Der Club der Gerechten
Punitive Unit.
»Es ist Zeit.« Obwohl sie leise sprach, um die anderen Gefangenen nicht zu wecken, die vielleicht schliefen, riss Jagger die Augen auf. Er fuhr hoch und starrte sie an, und wie immer musste JoAnna sich gegen das überwältigende Verlangen wehren, vor dem verzehrenden Zorn zurückzuweichen, der in dem Mann brannte.
»Stehen Sie auf und drehen Sie sich um, Rücken zur Tür, die Hände hinter dem Rücken.«
Jaggers Augen schweiften ganz kurz zu JoAnnas Helfer ab, Ruiz, der ein paar Meter entfernt stand und mit einer Videokamera jede Sekunde der Überstellung filmte. Jagger gehorchte wortlos. Als er sich zu seiner vollen Größe von einssechsundneunzig aufrichtete – die Gestalt massig, fast zweihundertfünfzig Pfund tätowierter Muskeln –, überragte er JoAnna wie ein Berg, und wieder musste sie sich beherrschen, um nicht vor ihm zurückzuweichen.
Erst nachdem sie ihm die Hände auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt hatte, öffnete JoAnna die Tür. Er wollte sich umdrehen, aber JoAnna griff nach der Kette zwischen den Handfesseln und hob seine Arme gerade hoch genug an, um ihm zu verstehen zu geben, wie weh es tun würde, wenn sie sie höher hob. »Wir wollen es ganz ruhig und langsam angehen lassen«, sagte sie.
Von Ruiz' Kameraobjektiv begleitet, steuerte sie Jagger aus der Zelle und die Treppe zum Hauptstockwerk hinunter.
Direkt hinter dem Eingang zur CPU blieb sie stehen, während zwei andere Beamte Jagger Fußfesseln verpassten, eine Kette um die Taille legten und seine Hände vor seinen Körper brachten, wo sie an die Kette angeschlossen wurden. Dann bewegten sie sich langsam auf den Haupteingang zu und warteten, bis jedes der mit Stahlgittem gesicherten Tore sich hinter ihnen geschlossen hatte, bevor das nächste aufging.
Zwanzig Minuten nach Mitternacht traten sie aus dem Gebäude, wo ein schwarzer Kleinbus wartete. Ein Captain und ein Beamter der Emergency Service Unit nahmen den Gefangenen in Empfang. Zwanzig Minuten später hielt der Kleinbus vor dem Eingang der Notfall-Abteilung des Krankenhauses. Vier uniformierte Pfleger erwarteten sie mit einer Krankentrage. Die beiden Gefängnisbeamten stiegen aus, einer beobachtete den verlassenen Gehsteig nach beiden Richtungen, während der andere das Vorhängeschloss an der Hecktür des Transporters aufsperrte.
Jagger stieg aus.
»Legen Sie sich auf die Trage«, sagte ein Pfleger.
Als Jagger nicht sofort gehorchte, versetzte einer der Beamten ihm mit dem Lauf der MP-5, die er im Arm hielt, einen Stoß. »Haben Sie nicht gehört?«
Mit vor Zorn glühenden Augen legte Jagger sich auf die Trage.
Die Pfleger zogen die Haltegurte fest an.
Zwei gingen der Trage voraus, zwei schoben sie schnell durch den Eingang, einen langen Flur entlang und in einen wartenden Aufzug.
Die Tür schloss sich, aber anstatt auf einen Knopf zu drücken, der den Aufzug nach oben in die Kranken-Abteilungen brachte, steckte einer der Pfleger einen Schlüssel in ein Schloss, drehte ihn herum und drückte auf einen Knopf, der den Aufzug nach unten schickte.
Im zweiten Untergeschoss schoben sie die Trage durch einen langen Flur bis ans Ende, durch zwei dunkle Räume und schließlich in einen dritten, der nur von einer einzigen Glühbirne erleuchtet wurde, die in einem Metallkäfig von der Decke hing.
Am anderen Ende gab es eine Metalltür.
Einer der beiden Pfleger holt einen Schlüssel heraus und sperrte die Tür auf.
Dahinter war nur Dunkelheit.
5. Kapitel
Falls Jeff überhaupt geschlafen hatte, waren weder Körper noch Geist zur Ruhe gekommen. Die dünne Matratze, die auf dem kalten Metall der Pritsche lag, war kaum weicher als der Stahl selbst; seine linke Hüfte war taub, sein ganzer Rücken fühlte sich wund an, und seine linke Schulter schmerzte von dem Gewicht, das sie die ganze Nacht getragen hatte. Jeder Muskel seines Körpers schien jetzt schwächer zu sein als am Abend vorher, als sei er stundenlang gerannt anstatt zu schlafen. Sein Geist fühlte sich nicht besser an als sein Körper, denn während die endlosen Minuten dahinkrochen, legte sich die furchtbare Realität dessen, was geschehen war, noch lähmender auf sein Bewusstsein. Anfangs hatte sein Kopf sich geweigert, die Wahrheit zu akzeptieren, hatte sich noch immer an einen jämmerlichen Funken Hoffnung geklammert, dass sogar noch jetzt, nachdem Prozess und Urteilsverkündung vorüber waren, etwas geschehen werde, das ihn aus der surrealen Welt erlöste, in der er gefangen war. Aber
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