Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der Lust

Der Club der Lust

Titel: Der Club der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
Vom Netzwerk:
zog er wütend die Augenbrauen zusammen. Es hatte gerade angefangen zu regnen.
    «Gut. Wenn du mir schon nicht sagen willst, wer dich bezahlt, kannst du mir dann wenigstens verraten, woher du Steven Small kennst? Er hat mir erzählt, dass du ihm meine Handynummer gegeben hast.»
    «Hör mal, darüber kann ich hier und jetzt nicht reden», fauchte Alex, sprang auf und schüttelte ergebnislos seinen Sakko aus, der von den dicken Regentropfen schon ganz gescheckt war. «Dieser Anzug hat ein Vermögen gekostet, verdammt! Und jetzt ist er gleich ruiniert. Lass uns irgendwohin gehen, wo es trocken ist.»
    «Und wohin?» Natalie war auch aufgestanden und lief hinter Alex her, der bereits auf der Suche nach einem Unterstand war, um sein kostbares Designer-Stück zu retten. Und natürlich musste er auch seine Schuhe vor der Feuchtigkeit schützen.
    «Komm mit, meine Wohnung ist ganz in der Nähe!»
    Auch noch eine Wohnung im Zentrum, dachte Natalie, während sie ihm hinterherrannte. Ihrer eigenen Kleidung würde das bisschen Regen nichts ausmachen. Schließlich hatte sie sich seit ihrer Ankunft in Redwych eher praktisch angezogen und ihre schicken Business-Outfits zusammen mit ihrem angesehenen Job beim
Modern Examiner
zurückgelassen.
    Es dauerte nur ein paar Minuten, und sie erreichten Alex’ Wohnung. Genau wie die Anzüge und das Auto schien auch sein Zuhause weitaus mehr zu kosten, als es sich ein schlecht bezahlter Provinzjournalist je leisten konnte.
    Der Lohn der Sünde, dachte Natalie sich, als sie ihrem Kollegen in sein exquisit, aber schlicht eingerichtetes Wohnzimmer folgte. Das Gebäude war zwar alt, die Inneneinrichtung dagegen überaus modern. Aber nicht auf eine aufdringliche, der Bauweise des Hauses widersprechende Art und Weise. Die Wände waren weiß und die Möbel aus leichtem, poliertem Holz. Die vorherrschenden Farben waren Rot, Hellbraun und Ocker.
    «Nimm dir einen Drink, wenn du Lust hast», sagte Alex ungnädig und verschwand dann in Richtung Schlafzimmer, um sich der möglichen Flecken auf seinem Anzug anzunehmen.
    «Okay», rief Natalie ihm hinterher, obwohl nur noch sein Rücken sichtbar war. Auf einem Tablett stand eine ganze Reihe von hochprozentigen Spirituosen zusammen mit einigen edlen und selten aussehenden, blassen Sherrysorten, die Natalie sehr verlockend erschienen.
    Schließlich entschied sie sich für einen Gin, den sie aber großzügig mit Tonic aufgoss. Da sie aus Alex’ Schlafzimmer keine weiteren Laute hörte, sah sie sich in aller Ruhe im Wohnzimmer um.
    Er hatte einen riesigen Großbildfernseher, ein ausgeklügeltes Soundsystem und jede Menge anderer teurer Jungsspielzeuge, darunter eine Spielkonsole, einen supermodernen DV D-Spieler ,einen digitalen Satelliten-Decoder und einen Computer mit allen erdenklichen Schikanen.
    Wie viele Korruptionsskandale er wohl unter den Tisch kehren musste, um das Geld für diesen ganzen Kram zusammenzukriegen, dachte Natalie und setzte sich auf das weich gepolsterte Sofa.
    Nachdem sie einen Schluck von dem silbern-samtigen Gin genommen hatte, stellte sie ihr Glas beiseite und lehnte den Kopf entspannt gegen die weichen Kissen. Nachdenklich starrte sie an die weiße Decke.
    War es denn wirklich so schlimm, Geld für geleistete Dienste anzunehmen? Oder, in Alex’ Fall, für
nicht
geleistete Dienste? Und was war mit Daumery und den Stadträten, die ihm aus der Hand zu fressen schienen? Okay, da wurde also ein reicher Mann noch reicher und ein Gebäude nach dem anderen an Orten errichtet, die nicht unbedingt den lokalen Interessen entsprachen. Eigentlich gab es doch Schlimmeres, oder? Zum Beispiel einen Massenmörder, der nur Babys tötete, oder einen Psychopathen, der die Macht im Nahen Osten oder in den Balkanstaaten hatte.
    Natalie richtete sich wieder auf, griff nach ihrem Gin und trank so hastig, als könnte die klare Flüssigkeit vielleicht auch Klarheit in ihre Gedanken bringen – besonders Alex betreffend.
    Was war denn eigentlich so verwerflich an seinem Verhalten? Er hatte sich eben für ein ruhiges, einfaches und angenehmes Leben entschieden und ließ sich – im Gegensatz zu ihr – nicht von irgendeinem zickigen Chefredakteur ausnutzen. «Everybody’s gotta serve somebody», um es mit den Worten Bob Dylans zu sagen. Und wem immer Alex auch Treue geschworen hatte, es war ganz sicher jemand, der seine Untergebenen fürstlich entlohnte.
    Während sie ihr Glas leerte, kam Natalie ganz plötzlich eine heikle Frage in den Sinn.
    Wenn

Weitere Kostenlose Bücher