Der Clark Darlton Reader
sie die Maschine und stellten die Kontrollen auf die Zahl 2950.
Als sie ihr nach wenigen Minuten wieder entstiegen, hätte keiner von ihnen zu sagen vermocht, in welchem Jahr sie gelandet waren. Der Unterschied war nicht allzu groß, weder zur Vergangenheit noch zur Zukunft. Nur Smith wußte, daß sie noch weit vom Jahr 2950 entfernt sein mußten. Aber er hätte ein Jahr seines Lebens darum gegeben, wenn er genau hätte erfahren können, wie weit sie noch davon entfernt waren.
Doch Yutal war nicht zu unterschätzen.
Unruhig lief er auf dem losen Sand hin und her und schien nach etwas ganz Bestimmtem zu suchen. Endlich wandte er sich an Smith.
„Mit der Maschine muß etwas nicht in Ordnung sein. Wir befinden uns niemals im Jahre 2950!“
„Und warum nicht?“ erkundigte sich Smith, der genau wußte, warum.
„Ich vermisse die Spuren des Transportwagens, der uns nach hier brachte. Außerdem suche ich vergeblich nach der Verpackung der Zeitmaschine, die sich ja bekanntlich in einer Kiste befunden hatte, als wir nach hier kamen. Wir sind also nicht in den rechten Zeitpunkt zurückgekehrt.“
Smith zuckte die Schultern und sagte:
„Das ist mir an sich völlig gleich. Ich finde es hier sehr nett zu leben. Nur möchte ich wissen, in welchem Jahr wir uns befinden, damit wir uns auf eventuelle Geschehnisse, die aus der Geschichte bekannt sind, vorbereiten können. Zum Beispiel auf die Landung der beiden Raumschiffe von der Erde.“
Der Japaner starrte ihn mit offenem Mund an.
„Du glaubst doch nicht, daß noch so viele Jahre bis 2950 fehlen?“
„Warum denn nicht? Möglich ist alles.“
Yutal betrachtete ihn mit einem mißtrauischen Blick und wandte sich dann ab. Den ganzen Tag untersuchte er die Maschine, konnte aber keinen Fehler finden. Erst zum Schluß kam er auf die Idee, die Energiekammer zu öffnen. Da wurde ihm klar, daß sie Gefangene der Zeit waren.
Sie würden niemals mehr in ihr eigenes Zeitalter zurückkehren.
Mehrere Wochen vergingen. Mit Hilfe der wenigen Ausrüstungsgegenstände war es den drei Gestrandeten gelungen, sich in einem der kleineren Häuser wohnlich einzurichten. Smith hatte einen Lähmstrahler mitgenommen, der nun dazu diente, Kaninchen zu fangen. Es gab Kaninchen, gebraten, gebacken, gekocht und roh. Als Suppe, als Steak, als Gehacktes oder als ganzen Braten. Je nach Appetit. Dazu verstand es Myra meisterhaft, aus den vorhandenen Pflanzen wohlschmeckende Mahlzeiten zu bereiten. Allmählich söhnte sich auch der Japaner mit seinem Geschick aus und betonte des öfteren, er hätte sicherlich auch im Jahre 2950 keine Frau mehr bekommen. Und Kaninchen schmecke doch besser, als er stets angenommen habe.
Smith hatte Yutal alles erzählt, was er während seines kurzen Aufenthaltes im Jahre 1955 erlebt hatte. Der Japaner hatte die Stirn gerunzelt und lange überlegt. Endlich sagte er:
„Die Erfindung der Zeitmaschine an sich ist keine Unmöglichkeit, aber die Geschicke der Zeit zu ändern und den Lauf der Dinge derart zu beeinflussen – das ist eine Unmöglichkeit! Wenn ich diese Maschine nun nicht zufällig in Europa repariert hätte, dann hättest du ja niemals den Menschen des Jahres 1955 das Geheimnis der Raumfahrt bringen können. Deine Vorfahren wären niemals geboren worden – nein, mein lieber Smith! Man soll nicht darüber nachdenken, sonst wird man verrückt. Wie ich aus den Geschichtsbüchern erfahren habe, gab es auch im Jahre 1956 Leute, die ein manövrierfähiges Raumschiff erbauten, ohne je mit den Amerikanern zu tun zu haben.“
„Sie haben einen Spion in Yellow Sands gehabt, der ihnen zu den Plänen verhalf.“
„Also zu deinen Plänen? Das ist allerhand! Man müßte die Burschen …“
„Vielleicht hast du bald Gelegenheit dazu, Yutal“, schloß Smith die Unterhaltung. „Der Anzahl der vorhandenen Karnickel und der Entwicklung der Flora nach zu urteilen, befinden wir uns etwa in der Mitte des 20. Jahrhundert.“
Yutal gab keine Antwort mehr, aber in seinem Gehirn entstand der Plan, ein einmaliges Experiment durchzuführen. Wenn die gestrandeten Raumfahrer keine Gelegenheit hatten, hier zu siedeln und sich im Laufe der Jahrhunderte zu vermehren, so müßte doch eigentlich …
Der Gedanke war zu groß, um weitergedacht zu werden.
Dann, eines Tages – Smith befand sich auf einer Tour mit Myra zu dem südlichen Gebirge – geschah das lang Erwartete.
Yutal war in den Kellern des Hauses umhergestreift und hatte einen noch unbekannten Gang entdeckt, der
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