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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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noch hinein und kauerte nervös am äußersten Rand eines Sitzes, bis der Zug den Bahnhof hinter sich gelassen hatte und sie außer Reichweite des Bahnpolizisten war. Verdammte Tillie! Woher weiß sie es nur immer, wenn mit mir was nicht in Ordnung ist? Manchmal kommt es mir vor, als könnt sie direkt in meinen Kopf reinschaun. Abgesehen davon, dass Tillie nur zum Teil Recht hatte – Jinx hatte nicht nur Jeff Converse süß gefunden. Da war auch noch etwas anderes.
    Er schien einfach nicht zu den Typen zu gehören, hinter denen die Jäger her waren.
    Ganz bestimmt war er nicht wie der andere Typ – dieser Jagger. Den hatte sie überhaupt nicht gemocht. Etwas an seiner Art, sie anzusehen, ließ sie schaudern. Auch wenn Jagger nicht gesagt hatte, warum er im Gefängnis gewesen war, Jinx war sicher, dass sie es wusste – er hatte jemanden umgebracht, und zwar eine Frau.
    Aber nicht Jeff. Seine Augen waren sanft gewesen. Und doch wussten alle, dass die Männer, hinter denen die Jäger her waren, zu sterben verdienten – das war ja der Sinn der Jagd, oder? Die Jäger erledigten nur Leute, die es verdient hatten, hingerichtet zu werden.
    Der Zug hielt an der 110 th Street, und Jinx ertappte sich dabei, dass sie auf die Stelle starrte, wo Bobby Gomez im vergangenen Frühjahr eine Frau überfallen und beraubt hatte. Sie wünschte, sie wäre in dieser Nacht nicht mit Bobby zusammen gewesen, und seit sie gesehen hatte, was er mit der Frau anstellte, tat sie ihr Möglichstes, ihm aus dem Weg zu gehen. Er hatte gesagt, er wolle ihr nur die Handtasche klauen. Doch danach hatte es für Jinx ganz und gar nicht ausgesehen.
    Es hatte so ausgesehen, als versuche er die Frau umzubringen, und er hatte erst aufgehört auf sie einzuschlagen, als Jinx gerufen hatte, dass jemand käme. Sie und Bobby waren so schnell im Tunnel verschwunden, dass sie nicht einmal sagen konnte, ob es ein Cop war, der sich auf dem Bahnsteig näherte. Nicht, dass das wichtig gewesen wäre, wichtig war nur, dass sie fliehen konnten und Bobby die Frau nicht getötet hatte.
    Von da an hielt Jinx sich von Bobby so fern wie nur möglich, und als sie vor ein paar Tagen hörte, dass er verschwunden war, fühlte sie sich erleichtert – eine Sache weniger, die ihr Kopfzerbrechen bereitete. Doch instinktiv mied sie die Station an der 110 th Street noch immer.
    Sie stieg an der 116 th Street aus, ging zum Broadway hinauf und überquerte die Straße zum Campus der Columbia Universität. Columbia war, seit sie es vor zwei Jahren zufällig dorthin verschlagen hatte, zu einem ihrer Lieblingsplätze in der Stadt geworden. Stundenlang konnte sie auf dem Gelände umhergehen und davon träumen, in dem reich verzierten Backsteingebäude Vorlesungen zu besuchen. Einmal hatte sie sich fast in einen Hörsaal eingeschlichen, doch im letzten Moment hatte sie der Mut verlassen, denn sie war sicher, irgendjemand werde sofort erkennen, dass sie nicht hierher gehörte und sie hinauswerfen. Aber vom Campus konnte man sie nicht verjagen.
    Als sie eben das große Tor passieren wollte, blieb sie plötzlich stehen. Ein paar Meter entfernt schob ein Mann einen Rollstuhl über den Gehsteig, in dem eine Frau saß, die nicht viel älter war als Jinx.
    Eine Frau, die ihr merkwürdig bekannt vorkam.
    Als Mann und Rollstuhl näher kamen, wusste Jinx auf einmal, wer es war. Die Frau aus der U-Bahn – die Frau, die Bobby Gomez letztes Frühjahr überfallen hatte.
    Jinx wandte sich sofort ab und lief schnell durch das Tor und auf den großen viereckigen Innenhof in der Mitte des Campus' zu. Sie wagte es nicht, zurückzuschauen. Wenn die Frau sie erkannte und die Polizei rief ...
    Sie wandte sich nach Süden, fing an zu rennen und rannte immer weiter, bis sie den Campus an der 114 th Street verließ. Und noch weiter nach Süden ging sie, über den Anblick der Frau so außer sich, dass sie an der nahen Station in der 110 th Street vorüberlief und erst in der 103 rd in der U-Bahn verschwand.
    Als der Zug schließlich rumpelnd in die Dunkelheit der Tunnels eingetaucht war, fühlte sie sich wieder sicher. Wenn diese Frau sie erkannt hätte ...
     
    Das nagende Hungergefühl sagte Jeff, dass der Tag zu Ende ging. Daher wusste er auch, dass mit dem schwindenden Tageslicht die Hoffnung, die ihn bisher aufrecht gehalten hatte, in der Dämmerung eines New Yorker Abends vergehen würde – selbst dann, wenn sie bis dahin einen Platz gefunden hätten, der ihnen einen Ausblick aus den Tunnels erlaubte. Als der

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