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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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sein Freund Hal Perkins die besseren Chancen hat.
    Das war bitter, aber noch lange kein Grund zum Verzweifeln.
    Auf alle Fälle war es kein Grund, eine jahrelange Freundschaft einfach zu zerbrechen. Nur wunderte er sich, daß Hal niemals über seine Stellung zu Jane gesprochen hatte. Sicher, beide wußten sie, daß sie dasselbe Mädchen liebten; aber Hal hatte nie verraten, daß der Professor davon etwas ahnte. Und der schien etwas zu ahnen, wenn nicht sogar zu wissen.
    Walt Kennedy machte auf dem Absatz kehrt und betrat ohne zu zögern den „Messenger“, die Stammkneipe der Funker. Hier fand er schon jemanden, der mit ihm feierte.
    Man hatte sogar schon auf ihn gewartet.
    Erst gegen Morgen verließ eine singende und reichlich schwankende Gesellschaft den „Messenger“ und torkelte dem fernen Flugfeld zu.
     
    Hanns Haller saß in der kleinen Kabine, die für die nächsten Tage oder Wochen sein Heim sein sollte.
    Er schrieb in sein Tagebuch:
    … und so hatte ich mich also entschlossen, meiner alten Heimat Lebewohl zu sagen, um diese einmalige Möglichkeit nicht ungenutzt vorübergehen zu lassen. Der Flug in das All! Schon der Gedanke an sich war phantastisch und gleichzeitig überwältigend. Weltall! Doch nicht der Flug allein war es, was mich lockte. Als Biologe ist es für mich von ungeheurem Interesse, welche Antwort ich auf die Frage der Wissenschaft bekomme: Wie sieht die Flora auf dem Mars aus? Gibt es nur primitives Leben dort, in Form von Moosen, Kräutern und Gras? Oder nur Algen? Vielleicht sogar eine pflanzliche Form, die wir noch gar nicht kennen? Ich möchte die Antwort auf alle diese Fragen mit zur Erde bringen. Und ich habe den Ehrgeiz, die Beantwortung dieser Fragen keinem anderen Menschen zu überlassen.
    Ich weiß nicht, was meine Reisebegleiter jetzt machen und wie sie die letzten Stunden auf der Erde verbringen. Kennedy wird bestimmt in einer Bar hocken und sich betrinken – nicht aus Angst, o nein! Kennedy kennt keine Angst. Aber er trinkt, weil er sich über sich selbst ärgert. Ich weiß, daß er Jane Weißfeld liebt. Diese Tatsache macht mir den Abschied von der guten, alten Erde etwas schwer. Ich befürchte einen Zusammenstoß. Kennedy ist jedoch ein Mann von Charakter; und ich glaube, daß er niemals einer Frau wegen den Freund verraten wird.
    Und Jane? Sie ist eine herrliche Frau! Ich kann sowohl Hal Perkins als auch Kennedy verstehen, wenn sie um diese Frau kämpfen. Aber – müssen sie das überhaupt? Wenn sie sich entscheidet, gibt es bei zwei solch ehrlichen und anständigen Männern keine Rivalität mehr. Jeder wird sich ihrer Entscheidung beugen. Und ich glaube, daß sie sich bereits entschieden hat.
    Damit käme ich zu Hal Perkins. Er ist derjenige, aus dem ich am wenigsten klug werde. An sich ist er ein harmloser Phantast. Wenigstens könnte man das meinen, wenn man ihn flüchtig kennenlernt. Er liest seine Zukunftsromane und lebt in ihnen. Dann, eines Tages, kam diese Zukunft plötzlich zu ihm. Es war wie ein Wunder. Ich kann ihm stundenlang zuhören, wenn er von jenen Tagen mit Mr. Smith erzählt. Aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß er uns allen etwas verschweigt. Weiß er vielleicht schon, wie der Flug ausgehen wird? Das ist möglich; denn er war in der Zukunft – zwar nur vier Tage lang; aber das ist Zeit genug, ein wenig in den Geschichtsbüchern zu blättern. Wenn er jedoch so genau wüßte, daß unser Flug mißglückt – warum unternimmt er ihn dann überhaupt? Die Frage beschäftigt mich sehr.
    Er muß also wissen, daß wir mit dem Leben davonkommen. Eine Tatsache, die an sich beruhigend wirkt. Und doch gibt es einen Haken. Er sagt es uns nicht, weil wir ihn nicht danach fragen.
    Dieser Flug wird mir, wenn er gelingt, genügend Geld und Ansehen einbringen, daß ich mein eigenes Forschungsinstitut einrichten kann. Ein biologisches Institut – Wunschtraum seit meiner Studienzeit!
    Interplanetare Biologie, ein neuer Lehrzweig. Begründer: Hanns Haller.
    Ich bin verrückt; das weiß ich. Vielleicht hält man mich auch für größenwahnsinnig. Aber wenn ich in Ruhe überlege, dann weiß ich, daß ich weder das eine noch das andere bin. Vielleicht bin ich ehrgeizig.
    Der Weltraumgedanke kann nur Fanatiker begeistern. Auch Wissenschaftler sind oft Fanatiker. Sie müssen es sogar sein, wenn sie die gesteckten Ziele erreichen wollen. Meist geben sie es nicht zu, auch wenn sie es wissen sollten – was nicht immer der Fall ist.
    Ich bin Fanatiker. Ich weiß

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