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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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als die Geräusche der Nacht – die Schreie und Flüche zorniger Gefangener, das laute Klirren vergitterter Türen, als der Nachtdienst seine Routinegänge absolvierte – ihn nicht schlafen ließen, war die Hoffnung schließlich erstorben, und die Wahrheit begann seinen Geist so wirksam zu peinigen wie die kalte Zelle und die harte Pritsche seinen Körper.
    Vielleicht hätte ich sie einfach umbringen sollen, sagte er sich. Dann hätte sein Wort gegen eine Tote gestanden. Wäre das nicht was gewesen? Nach einem Mord wegzulaufen, anstatt im Knast zu landen, weil man versucht hatte zu helfen. Aber zum Teufel damit – die Jungs, denen er im Gefängnis begegnet war, hatten Recht: Wenn sie dich mal geschnappt haben, ist's vorbei. Schuldig oder unschuldig – es hieß, die Cops gegen dich, und die Cops gewannen immer. Also musste er es durchstehen. Er würde seine Zeit absitzen, sich alle Schwierigkeiten vom Hals halten und sobald wie möglich rauskommen. Und dann ...
    Aber daran konnte er nicht einmal denken. Konnte nur an den gähnenden Abgrund denken, der vor ihm lag. Ein Abgrund, in den er gestürzt zu werden drohte und in dem es nichts gab außer Zellenblocks, Langeweile und ständiger Angst.
    Um ihn herum wurden Stimmen laut, Zellentüren knallten. Er stand auf und zog seine Sachen an – es waren dieselben, die er seit einer Woche trug; Heather hatte sie ihm gebracht und die anderen nach Hause mitgenommen.
    Heute hätte sie ihm wieder frische gebracht, nur wurde er heute nach Rikers verlegt.
    Sein Körper funktionierte wie benommen, mehr aus Gewohnheit denn aus bewusstem Antrieb, und er befolgte die Morgenroutine, bis er eine Stunde später vor einer der Zellen in einer endlos langen Reihe stand. Er trug Handschellen und zwei C.O's flankierten ihn, doch kein anderer Gefangener war zu sehen. Dann öffnete sich die Tür, und er trat hinaus in die Durchgangsschleuse zwischen Detention Center und dem Criminal Courts Building. Obwohl die Morgendämmerung noch nicht ganz angebrochen war, wurde die Dunkelheit in dem von schweren Toren, umgebenen Hof von Flutlichtern verdrängt, und er konnte die Brücke sehen, die zwei Stockwerke höher den Hof überspannte und die beiden Gebäude verband. In der Nähe des Eingangs zum Gerichtsgebäude wartete ein Bus, der den ersten Schwung von Gefangenen von Rikers Island gebracht hatte, denen heute der Prozess gemacht wurde.
    Während der nächsten Stunden würden sie in den Durchgangszellen warten müssen wie er an dem endlos langen Tag seines Prozesses gewartet hatte.
    Bevor er das Gebäude betrat, drehte der letzte Gefangene sich um und starrte Jeff an. Dem Mann war klar, wohin Jeff an diesem Morgen gebracht werden sollte; er lächelte und fuhr sich mit der Zunge anzüglich über die Lippen. Nach einem kurzen Blinzeln in Jeffs Richtung reagierte er auf den leichten Stoß des Wärters und betrat das Gerichtsgebäude.
    Wenige Meter entfernt, von zwei weiteren C.O's bewacht, parkte ein fensterloser schwarzer Ford-Kleinbus. »Ziemlich vornehm«, stellte einer der Beamten fest und verzog die Lippen zu einem sarkastischen Grinsen. »Ihre Privatlimousine.«
    Jeff schwieg; er hatte inzwischen gelernt, dass er auf Scherze der Beamten nicht eingehen durfte.
    Während die beiden Wärter vom Detention ihn zu dem Wagen begleiteten, öffneten die beiden anderen die Hecktür. Jeff zog den Kopf ein, kletterte in den Transporter und setzte sich auf die erste Bank. Ein schwarz lackiertes Metallgitter trennte ihn von der nächsten Bank, zu der man nur durch eine seitliche Tür gelangte. Vor diesem Gitter war ein nächstes und eine andere Bank, davor ein weiteres und dann die Fahrerkabine. Als Jeff sich, noch immer mit Handschellen gefesselt, setzte, knallte hinter ihm die Tür zu, und das Vorhängeschloss klickte gegen das schwarze Heck.
    Gleich darauf schob sich einer der Beamten hinter das Steuer, und der andere stieg auf der Beifahrerseite ein.
    Obwohl es durch die drei engmaschigen Gitter und die Windschutzscheibe kaum zu sehen war, beobachtete Jeff, wie das große Tor aufschwang, das der Kleinbus passierte und gleich darauf nach rechts abbog. Einen Block später bog er links ab und fuhr dann drei Blocks geradeaus. Als der Wagen abermals nach links abbog, erhaschte Jeff einen Blick auf das Straßenschild.
    Elizabeth Street.
    In den letzten Minuten vor Tagesanbruch war die Straße fast leer, bis auf ein paar schwerfällig dahinrumpelnde Laster; die Ampel vor ihnen wurde grün, und der Transporter

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