Der Clark Darlton Reader
schwer, sich plötzlich nicht mehr allein zu sehen im Weltraum.“
Ladam beugte sich hinab.
„Du mußt jetzt schlafen, Lariel. Du bist noch schwach. Morgen ist ein anderer Tag. Morgen ist noch viel Zeit zum Reden.“
Der Alte nickte. Er wußte, daß er morgen alle Zeit der Ewigkeit zur Verfügung haben würde.
Sie begruben den Alten zwei Tage später am Rande der Lichtung. Er war der erste Tote nach so vielen Jahren. Ein kleiner Zufall hatte sein Ende herbeigeführt, gerade in der Sekunde, in der ihm das schönste Geschenk seines Lebens bevorstand: die Wahrheit.
Herkatl und Khmerl waren von den Menschen mit Freundlichkeit aufgenommen worden. Man hatte sich viel zu erzählen, und nach einem weiteren Tag brummte Ladam und Lok der Schädel.
Was sie alles gelernt hatten, war zuviel, um jemals in einem einzigen Tag verdaut werden zu können.
Aber sie verstanden auch die Ungeduld der freundlichen Männer, die es sich zur Aufgabe gesetzt hatten, Mu und seine beiden Freunde zu finden. Und so nahmen sie herzlichen Abschied voneinander und versprachen sich ein baldiges Wiedersehen. Bevor sie ihren Rückflug zu ihrer fernen Heimat antreten wollten, würden sie Ladam und Lok besuchen. Aber erst galt es, Mu zu finden.
Die Scheibe stieg senkrecht in den blauen Himmel hinein, um dann mit steigender Geschwindigkeit in Richtung des Meeres davonzuschießen.
Zurück blieb ein Häufchen glücklicher Menschen, erfüllt mit neuer Zuversicht und nur noch leicht von Trauer über den Tod des alten, weisen Lariel erfüllt.
7
Drei ganze Jahre hatte es gedauert, ehe Mu, Olkatl und Toltekl den kleinen Kontinent von den Sauriern befreit hatten. Rücksichtslos waren sie fast täglich mit dem Flugboot unterwegs gewesen und hatten mit ihren Explosivwaffen jede Echse getötet, die ihnen zu Gesicht kam. Monatelang hatten giftige Verwesungsdünste über den Dschungelniederungen geschwebt, und fast jahrelang noch lagen die gebleichten Knochen der Riesentiere in der grellen Sonne.
Dann endlich atmeten die Eldosianer auf, denn es gab keine Echse mehr, die ihnen oder ihren Nachkommen die Herrschaft hätte streitig machen können.
Nachkommen …?
„Noch zehn Jahre müssen wir warten, ehe wir daran denken können“, sagte Mu zu seinen Freunden, als sie eines Abends um das Lagerfeuer saßen, das sie im Innern eines tempelartigen Steinbaus entzündet hatten, um die gefräßigen Mücken zu vertreiben. Es war kühl in diesen Höhen, aber trotzdem gab es Mücken.
„Was sind schon zehn Jahre“, gab Toltekl zurück. „Zehn Jahre sind nichts im Vergleich zu der Zeit, die inzwischen auf Sonna verging. Und wir haben noch so lange zu leben. Ich möchte wissen, was unsere Freunde jenseits des Meeres machen. Ob sie glücklich sind?“
„Warum sollten sie das nicht sein? Sicher glücklicher als wir.“
Sie sannen der Bedeutung der Worte nach und nickten.
„Wollen wir sie nicht besuchen?“ fragte Olkatl.
Die beiden anderen schüttelten die Köpfe.
„Nein! Die Zeit ist noch nicht gekommen. Wir wollen hier die Heimat des neuen Geschlechtes vorbereiten – und dabei wären Kinder nur hinderlich. Warten wir, bis diese Kinder zu jungen Mädchen herangewachsen sind. Dann gehen wir sie uns holen.“
Sie starrten schweigend in die Flammen und dachten an die Zukunft ihrer Rasse.
Über ihnen leuchteten die Sterne am schwarzen Himmel.
Wieder waren sieben Jahre vergangen.
Auf der höchsten Spitze des Gebirges hatten sie einen Tempel erbaut, den sie dem Meister geweiht hatten. Ihm und ihrer Heimat, dem Planeten Sonna im benachbarten Sternsystem, mehr als anderthalb Millionen Lichtjahre entfernt.
Ihre Häuser bestanden aus Stein, da Holz mühselig aus den Niederungen geholt werden mußte. Steine jedoch gab es hier oben genügend. Ihre Ernährung bestand aus Fleisch und Pflanzen, meist jedoch aus Fischen, die sie im Meer fingen. Und das erstaunlichste war: Wenn sie von den Bergen stiegen und sich hinab zum Meer begaben, so benötigten sie keine Atemmasken mehr. Ihre Lungen hatten sich an die Atmosphäre dieser Welt gewöhnt. Auch die Telepathie als Verständigungsmittel war verkümmert und in Vergessenheit geraten.
Es war ein klarer, sonniger Tag. Toltekl war soeben mit dem Flugboot zurückgekehrt und entlud Holz, das er unten in den Ebenen gesammelt hatte. Sie wollten Vorsorgen, denn bald würde die Regenzeit anbrechen. Und noch vor der Regenzeit beabsichtigten sie einen ersten Besuch bei Ladam und Lok jenseits des Ozeans.
Es war Olkatl, der
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