Der Clark Darlton Reader
sein mögen. Sie wissen vielleicht schon gar nicht mehr, wer ihre Ureltern waren. Aber vielleicht ist es ja auch eine fremde, uns völlig unbekannte Rasse, die sengend und mordend durch das Weltall streift. Wir hatten das Pech, ihnen bereits zweimal zu begegnen.“
„Und wir Friedfertigen löschten sie beide Male aus“, spottete Lok lachend. „Jedenfalls bin ich auf die dritte Begegnung jetzt direkt gespannt. Wann mag sie stattfinden?“
Ladam sah ihn ärgerlich an.
„Freue dich nicht darauf. Ich habe so eine Ahnung, als ob diese Begegnung entscheidend für die Entwicklung dieses Planeten wäre. Und damit entscheidend für den Fortbestand unserer Rasse hier. Ach so, da wir gerade von Fortbestand reden: Was sagst du zu meinem Vorschlag, Aleva zur Frau zu nehmen? Dann bilden wir bereits zwei Paare und haben somit eher die Möglichkeit, die kommenden Schwierigkeiten mit Erfolg zu bestehen. Die Chance, unsere Rasse zu erhalten, verdoppelt sich dadurch gewissermaßen.“
Lok hatte mit wachsendem Erstaunen zugehört. Dann aber überzog ein glückliches Lächeln sein Gesicht, und er streckte Ladam impulsiv die Hand entgegen.
„Zwar kann ich nicht begreifen, warum du so edelmütig sein willst, aber ich nehme deinen Vorschlag an. Nur … was wird Aleva dazu sagen?“
Ein Schatten huschte über das Antlitz Ladams.
„Das ist eine andere Frage – und heute werden wir sie bestimmt nicht mehr erörtern. So, und nun wollen wir aufbrechen.“
Bis zum Einbruch der Dunkelheit hatten sie den Weg zu der Felseninsel im Urwald zweimal zurückgelegt. Sie hatten den alten Lariel als erste Last zu dem sicheren Ort gebracht, dann waren Ladam, Lok und Garta noch einmal zurückgekehrt, um wichtige Gegenstände zu holen. Darunter eine Plastiktüte mit Medikamenten und Geräten und einen weiteren Ballen Zeltstoff.
Dann bauten sie drei Zelte auf, verbargen in dem einen die Vorräte und nützlichen Gegenstände, auf die sie in nächster Zeit wohl nicht verzichten konnten, in dem zweiten Zelt wurde Lariel untergebracht, bei dem Lok die Wache hielt. Ladam schlief mit Garta und Aleva in dem dritten.
Draußen war es still geworden, die Vögel waren zur Ruhe gegangen. Kein Laut drang in die paradiesische Stille dieser friedlichen Insel. Nur von ferne ertönte das fauchende Zischen eines Urweltungeheuers, Zweige brachen, als sei ein großes Lebewesen in wilder Flucht begriffen. Dann wurde das Geräusch schwächer und schwächer, bis es schließlich in erneute Ruhe überging.
Ladam fühlte neben sich die Wärme der beiden Körper.
Und genau in dieser Sekunde wußte er, daß sein Gedanke, Aleva Lok zu überlassen, der einzig richtige war. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und sagte leise:
„Nun verbringen wir unsere erste Nacht richtig auf dem Boden dieser neuen Welt. Was mag uns die Zukunft bringen? Habt ihr euch schon Gedanken darüber gemacht?“
Aleva, die links neben ihm lag, antwortete ebenso leise:
„Diese Welt ist schön, wir können ein Paradies aus unserem Leben machen. Wenn nur diese häßlichen Ungeheuer nicht wären!“
„Sie sind das wenigste, Aleva. Andere Probleme beunruhigen mich viel mehr. Zum Beispiel Lariel! Oder Lok!“
„Lariel bedeutet keine Gefahr mehr, er kann nie mehr zurück. Und Lok? Wieso bedeutet Lok für uns ein Problem? Du weißt doch, daß ich ihn liebe. Die lange Reise – verzeih, Ladam.“
Ladam wehrte ab: „Das meine ich nicht. Du wirst Lok heiraten und damit sein Weib werden. Das einzige Problem ist nur: Wie findet sich Lariel damit ab?“
Aleva drehte sich auf die andere Seite, wandte ihr Gesicht Ladam zu.
„Ich liebe Lok bereits seit langer Zeit. Lariel muß das verstehen!“
Ladam streckte sowohl nach rechts wie auch nach links beruhigend seine Hände aus.
„Wir wollen jetzt nicht mehr darüber reden, sondern schlafen., Wir werden schon die rechte Lösung finden. Auf alle Fälle soll der Fortbestand der Rasse und der Friede zwischen uns oberstes Gesetz sein. Nur danach dürfen wir unsere Entscheidungen fällen.“
Er bekam keine Antwort mehr.
Aber so lange er auch noch wach blieb, er wartete vergeblich auf das gleichmäßige Atmen von links oder rechts. Keine der beiden Frauen schlief.
Von ferne her kam das schrille Trompeten urwelthafter Saurier, die miteinander kämpften und sich um eine Beute stritten.
Vielleicht auch um ein Weibchen, dachte Ladam, ehe er endlich einschlummerte.
4
Der erste Tag dämmerte über dem Inselparadies hoch und vertrieb die Kühle der
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