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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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schon immer tun, seit ich das Haus gebaut habe, und ich hatte nie einen Vorwand dafür.«
    Er rieb sich die Hände.
    »Komm her, laß mich sehen.« Sie nahm seine Hände. Sie waren zerkratzt und schmutzig. »Du hast dich verletzt.«
    »Das ist nicht der Rede wert.« Er faßte sie am Arm und führte sie zur Vorderseite des Hauses. »Komm, gehen wir hinein.«
    »Wie denn?« fragte sie. »Ich habe zweimal geläutet. Keine Antwort.«
    »Das Personal ist noch nicht zurück«, sagte er. »Und der Butler ist nach dem Abendessen fortgegangen.«
    Sie stiegen die Stufen zum Vordereingang hoch. »Wie kommen wir denn rein?« fragte sie.
    »Ganz leicht.« Er drehte den Türknopf, und die Tür ging auf. »Sie ist nicht abgeschlossen.« Im Eintreten knipste er die Lampen an.
    »Zeig mir noch einmal deine Hände«, befahl sie.
    Er hielt sie ihr mit den Handflächen nach oben entgegen. Aus den Kratzern sickerte Blut. »Du mußt sie dir gleich waschen. Und tu was darauf, sonst eitert es.«
    »Schon gut. Ich habe Wasserstoffsuperoxyd im Badezimmer.«
    Sie folgte ihm über die Treppe ins Bad, drehte den Wasserhahn im Waschbecken auf und nahm die Seife vom Halter. »Laß mich das machen«, sagte sie.
    Er hielt die Hände unter das Wasser, und sie wusch sie behutsam. Nach einer Weile betrachtete sie die Kratzer, war noch nicht zufrieden und säuberte sie nochmals mit einem Waschlappen. »Wo ist das Wasserstoffsuperoxyd?«
    Er wies auf die Hausapotheke. Sie nahm die Flasche heraus. »Halt die Hände über das Becken!«
    Er hielt die Hände hin, und sie goß die Flüssigkeit darüber. Er zuckte zusammen und zog sie weg. »Das brennt.«
    »Sei nicht kindisch«, befahl sie. »Halt still!«
    Sie machte die Flasche leer, die Flüssigkeit brodelte und zischte auf seinen Händen. Dann nahm sie ein sauberes Handtuch von der Stange und betupfte sanft seine Hände.
    »Besser?«
    Er schaute sie an. »Ja.«
    Sie spürte, wie sie rot wurde, und senkte die Augen. »Ich mußte dich einfach sehen.«
    »Komm, trinken wir was.«
    Sie gingen hinunter in die Bibliothek. Er öffnete einen Schrank und holte eine Flasche kanadischen Whisky und zwei Gläser heraus. »Ich kann dir Eis bringen, wenn du willst.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er goß zwei Gläser voll und reichte ihr eins. »Prost.«
    Sie nahm einen Schluck, und der Whisky brannte in ihrer Kehle. Er trank sein Glas mit einem Zug aus und schenkte sich wieder ein.
    »Setz dich«, sagte er.
    Sie nahm auf der Ledercouch Platz und zog verlegen ihren Rock über die Knie, während er einen Stuhl holte und sich ihr gegenübersetzte. »Junior ist in das Haus in Ontario gefahren«, berichtete sie.
    Er schwieg.
    »Ich habe mich geweigert mitzufahren.«
    Er sagte noch immer nichts.
    »Ich will ihn verlassen.«
    Er zögerte einen Augenblick. »Was geschieht mit den Kindern?«
    »Die nehme ich mit.«
    »Wohin willst du?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht«, sagte sie erstaunt. »Es wird mir schon was einfallen.«
    Er leerte sein Glas, stand auf, ging zur Bar und füllte es wieder. Er drehte sich um und sah sie an. »Das tut mir leid.«
    »Früher oder später wäre es ja doch dazu gekommen.«
    Er zögerte einen Augenblick. »Wahrscheinlich«, meinte er und kam zu ihr zurück, »ich wollte nur nicht, daß es meinetwegen geschieht.«
    »Das weiß ich. Doch das war nicht der Grund. Ich glaube, da habe ich mir nichts vorgemacht. Aber von dem Augenblick an, als er Joe Warren kennenlernte, wurde es mit ihm immer schlimmer.«
    Er starrte sie an. »Joe Warren«, sagte er bitter. »Wohin ich komme, höre ich diesen Namen.«
    »Junior sagt, Warren hat dich wegen Körperverletzung verklagt, und der Sheriff wird dich verhaften.«
    »Ich weiß. Aber ich habe ein paar gute Freunde in der Stadt. Die sorgen schon dafür, daß nichts passiert.«
    »Da bin ich froh«, sagte sie. »Aber glaub nicht, daß es damit vorbei ist. Joe ist ein richtiger Schweinehund, der gibt nicht auf. Er hat Junior unter seiner Fuchtel.«
    »Das ist es, was ich nicht verstehe. Welche Macht besitzt er denn, zum Teufel, über Junior, daß dieser springt, wenn Warren an den Faden zieht?«
    »Weißt du das nicht?« fragte sie.
    »Nein.«
    »Joe Warren ist doch Juniors Geliebter«, sagte sie ganz sachlich.
    Ein verdutzter Ausdruck erschien in Lorens Gesicht. »Sein Geliebter?«
    Die Naivität dieses Riesenmannes, seine Blindheit gegenüber seinem Sohn wurde ihr klar und erschütterte sie. Sie sagte sehr sanft: »Ich dachte, du wüßtest es.

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