Der Clan
Werkmeisters gemeint«, sagte ihre Mutter. »Keine Fabrik stellt heute Werkmeister ein. Was willst du tun? Ewig darauf warten, daß dir einer eine Stelle anbietet?«
»Ich habe dir gesagt, du sollst dich raushalten!« brüllte der Vater. »Was soll ich denn machen? Meinen Standard drücken lassen?«
»Ich möchte bloß, daß du Arbeit bekommst«, sagte ihre Mutter hartnäckig.
»Ist genug warmes Wasser da für ein Bad?« fragte Melanie. »Ich bin so müde, ich glaube, das tut mir gut.«
Sie wollte eben in die Wanne steigen, da klopfte ihre Mutter an die Badezimmertür. »Unten bei McManus ist ein Telefonanruf für dich, von Mr. Warren.«
»Ich komme gleich«, sagte sie und angelte nach ihrem Morgenrock. Sie ging nach unten, die Tür bei McManus war angelehnt. Sie klopfte, ehe sie eintrat. Mr. McManus saß vor dem Radio, genau wie ihr Vater oben. Mrs. McManus kam zur Tür.
»Entschuldigen Sie die Störung«, sagte Melanie.
»Schon gut«, antwortete die Frau.
Melanie ging in den winzigen Vorraum zwischen der Küche und den Schlafzimmern und griff nach dem Telefon, das auf einem Tischchen stand. »Hallo.«
»Melanie?« fragte eine bekannte Stimme. - »Ja.«
»Ich möchte dich sehen, jetzt gleich. Ich liege im St.-Josephs-Hospital.«
»Ich weiß«, sagte sie. Die Geschichten und Gerüchte wurden überall in der Fabrik erzählt. »Sind Sie verletzt?«
»Ich bin gesund. Aber die dummen Ärzte lassen mich nicht raus.
Sie wollen mich zur Beobachtung hierbehalten.« »Vielleicht sollten Sie sich ausruhen.«
»Ich will dich sehen!«
»Ich wollte eben ein Bad nehmen. Außerdem dauert es fast zwei Stunden, bis ich mit der Straßenbahn hinauskomme.«
»Ich lasse dich mit einem Wagen abholen«, sagte er. »Sei in einer halben Stunde unten vor deiner Haustür.« Die Verbindung wurde abgebrochen, und sie legte auf.
Er saß im Bett, sein rechter Arm in der Schlinge an einem Gestell, sein Kopf war verbunden, und auf seiner rechten Wange klebten mehrere große Pflaster. Als sie ins Zimmer trat, wartete er gar nicht erst, bis sie ihn ansprach.
»Die Personalabteilung hat mir am Telefon erzählt, daß heute nicht die üblichen Durchschläge aus deinem Büro gekommen sind.«
»Es gab keine«, antwortete sie. »Mr. Hardeman hat keine einzige Notiz diktiert.«
»Merkwürdig. Er war vorige Woche drei Tage im Büro und hat den ganzen Tag lang Memoranden diktiert.«
»Heute gab es keine. Man erzählt sich überall im Werk, daß Mr. Hardeman Sie verprügelt hat. Was ist passiert?«
»Ich bin im Büro über einen Teppich gestolpert und habe mir den Kopf an der Schreibtischecke angeschlagen, das ist alles.«
Sie schaute ihn wortlos an. Wenn es im Büro von Nummer Zwei passiert war, wie man sich erzählte, sollte er nicht so dumm sein, ihr eine solche Geschichte aufzubinden. Mr. Hardeman jun. hatte keine Teppiche in seinem Büro.
»Deine Liste der Telefonanrufe haben sie auch nicht bekommen.«
»Mr. Hardeman hat sie mitgenommen. Außerdem hat er alle Telefongespräche über seine Privatnummer geführt. Die geht nicht über meinen Tisch.« »Und seine Besprechungen? Wer kam zu ihm?«
»Gleich am Morgen ließ er Mr. Coburn, Mr. Edgerton und Mr. Duncan rufen.«
»Worüber haben Sie gesprochen?«
»Das weiß ich nicht. Er hat mich in die Kantine geschickt. Als ich zurückkam, waren sie fort.«
»Wer kam noch zu ihm?«
Sie dachte eine Weile nach. »Am Morgen Mr. Williams vom Verkauf und Mr. Conrad vom Einkauf.«
»Worüber sprachen sie?«
»Ich weiß nicht.«
»Du hast doch den Auftrag, bei jeder Besprechung in seinem Büro das Haustelefon einzuschalten, damit du dir Notizen machen kannst!«
»Das habe ich auch getan. Aber es war nichts zu hören. Er hat jedesmal, wenn einer in sein Büro kam, den Stecker rausgezogen.«
Warren schwieg eine Weile. »War sonst noch jemand bei ihm?«
»Am Nachmittag niemand aus dem Werk.«
»Jemand von draußen?«
»Ja«, sagte sie. »Ein Mr. Frank Perino.«
»Was er mit dem gesprochen hat, weiß ich. Perino ist sein Schnapsschwarzhändler. Und Nummer Eins hat was übrig für seinen Whisky.«
»Darum ging es nicht. Mr. Perinos Sohn ist Arzt, und der Alte wollte von Mr. Hardeman, daß dieser den Sohn in einem Detroiter Hospital unterbringt. Er schien Schwierigkeiten zu haben wegen seiner Herkunft. Mr. Hardeman brachte das in Ordnung.«
Warren war überrascht. »Woher weißt du das?« »Mr. Hardeman rief mich ins Büro und verlangte Kaffee und Aspirin. Ich war die ganze Zeit mit Mr.
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