Der Clark Darlton Reader
an.
„Was ist geschehen? Wo sind wir?“
„Hoch über der Erde, nehme ich an. Im All.“
„Im Weltall?“
James nickte, während er dem letzten Wort nachlauschte. Es war ein Wort, das schon immer eine besondere Wirkung auf ihn ausgeübt hatte. Weltall, Weltraum – das bedeutete Freiheit, Losgelöstheit von der Erdenschwere, Unendlichkeit und Glück. Ja, das war es: Glück!
Mike und Jules öffneten ebenfalls die Augen und sahen sich wie suchend um. Der Franzose kam zu schnell hoch und segelte wie ein großer Frosch quer durch die Kabine und stieß mit einem lauten Bums gegen eine stark gewölbte Mattscheibe. Jedoch waren Schädel und Bildschirm gleich hart, und es entstand kein Schaden.
„Was ist das?“ zeterte Jules und betastete seinen Schädel.
„Ihr Kopf“, half Mike ihm gütigst.
„Nein, ich meine das andere.“
„Sicher die Beule“, vermutete Mike boshaft.
„Ach, ich meine doch, warum ich auf einmal so leicht bin.“
„Vielleicht haben Sie abgenommen“, sagte Mike vergnügt und blinzelte James zu, der sich mit Anne befaßte. Ein Grund mehr für den Amerikaner, sich noch ein wenig mit dem Franzosen zu unterhalten. „Nein, bleiben Sie dort; tun Sie mir nichts. Seien Sie vorsichtig mit Ihren Bewegungen!“
Jules blieb auf dem Boden sitzen und strich sich über die anschwellende Beule, die tatsächlich entstanden war. Dann drehte er sich vorsichtig um und betrachtete die Bildscheibe, die seinen so hoffnungsvoll begonnenen Flug derart jäh beendet hatte. Mike bemerkte seinen Blick, und ihm kam sogleich eine Idee.
„Ob wir das Ding einstellen können? Was meinst du, James?“ wandte er sich an seinen Freund.
Der ließ Anne los und starrte Mike an.
„He?“ machte er.
Mike seufzte.
„Selbst hier kann er es nicht lassen! Ich habe gefragt, ob wir die Fernseheinrichtung in Betrieb setzen können.“
„Natürlich. Warum nicht?“
„Und wie geht das, mein lieber James?“
„Frage Jules. Er ist Fachmann.“
Jules drehte schon an den Knöpfen, und seinem zufriedenen Knurren war zu entnehmen, daß er an seinen Erfolg zu glauben begann.
James hatte sich erhoben und legte den Fahrthebel auf die Nullstellung zurück. Schließlich wollten sie ja nicht endlos in den Raum hinausfliegen. Aber er hatte nicht mit den Begleiterscheinungen des freien Falls gerechnet und wunderte sich, als er plötzlich wie ein Luftballon langsam in die Höhe stieg und sanft gegen die Decke stieß. Jules hielt sich an den Knöpfen fest und schwebte waagrecht im Raum.
Anne war geistesgegenwärtig genug gewesen, sich schnell den Gurt über die Brust zu legen und ihn einzuhaken. Nur Mike war nicht schnell genug. Anne lachte, bis ihr die Tränen kamen, als sie den Amerikaner, der bestürzt vor sich hin redete, auf dem Kopf stehen sah. Da er nichts Greifbares in der Nähe fand, ruderte er hilflos mit Armen und Beinen umher und gelangte so allmählich in die Nähe des hämisch grinsenden Jules.
„Oh!“ stöhnte Mike verzweifelt. „Bin ich betrunken?“
„Aber Monsieur!“ erinnerte ihn Jules. „Im Beisein einer Dame …“
„Gerade dann, mein Lieber, gerade dann! Oder trinken Sie etwa mit sich selbst?“
Er war inzwischen in den Bereich der Instrumententafel gekommen und sah den roten Fahrthebel in verlockender Nähe vor sich. Wenn er sich daran festhielte … Aber nein! Das Ding war ihm zu unheimlich. Auch James sah die Gefahr und rief erschrocken:
„Faß das Ding nicht an, Mike! Es könnte uns sonst passieren, daß wir mit größter Beschleunigung in die Unendlichkeit hinausschießen, das Bewußtsein verlieren und niemals wieder aufwachen.“
„Das wäre zu schade! Ich möchte zum Mittagessen wieder zu Hause sein.“
„Ich komme“, gab James dann bekannt, und sanft senkte er sich zu Mike hinab. Vorsichtig, ohne eine unbedachte Bewegung zu machen, gelangte er so an die Schalttafel und hielt sich fest. „Aufpassen! Ich gebe ein ganz klein wenig Fahrt, damit wir ein wenig Schwerkraft bekommen. Sobald ich den Neutralisator entdeckt habe, schalte ich das künstliche Gravitationsfeld ein.“
Unendlich langsam bewegte er den roten Fahrthebel und Jules’ Beine gelangten wieder auf den Boden. Aber das Gefühl, nur einige Pfund zu wiegen, blieb. Immerhin konnte man sich bewegen, ohne gleich an die Decke zu fliegen.
Es dauerte keine fünf Minuten, da begann der Bildschirm zu glühen, und mit ihm die drei anderen, die ringsum in der Kabine angebracht waren. Wie Leuchtspurgeschosse flitzten blitzende
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