Der Clark Darlton Reader
überraschend schnell schloß, vergessen.
Sie legten Ker Ga auf eine der Polsterbänke. Anne suchte nach einem Verbandskasten. Mike betätigte den ihm schon bekannten Hebel, der die Außenluke schloß. Durant tat und sagte gar nichts. Bleich und mit einem entsetzten Gesichtsausdruck starrte er auf das grün hervorquellende Blut des „Agenten“, der noch einmal die Augen öffnete und sich hochzurichten versuchte. James drückte ihn sanft in die Waagrechte zurück; aber der Sterbende ließ sich nicht beirren.
„Laß mich reden, schnell! Es ist vorbei mit mir. Höre zu, James Freema: Ich habe dir alles erklärt. Du weißt, was davon abhängt, wenn die Menschen noch nicht erfahren, daß sie von uns beobachtet werden. Ihr Selbstbewußtsein würde einen harten Schlag erhalten. Aber das wäre das wenigste. Zerstöre diese Disk. Versenke sie meinetwegen im Ozean. Ja, das wäre die beste Methode. Um meine Leiche braucht ihr euch nicht zu kümmern. Ich werde bald unsichtbar werden, zu purer Energie verwandelt. Das ist bei uns so üblich. Aber – und darum fürchten wir den Tod nicht – wir werden wiedergeboren. In neun Erdenjahren, wenn meine Energie Xo 2 erreicht, werde ich wieder leben. Ich komme zurück zu dir, James. Darum befolge meinen Rat: Tue, was ich dir gesagt habe – oder wir wären in 20, 30 Jahren Todfeinde.“
James Freema beugte sich zu Ker Ga hinab.
„Ich warte auf dich, Ker Ga. Woran werde ich dich erkennen?“
„Ich wußte es!“ Das Gesicht des Siriusbewohners leuchtete auf. „Du bist ein guter Mensch. Woran du mich erkennen wirst? Nicht notwendig; denn ich erkenne ja dich. Vergiß nur nicht, die Disk mit offener Luke zu versenken. Hörst du?“ Seine Worte wurden undeutlicher und schwerer verständlich. Unbekannte Laute mischten sich in das harte Englisch. Nur noch einmal lauschten die drei Menschen auf, nämlich als Ker Ga laut und vernehmlich sagte: „Der Kommandant von Luna-Station heißt Kri La. Nehmt euch vor ihm in acht. Wenn er erfährt …“
Ker Ga war tot, wenigstens nach menschlichem Ermessen.
Der Strahler entfiel seinen kraftlos gewordenen Händen.
Ein leises Prasseln gegen die Außenwand bestätigte James’ Befürchtung, daß man die fliegende Untertasse beschießen würde. Es gab nur ein einziges Mittel, dem sicheren Tode zu entgehen und gleichzeitig das Versprechen, das er Ker Ga gegeben hatte, einzulösen: sofortiger Start!
Eine Minute später lagen sie alle, bis auf James, festgeschnallt auf den weichen Andruckmatratzen. Mit bleichem Gesicht trat James zu der Schalttafel und zog mit einem entschlossenen Ruck den Fahrthebel vor. Fünf Sekunden hatte er Zeit.
Er eilte zu der noch freien Couch, warf sich darauf und hatte noch Zeit, Sich den Gurt über die Brust zu legen und ihn einrasten zu lassen.
Das feine Summen und Vibrieren veränderte sich nicht, als die fünf Sekunden vorbei waren. Es geschah überhaupt nichts. Nur schien er plötzlich furchtbar schwer zu werden. Sein Körper sank tief in die Polster ein, es legte sich ihm erstickend auf die Brust. Pfeifend entwich die Luft seinen gequälten Lungen. Zu sehen war nichts, da der Flugkörper keinerlei Luken hatte. Aber das Aufschlagen der auf sie abgefeuerten Geschosse hatte aufgehört. Sie befanden sich also schon auf dem Weg in das Weltall.
Weltall!
James Freema versuchte sich aufzurichten. Was sollte er im Weltall? Er wollte die Disk doch nur an einen einsamen Ort bringen, um dort zu entscheiden, was mit ihr geschehen sollte.
Das Summen und Vibrieren hatte aufgehört.
Er kam nicht hoch; das unsichtbare Gewicht hielt ihn fest.
Langsam verlor er die Besinnung.
Eigentlich war es mehr ein Einschlafen.
3
Luna-Station
Die Zeitungen der westlichen Welt hatten wieder ihre Sensation. Der Schauplatz der Geschehnisse war diesmal Frankreich.
Le Matin schrieb: „Amerikanische Militärpolizei vertrieb ‚fliegende Untertasse’. Wie wir nach Redaktionsschluß erfahren, ereigneten sich im Wald von Dorville recht geheimnisvolle Dinge. Als amerikanische Truppeneinheiten den Wald nach einem vermeintlichen Meteorkrater durchsuchten, der sich nach Beobachtungen des Observatoriums in X dort befinden mußte, stießen sie auf einer Lichtung mit der Besatzung einer gelandeten ‚Untertasse’ zusammen. Zwei Soldaten verschwanden spurlos, während der dritte von dem Todesstrahl nur etwa zur Hälfte verbannt wurde. Rasendes Maschinenpistolenfeuer führte weitere Verstärkung an die Unfallstelle. Sie sahen nur noch, wie
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