Der Club der Serienkiller
seiner Motorhaube. Klar, dass er überrascht ist, mich hier zu sehen, und außerdem ein wenig verwundert wegen der getrockneten Kotze an meiner Kleidung und in meinem Haar.
»Hi, Will...«
»Douglas!?«
»Entschuldige die Sauerei.«
Wills beäugt mich voller Abscheu. »Du siehst schrecklich aus. Was hast du vorhin gegessen?«
Will weiß, dass ich keinen eigenen Wagen besitze und versucht wahrscheinlich gerade dahinterzukommen, wie ich es geschafft habe, so weit zu laufen - und so schnell.
Ich deute gen Himmel. »Wusstest du, dass wir heute Nacht Vollmond haben?«
»Ich, äh... Ist mir noch gar nicht aufgefallen.« William starrt mich ratlos an.
»Schau nur. Da oben. Siehst du?«
William scheint sich immer unwohler zu fühlen.
»Vollmond.a Ich tue so, als würde ich ehrfürchtig den Mond anstarren, stelle zu meiner Enttäuschung jedoch fest, dass er vollkommen aus meinem Sichtfeld verschwunden ist.
William macht sich nicht mal die Mühe, nach ihm zu suchen. Er ist zu sehr damit beschäftigt, mich anzustarren und sich zu wundern.
»Bist du in Ordnung, Douglas?«
Ich merke, dass er nervös ist. Nicht so nervös wie einige seiner Opfer, aber doch ein wenig beunruhigt. Wills Kills - der Ausdruck stammt von mir, nicht von ihm; vielleicht sollte ich anfangen, Romane zu schreiben - haben alle nachts stattgefunden, darum bin ich zu dem Schluss gekommen, dass er versucht, für Sonnenlicht zu sorgen, indem er seine Opfer in einen Feuerball verwandelt.
»Mir geht’s gut, Will. Supergut.«
»Wie bist du hierhergekommen?«
»Im Kofferraum von deinem Wagen.« Es hat keinen Zweck, ihn anzulügen. Außerdem ist sein Gesichtsausdruck, der echte Ausdruck völligen Unverständnisses, jede Ehrlichkeit wert.
»Hör mal, wenn du eine Mitfahrgelegenheit gebraucht hättest, hättest du das nur sagen müssen.«
»Sehr nett von dir, Will.«
Er betreibt Smalltalk, um Zeit zu gewinnen. So langsam geht ihm ein trübes Licht auf. Und er bemüht sich dahinterzukommen, was dieses Licht zu bedeuten hat - offenbar auf die gute alte Weise, indem er zwei und zwei zusammenzählt. Ich kann förmlich zusehen, wie es langsam in ihm arbeitet, während er seine Überlegungen anstellt. Erst waren da jede Menge Killer, und jetzt gibt es nicht mehr ganz so viele davon. Als er den Blick hebt, weiß ich, dass er begriffen hat. Schließlich hat er nicht umsonst einige Bücher veröffentlicht.
»Du kleiner Drecksack!«
Bevor ich überhaupt reagieren kann, hat er die Hände um meinen Hals gelegt. Ich hingegen bin vom dauernden Geruckel im Kofferraum ganz träge geworden und nicht gerade in Bestform. Ich muss würgen, als ich spüre, wie das Leben aus meinem Körper gepresst wird.
»Nichtsnutziges, kleines Stück Scheiße!«
Für einen Mann ohne Haare ist er erstaunlich stark, und bevor ich das Bewusstsein verlieren kann, tue ich etwas, das ich seit meiner Kindheit nicht mehr getan habe: Ich bohre Will die Nägel meiner Daumen direkt in die hervortretenden Augäpfel. Er kreischt auf und lässt los, und ich verpasse ihm, so fest ich kann, einen Kopfstoß gegen den Nasenrücken. Während Will benommen zurücktaumelt, schnappe ich mir die Zapfpistole und stopfe ihm das Ding in den Mund, dann drücke ich es nach unten und pumpe zwei Liter Unverbleites in ihn hinein. Als er sieht, wie ich
mein versilbertes Feuerzeug aufschnippe, reißt er angsterfüllt die Augen auf.
»Ra-ra Rarara.«
Nach ein paar Sekunden ist alles vorbei, und ich kriege fast einen Sonnebrand von dem Feuerball. Um ehrlich zu sein, er muss nicht allzu viel leiden, aber das braucht Agent Wade ja nicht zu erfahren.
Dann wende ich mich ab und renne los. Vor mir liegen schätzungsweise hundertzwanzig Kilometer. Das ist fast die dreifache Marathon-Strecke.
Dann fliegt mit einem ohrenbetäubenden Getöse die Tankstelle hinter mir in die Luft, und als ich herumfahre, sehe ich, wie einer der Angestellten eingehüllt in Flammen heraustaumelt. Ich zucke zusammen und keuche: »Ups...« Doch er kann mich nicht hören, da meine Stimme von einer weiteren ohrenbetäubenden Explosion übertönt wird.
In den Händen halte ich ein kleines Andenken - etwas, das ich vor ein paar Tagen aus Wills Handschuhfach habe mitgehen lassen. Ich habe keine Ahnung, was ich mit einem Paar falscher Augenbrauen anfangen soll, aber ich hoffe, dass ich vielleicht an Halloween Verwendung dafür finde.
DIE LISTE
Agent Wade hält mit seinem Wagen neben einer Figur aus Plastik - einem über zwei Meter großen
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