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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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wenn sie sie zur Verfügung gehabt hätten.
    „Wird schon alles werden, Hal“, flüsterte Jane. „Werde ich beim Start ohnmächtig?“
    „Ich glaube, ja. Nur der Pilotensitz ist mit einem Neutralisator ausgestattet. Sobald wir die notwendige Fliehgeschwindigkeit erreicht haben, schalte ich auf Null, damit ihr alle zu euch kommt. Dann können wir langsam wieder beschleunigen und haben innerhalb eines Tages die gewünschte Geschwindigkeit.“
    „Kommst du mich dann wecken?“
    „Du wirst von selbst wach, sobald der Andruck nachläßt.“
    Noch fünf Minuten.
    Walt Kennedys freie Hand drehte am Einstellknopf des Bordradios. Ein Sprecher sagte gerade: „… und vor uns der gigantische Leib der Weltraumrakete, die in etwa viereinhalb Minuten gen Himmel brausen wird, um die Entfernung des …“
    Kennedy drehte weiter. Jazzmusik ertönte aus dem Lautsprecher, schrille Trompetentöne erfüllten die enge Kabine. Kennedy grinste zufrieden vor sich hin.
    Noch vier Minuten.
    Hanns Haller hatte die Gelegenheit benutzt, mit der freien Rechten das Tagebuch zu sich heranzuziehen und zu schreiben.
    „… somit verbleiben mir noch genau vier Minuten bis zu meinem Tode … oder zu meiner Wiedergeburt – je nachdem, wie es ausgeht. Vier Minuten! Eine lange Zeit, wenn sie einen von der Erfüllung einer Lebensaufgabe trennt, eine winzig kleine Zeitspanne, wenn sie einen vom Tode trennt. Alles ist wahrhaft relativ, besonders die Zeit. Und nun sind es nur drei Minuten. Genau 180 Sekunden! In 180 Sekunden wird Perkins auf den roten Feuerknopf drücken, und die Düsen werden aufheulen. Das Schiff wird sich vom Boden abheben, und unser Gewicht wird sich scheinbar verdoppeln, verdreifachen und schließlich verfünffachen. Aber das merken wir nicht mehr; denn die gefürchtete Ohnmacht wird uns nicht verschonen.
    Noch zwei Minuten, und alles ist vorbei: das Warten, das Ungewisse – und vielleicht das Leben. Noch zwei Minuten, und …“
    Noch anderthalb Minuten.
    Draußen hörten die Menschen, wie der Sprecher der Bodenstation zu zählen begann. Hal Perkins hörte es auch, und sein Daumen legte sich schon jetzt nervös auf den Feuerknopf.
    „… 90 … 89 … 88 … 87 … 86 …“
    Gleichmäßig rannen die Sekunden dahin.
    Weißfeld konnte die Spannung fast nicht mehr ertragen. Sie zerrte an seinen Nerven und drohte ihn völlig zu zermürben. Noch eine Minute, und alles war vorbei. Mit ihm fieberte die Menschheit; aber er wußte, daß ihre Gedanken andere waren als die seinen.
    „… 43 … 42 … 41 …“
    Hal Perkins hatte den Daumen auf den Feuer knöpf gelegt.
    Seine Blicke überflogen die Kontrollinstrumente und suchten nach irgendeinem Fehler. Aber sie fanden keinen, obwohl er beinahe wünschte, doch einen zu finden. Noch konnte er den Start aufschieben; denn sie waren an keinerlei Bodenkontrolle gebunden. Dann aber verwünschte er sich selbst und redete sich ein, daß er nur um Jane Angst habe.
    Gleichgültig kam die Stimme aus dem Lautsprecher:
    „… 13 … 12 … 11 …“
    Noch zehn Sekunden!
    Zwei Milliarden Menschen in aller Welt starrten auf den Bildschirm ihres Fernsehempfängers oder auf die Leinwandfläche in einem Kino oder im Freien.
    Weißfeld suchte die Luke, hinter der er seine Tochter wußte. Es war nichts zu erkennen. Jane lag angeschnallt auf dem Bett.
    Er dachte daran, daß sie vielleicht nicht genügend Wäsche oder Kleider mitgenommen haben könnte.
    „… 3 … 2 … 1 … Start!“
    Aus dem Heck des Raumschiffes quollen plötzlich grelle Flammen. Es schien, als wollten sie es von unten her einhüllen und verbrennen. Flimmernd glitten sie wie pure Energie an der Metallhülle hoch und ließen das Schiff hinter einem zitternden Schleier verschwinden.
    „Sie verbrennen!“ schrie eine Stimme.
    Weißfeld wurde bleich.
    Dann schien sich der silberglänzende Schiffsleib ein wenig anzuheben, begann zu steigen. Langsam, fast unmerklich, schwebte die ‚Smith 2955’ in den Himmel hinein, einen grellen glühenden Feuerschweif hinter sich herziehend. Bald konnte man nur noch den Feuerschweif sehen.
    Der Platz, auf dem die Rakete eben noch gestanden hatte, war schwarz. Man sah, welch ungeheure Energien notwendig gewesen waren, den schweren Metallkörper zu heben.
    Weißfeld starrte in den Himmel.
    Ein winziger, heller Fleck wurde zusehends kleiner und war nach weiteren zehn Sekunden verschwunden.
    Das Raumschiff hatte die Erde verlassen.
     
5
 
Der Mars
     
    Am 11. September 1956 befand sich der Mars in

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