich glaube, wir haben ein Recht zu erfahren, wie Sie zu diesen Informationen gekommen sind«, fragte mich Nummer Eins, der hinter seinem Schreibtisch saß, mit ruhiger Stimme.
»Gestern abend um neun Uhr kam ein Mann zu mir und fragte, ob ich Angelo Perino sei. Ich bejahte es. Er sagte: >Das ist für Sie<, übergab mir die Papiere und verschwand.« Das war die Wahrheit, nicht
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