Der Clark Darlton Reader
Mankow und Hal Perkins allein wollten sie unternehmen.
Lin Fuu blieb mit den beiden Frauen im Lager zurück.
Am zweiten Tag ihres Marsches erreichten Hanns Haller, Walt Kennedy und Maria Eberbach eine hohe Bodenschwelle. Vor ihnen steilte eine fast senkrechte Wand von etwa fünfzig Metern hoch, und der Kanalbach stürzte aus dieser Höhe zu ihnen herab, sich dabei immer und immer wieder an unebenen Vorsprüngen versprühend.
„Sieht bald aus wie ein Damm, was?“ meinte Walt Kennedy und betrachtete fachmännisch die nach unten ziemlich abgeschrägte, glatte Felswand.
Haller gab keine direkte Antwort, sondern zeigte nach oben.
„Wir müssen da hinauf. Egal wie!“
Der Amerikaner blickte nach rechts und nach links, dann wieder nach oben, ehe er sagte:
„Wir stehen vor einer regelrechten Stufe. Entweder befindet sich dahinter ein Tal oder eine andere Ebene, die nur eben fünfzig Meter höher liegt als die unsrige. Es wäre Zeit Verschwendung, rechts oder links den Aufstieg zu versuchen, da es dort nicht anders aussieht. Wenn Sie also nichts dagegen haben, klettern wir von hier aus.“
„Es wird halb so schlimm sein, wie es aussieht. Die ehemals glatte Wand ist verwittert und bietet uns genug Halt. Wie ist es mit Ihnen, Maria? Wird es Ihnen nicht zuviel sein?“
„Ich bin Klettern gewohnt und habe schon manchen Berg bezwungen. Und dieser ist nur fünfzig Meter hoch. Los, gehen wir!“
Eine halbe Stunde später standen sie auf der breiten Krone einer gewaltigen Sperrmauer und blickten auf die glatte Fläche eines fast unübersehbaren Stausees.
Mit hörbarem Zischen zog Haller die Luft ein, so überrascht war er. Und dann hielten sie alle drei den Atem an, als ihre Blicke auf den rechten Uferrand fielen.
Dort stand eine Stadt.
Hohe, glatte Gebäude mit flachen Dächern schoben sich bis dicht an das Wasser heran und bildeten einen krassen Kontrast zu der dahinterliegenden, trostlos toten Steppe.
Die drei Menschen sahen sich an, und ein unsicheres Gefühl des Nicht-mehr-allein-Seins bemächtigte sich ihrer, obwohl jene Gebäude ganz bestimmt nicht mehr bewohnt waren. Dazu waren die Fensteröffnungen und Türen zu zerfallen, und die herrschende Stille wurde durch keinen noch so leisen Laut unterbrochen.
„Was ist das?“ stammelte Kennedy und sah Haller fragend an.
Der zuckte mit den Schultern und flüsterte, so als habe er Angst, man könne ihn dort drüben hören:
„Die letzten Reste einer untergegangenen Zivilisation. Genauso wie die Pflanzen sind auch die intelligenten Bewohner von diesem Planeten vertrieben worden. Ich nehme bald an, es ist weniger das fehlende Wasser, als vielmehr der langsam geringer gewordene Sauerstoffgehalt der Atmosphäre, die sich erst jetzt wieder mit O anzureichern scheint. Kommt! Wir wollen sehen, ob wir noch etwas finden können. Also war der Mars doch bewohnt!“
Den letzten Satz fügte er hinzu, als habe man eine solche Möglichkeit bisher scharf abgestritten, was ja auch – richtig besehen – auf der Erde stets der Fall gewesen war. Aber nur von Leuten, die noch niemals auf dem Mars gewesen waren.
Langsam und vorsichtig schritt man über die schmale Staumauer auf die halbverfallenen Gebäude zu und erreichte diese nach etwa fünf Minuten. Es waren nicht viele, und Kennedy gab der Meinung Ausdruck, daß hier höchstwahrscheinlich die Wachmannschaften für den Stausee gewohnt hätten. Eine Theorie, die nicht so abwegig schien.
Sie erreichten das erste Haus am Ende des Damms.
Es war ein hohes, finsteres Gebäude und strahlte eine drohende Warnung aus. Wenigstens kam das den drei Menschen so vor, und unwillkürlich rann ihnen ein kühler Schauer den Rücken hinab.
„Was nun?“ fragte Kennedy und sah Haller dabei an.
„Ich denke, wir sehen uns den Bau von innen an“, meinte dieser.
Der Amerikaner nickte zögernd und schlug vor:
„Ist es nicht besser, wenn nur einer von uns hineingeht? Wenn er irgendwelche Entdeckungen macht, kann er die anderen ja rufen. Ebenso dann, wenn er Hilfe benötigt. Man kann ja nie wissen!“
„Ein vernünftiger Vorschlag“, stimmte Haller zu. „Wer geht denn?“
„Ich natürlich“, erbot sich Kennedy. „Sie müssen auf Frau Eberbach aufpassen!“
Maria wurde ein wenig rot und sah Haller hilflos an. Der jedoch schlug Kennedy nur auf die Schulter und meinte:
„Dann los! Sehen Sie zu, daß Sie die Erbauer dieses Stausees finden – und wenn es nur Kaninchen sein sollten.“
Kennedy schluckte diese Anzüglichkeit ohne
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