Der Clark Darlton Reader
Mißbilligung.
James schielte vorsichtig zu Mla Ga hinüber. Unbewegt stand der da und lauschte den Worten seines Kommandanten. Einmal schloß er sogar die Augen, so als schlucke er etwas hinunter. Dann aber, ehe einer der anwesenden Xoaner es verhindern konnte, machte er einen Schritt auf den Bildschirm zu und drehte an einem Knopf.
Die Mattscheibe flackerte und erlosch.
Aufgeregt sprachen die Leute der Station Phobos auf Mla Ga ein; aber dieser wehrte nur ab und schien ihnen etwas zu erklären. Mehrmals zeigte er dabei auf die Erdenmenschen. James konnte bemerken, daß die Blicke der Xoaner nicht unfreundlich waren, wenn sie auf ihn oder seine Freunde fielen. Schließlich hatte man sich geeinigt. Mla Ga trat aufatmend zurück und lächelte James zu.
„In fünf Minuten eurer Zeit werden wir starten. Es ist eure – und auch meine einzige Rettung. Kommt!“
Sechs Minuten später versanken Phobos, Deimos und der Mars hinter ihnen im Weltraum. Nach sieben Minuten war Mars nur noch ein Lichtpunkt. Vorbei an dem Gürtel der Planetoiden, rasten sie Jupiter entgegen, ließen ihn hinter sich. Neptun, Uranus und Saturn waren nicht zu sehen. Pluto kam für Sekunden in Sicht. Dann verließen sie das Sonnensystem.
Mla Ga, in einem gepolsterten Sessel sitzend, bediente die Instrumente, James saß neben ihm. Mike wandte seine Hauptaufmerksamkeit den Bildschirmen zu, die eine naturgetreue Wiedergabe des sie umgebenden Weltraums vermittelten. Jules schlief, und Anne bereitete gerade das Essen aus der Unmenge von Konserven, die sie in der kleinen Küche gefunden hatte.
Das Raumschiff glich einer riesigen Zigarre und mochte etwa 60 Meter lang sein. Der Antrieb war ebenfalls nichts anderes als eine Ausnutzung der im Weltall vorhandenen Kraftströmungen, die schier unerschöpflich waren. Das Schiff glitt auf ihnen seinem Ziel entgegen. Der Neutralisator verhinderte jeglichen Andruck, ganz gleich, wie groß Richtungsänderung oder Beschleunigung war.
„Ich werde jetzt die Lichtgeschwindigkeit überschreiten“, sagte Mla Ga zu James. „Auf den Bildschirmen macht sich das nicht weiter bemerkbar, außer durch ein unbedeutendes Flimmern. Und dann haben wir 10 Monate Zeit.“
„Sind es wirklich zehn Monate?“ fragte James.
Mla Ga sah ihn erstaunt an.
„Warum sollten es nicht zehn Monate sein? Wir werden unsere Geschwindigkeit bis zur zehnfachen der des Lichtes steigern.“
„Warum nicht bis zu 20 oder 30 LG?“
„Das … hm … geht nicht, weil dann die Reibung zu stark würde.“
„Woran sollte sich das Schiff im leeren Raum reiben?“
„Der Weltraum ist nicht gänzlich leer. Selbst wenn es alle hundert Kilometer nur ein einziges Atom gäbe, so wären das bei 30fa-cher Lichtgeschwindigkeit schon 90000 Atome je Sekunde.“
James dachte nach. Das Argument war genauso stichhaltig – oder nicht stichhaltig –, wie das von Kri La. Man verheimlichte etwas – oder aber man wußte es selbst nicht. Nun, ihm war es gleich. Er würde schon aufpassen, um die Wahrheit zu erfahren.
„Noch etwas: Was sagte Kri La, als du die Verbindung mit ihm unterbrachst?“
„Er gab mir den Befehl, euch zum Mond zurückzubringen. Außerdem riet er der Besatzung der Station, mich und euch im Falle einer Weigerung sofort zu töten. Die Leute dort aber sind Freunde von mir und Ker Ga. Ich erklärte ihnen alles und versprach ihnen, Xola von dem oft gesetzwidrigen Verhalten der Erde gegenüber zu berichten.“
„Gesetzwidrig?“
„Ja! Vor etwa fünfzig Jahren kam der Befehl, einer Begegnung mit den Menschen der Erde nicht mehr auszuweichen, um die Entdeckung der Atomkraft in die richtigen, friedlichen Bahnen zu lenken. Zu jener Zeit übernahm Kri La den Befehl. Er ignorierte Xolas Anordnung, weil er die Selbstzerfleischung der Erde will.“
James wurde mancher Widerspruch klar. Natürlich, das war das einfachste: Man ließ die Menschen weiterexperimentieren, bis sie von selbst in die Luft flogen – samt ihrem Planeten.
„Gut“, seufzte er, „ich sehe ein, daß es notwendig ist, nach Xo 2 zu fliegen. Unter Umständen kann es die Rettung der Erde sein. Nur – hoffentlich geschieht in der Zwischenzeit nichts Unvorhergesehenes.“
„Auf zwei oder drei Jahre kommt es auch nicht mehr an.“
„Das nicht, aber auf 25 Jahre, mein lieber Freund, schon!“
Mla Ga sah James lange an; dann lächelte er.
„So hast du also doch begriffen“, murmelte er vor sich hin.
Die Tage, Wochen und Monate vergingen.
James stellte die
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