Der Club der Serienkiller
veröffentlichten Sachbücher sind in Wahrheit ein und dasselbe
Buch, nur mit unterschiedlichen Worten. Das erste ist eine kaum verhohlene Leugnung Gottes, die als Studie über die lebensspendende Kraft der Sonne daherkommt. Das zweite ebenfalls, allerdings enthält es Höhlenzeichnungen von Affenmenschen mit ausgeprägtem Unterkiefer, die sich vor der Sonne verneigen. Laut William ist die Sonne Gott und Gott die Sonne. Sein drittes Sachbuch wurde nie veröffentlicht. Wahrscheinlich, weil es sich um das nächste Selbstplagiat handelt.
Ich spähe durch das Loch, das ich vor ein paar Tagen in seinen Kofferraum gebohrt habe, nach draußen und beobachte, wie William im Eingang des Lokals erscheint. Bei ihm sind Richard und Cher, sie verabschieden sich gerade.
Mein brillanter und genialer Plan - den aufzuschreiben ich mir allerdings nicht die Mühe gemacht habe - schien Agent Wade zu beschwichtigen; als ich ihm davon erzählte, schien er mir plötzlich wohlgesonnen. Er wollte mehr darüber wissen, doch ich habe ihn gebeten, sich zu gedulden; er wirkte wie ein Kind, das kaum abwarten kann, bis Bescherung ist, trotzdem habe ich nichts weiter verraten, so sehr er mich auch bekniet hat.
»Mr. Holden, Mr. Burton, wir sehen uns.« Ich beobachte, wie Cher jedem von ihnen einen hollywoodmäßigen Abschiedskuss gibt.
Mir wird klar, dass sie sich von mir nie so verabschiedet hat, doch ich mag dieses oberflächliche Getue sowieso nicht, und ich schätze, sie weiß das.
Cher macht sich auf den Weg, und ihre Stöckelschuhe klappern über den feuchten Gehweg.
»Tschüss, Cher.«
»Ja, und fahr vorsichtig, Schätzchen.«
Will und Richard bleiben stehen und behalten Cher so lange im Auge, bis sie in ihren schnittigen, tiefergelegten Wagen gestiegen ist. Sie winken ihr zu, als sie vorbeifährt und ihnen freundschaftlich zuhupt. Dann steuern sie auf Wills Wagen zu.
»Ich habe dieses Video dabei.« Will tastet seine Hosentasche nach den Schlüsseln ab. »Die Sixty Minutes Sendung, die ich vor einiger Zeit aufgenommen habe.«
»Mensch, echt klasse, Will.«
»Ich musste es reinigen lassen, nachdem irgendein Penner die Hecktür meines Wagens aufgebrochen und reingepisst hat.«
»Wirklich? Das ist ja widerlich.«
»Ich schwöre dir, diese Welt geht vor die Hunde.«
Offensichtlich kann Will seine Schlüssel immer noch nicht finden, denn er sucht erneut seine Taschen ab. »Du wirst in dem Video zwar nur am Rande erwähnt, aber es ist interessant, was dieser Fernsehpsychologe über dich zu sagen hat.«
»Irgeridwelche Fotos von mir oder Überwachungsvideos?«
»Nichts. Du warst sehr vorsichtig.«
»Es ärgert mich immer noch, dass ich die Sendung verpasst habe. An diesem Abend hat’s mich wieder mal gepackt. Offensichtlich passiert das immer, wenn was Gutes im Fernsehen kommt.«
Sie bleiben direkt neben dem Kofferraum stehen, und ich verhalte mich ganz ruhig. Ich frage mich, ob sie sehen können, wie mein Auge aus dem Loch starrt, und hoffe, dass das Mondlicht nicht auf meine Pupille fällt und sich darin spiegelt.
»Ich hab’s in den Kofferraum geschmissen, falls der Punk, der bei mir reingepisst hat, zurückkommt, um zu scheißen.«
Ich erstarre schlagartig. Ich habe mich schon gefragt, wozu diese scharfe Kante gehört, die sich in mein Handgelenk bohrt. Ich spüre Panik in mir aufsteigen und schaffe es nicht länger, die Luft anzuhalten.
Inzwischen hat William seine Schlüssel gefunden. »Seit zwei Wochen versuche ich den Gestank loszuwerden.«
Die Schlüssel klimpern, und ich könnte schwören, dass ich bereits in Leichenstarre verfallen bin: Mein ganzer Körper ist so verkrampft, dass mein Herz offensichtlich keinen einzigen Schlag mehr zustande bringt.
Quarterback, Bauarbeiter, Quarterback, Bauarbeiter...
Wie zum Teufel soll ich das erklären?
Quarterback, Bauarbeiter, Quarterback, Bauarbeiter...
Der Schlüssel gleitet ins Schloss.
Richard schnuppert vernehmlich, dann weicht er zurück. »Was für ein widerlicher Penner...«
Ich zerbreche mir den Kopf, welchen Grund ich dafür anführen könnte, in Wills Kofferraum zu liegen.
Quarterback, Bauarbeiter, Quarterback, Bauarbeiter...
In diesem Moment öffnen die Wolken ihre Schleusen, und Regentropfen prasseln auf den Kofferraum herab. Es ist ein ohrenbetäubender Lärm, und ich presse mir die Hände gegen die Schläfen. Wie soll ich bei diesem Krach überhaupt denken?
Will stöhnt genervt auf. »Jetzt werden wir auch noch von oben angepisst«, zischt
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