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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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da?«
    »Ich wollte mit dem Beamten reden«, sagte er. »Ich musste herausfinden, was geschehen war und ich ...« Er zögerte und fuhr dann fort: »Ich musste ihn selbst sehen.«
    Zum ersten Mal streckte Mary die Hand aus und berührte Keith, ihre Finger blieben einen Augenblick auf seinem Arm liegen. »Du hättest mich mitnehmen sollen«, sagte sie. »Ich hätte bei dir sein sollen.«
    Sich des entsetzlichen Anblicks erinnernd, zu dem er sich gezwungen hatte – das verkohlte Fleisch und die zerstörten Züge –, schüttelte Keith den Kopf. »Nein«, sagte er mit rauer Stimme, während er um Beherrschung rang. »Niemand sollte sehen müssen, was ich gesehen habe. Aber ...« Seine Stimme erstarb. Er war drauf und dran gewesen, ihr von dem Tattoo und dem Zweifel zu erzählen, der in ihm geweckt worden war, doch jetzt fragte er sich, ob er es wirklich sollte. Wenn er es ihr sagte und sich irrte ... Das Klingeln seines Mobiltelefons unterbrach seine Gedanken.
    »Ich habe eben gehört, was geschehen ist«, sagte Heather Randall mit zitternder Stimme. »Daddy hat mich angerufen – er hat gesagt, es sei ein schrecklicher Unfall gewesen, aber ... ich kann – ich kann's einfach nicht glauben – nicht Jeff! Er ...«
    »Heather, hören Sie mich an«, fiel Keith ihr ins Wort. »Erinnern Sie sich an Jeffs Tattoo?«
    »Sein Tattoo?«, wiederholte sie. Es klang benommen, als habe sie nicht ganz verstanden, was er gesagt hatte.
    »Die Pyramide. Die Pyramide und die Sonne.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen, als habe sie noch immer nicht verstanden, aber dann erwiderte sie: »Natürlich erinnere ich mich.«
    Während seine Frau ihn neugierig anstarrte, schlug Keiths Puls schneller, wie vor einer Weile im Wagen. »Und – hatte er es noch?«
    »Ob er es noch hatte?«, fragte Heather ratlos. »Natürlich hatte er es noch. Warum denn nicht?«
    Keith sagte so neutral wie möglich: »Die Leute lassen sich so etwas manchmal entfernen.«
    »Jeff nicht. Er liebte sein Tattoo.«
    »Und Sie sind sicher, dass er es noch hatte?«, wiederholte Keith eindringlich.
    »Natürlich bin ich mir sicher«, antwortete Heather. »Ich meine ... Mr. Converse, was ist los? Warum ist Jeffs Tattoo so wichtig?«
    Keith zögerte – einerseits wollte er Heather von dem Gedanken berichten, der sich in seinem Kopf eingenistet hatte, aber ebenso groß war sein Wunsch, ihr falsche Hoffnungen zu ersparen – falls es sich herausstellte, dass er sich irrte. Doch Marys Gesichtsausdruck machte ihm klar, dass es schon zu spät war, und was sie sagte, bestätigte es ihm.
    »Was ist los, Keith?«, fragte Mary. »Warum fragst du nach dem Tattoo?«
    Keith zögerte, dann sagte er es ihr: »Ich bin fast sicher, die Leiche, die ich heute Morgen sah, war nicht tätowiert.«
    »Du meinst – es war vielleicht gar nicht Jeff?« Mary hatte sofort begriffen, was er meinte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Keith, der noch immer versuchte, Mary und Heather zu schützen, falls er sich irrte.
    »Ich will es sehen«, sagte Mary. »Ich muss es selbst sehen.«
     
    Ungefähr zwei Stunden später stand Keith wieder im Leichenschauhaus vor der Schublade, in der die Leiche lag, die er am Morgen betrachtet hatte. Diesmal aber hatte er Mary auf der einen und Heather Randall auf der anderen Seite.
    »Ich muss ihn selbst sehen«, hatte auch Heather gesagt, die direkt hinter der Eingangstür des Leichenschauhauses auf sie gewartet hatte. Und wie bei Mary waren alle Bemühungen von Keith gescheitert, sie von ihrem Entschluss abzubringen. Wie Mary hatte auch Heather darauf bestanden.
    Als die Schublade jetzt herausgezogen wurde, bohrten sich ihre Finger in den Muskel seines linken Arms. Der Gehilfe – ein anderer als heute Morgen – zog das Laken zurück, und Mary stöhnte erstickt auf vor Entsetzen. Sie wandte sich ab, stützte sich auf ihren Mann und kämpfte gegen die Übelkeit an, die in ihr aufgestiegen war.
    Der Gehilfe sah Keith fragend an. Dessen Magen verkrampfte sich, als er wieder hinunterschaute auf die verkohlten Überreste, die heute Morgen aus dem brennenden Autowrack gezogen worden waren.
    Seine Augen richteten sich auf die Stelle, an der das Tattoo hätte sein sollen.
    Doch alles, was er sah, war verbranntes Fleisch.

8. Kapitel
     
    Er war nicht verrückt.
    Ganz egal, was alle sagten, Francis Jagger wusste, dass er nicht verrückt war.
    Er hatte das Mädchen töten müssen. Er hatte sogar versucht, sie zu warnen. Als sie sie kennen lernten, hatte er sie vor Jimmy gewarnt. Ihr

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