Der Club der Serienkiller
leisen Lachen, meine es jedoch ganz ernst. Es hat vielleicht vier Monate gedauert, doch ich hab sie zuerst entdeckt.
Agent Wade zuckt mit den Achseln. »Sie ist sowieso nicht mein Typ.«
Ich vermute, das liegt daran, dass sie nicht in einer Strip-Bar arbeitet.
Agent Wade trinkt seine Hälfte Dr. Pepper aus und mustert mich dann nachdenklich. »Ich schätze,
du willst wissen, was am Ende der zwei Monate passiert?«
»Zugegeben, das ist mir schon mal durch den Kopf geschossen.«
Agent Wade lächelt und steckt sich in aller Ruhe eine Zigarette an. »Falls du den Job zu Ende bringst, lasse ich dich laufen.«
Ich sitze ganz ruhig da, obwohl ich eigentlich aus dem Häuschen sein müsste, doch sein Tonfall verrät mir, dass er lügt.
Er bläst etwas Rauch Richtung Decke. »Ich wette, darauf wärst du nicht gekommen.«
»Nein, sicher nicht.«
»In zwei Monaten kannst du ein freier Mann sein, Doug. Wenn du hier fertig bist, mach ich die Biege. Sayonara, au revoir, hasta la vista und so weiter.«
Ich halte Agent Wades beharrlichem Blick stand und lächle ihn schmallippig an, in der Hoffnung, so eine gewisse Freude über die Neuigkeiten zum Ausdruck zu bringen. Doch tief in meinem Innern glaube ich ihm nicht.
Nicht eine Sekunde.
Agent Wade lächelt mich immer noch an. »Hör zu, es gibt noch was, das du für mich tun musst, Doug.«
Agent Wade zögert einen Moment, dann beugt er sich über den Tisch, sodass ich mich genötigt fühle, mich ebenfalls zu ihm vorzubeugen, damit wir vertraulich sprechen können.
Er lässt sich erneut Zeit. »Ich möchte, dass du die anderen davon überzeugst, dem Kentucky Killer die Mitgliedschaft anzutragen.«
Ich schüttle sofort den Kopf. »Das werden sie nicht tun. Das haben wir zigmal durchdiskutiert.«
»Dougie...«
»Ausgeschlossen.«
»Lass mich doch erst mal ausreden, Doug.«
»Sie haben keine Ahnung, was Sie da verlangen.«
»Das ist bloß ein weiterer Killer, Doug.«
Ich schüttle nachdrücklich den Kopf. »Nein. Ausgeschlossen. Er ist der König der Killer. Wie viele sind es inzwischen? Zweihundertneunzig Opfer.«
»Zweihundertachtundneunzig.«
»Damit kann es der Club nicht aufnehmen - alle Morde zusammen genommen, kommen wir nicht mal auf die Hälfte. Wenn er erst mal anfängt, seine Geschichten zu erzählen, hören wir sechs Monate später immer noch zu. Das bedeutet eine Menge Egos, die dem Erdboden gleichgemacht werden. Über den Kentucky Killer ist haufenweise Zeug geschrieben worden, MTV hat mehrere Sondersendungen über ihn gebracht, es wurden Fernsehfilme über ihn gedreht, und es ist sogar eine Serial Killer Soap im Gespräch. Wir haben es hier mit dem Gegenstück zu Elvis zu tun. Im Vergleich zu ihm sind die Clubmitglieder nur Sänger auf einem Kreuzfahrtschiff.«
»Weshalb du ihn dazu bringen musst, dem Club beizutreten. Denn ich will, dass du auch den gefährlichsten Killer von allen beseitigst. Wahrscheinlich ist die Zahl seiner Opfer genauso groß wie die Zahl derjenigen, die ihn sich zum Vorbild
nehmen. Es ist nicht gut, wenn er dort draußen sein Unwesen treibt. Außerdem will ich wirklich jeden einzelnen Serienmörder erledigen, Dougie.«
»Aber wie? Die Cops, der CIA, selbst Ihre Leute vom FBI kriegen ihn nicht zu fassen. Wie sollen wir das anstellen?«
»Du weißt, wie man Kontakt mit ihm aufnimmt, wie man ihn aus der Reserve lockt. Sicher, mag sein, dass er berühmter ist als ein Astronaut, aber niemand weiß, wer sich hinter dem Namen verbirgt. Diese Filme, die über ihn gedreht wurden - in einem war er ein Weißer, in einem anderen Hispano, in einem dritten Afrikaner, und in einem weiteren hockte er im Rollstuhl. Dahinter könnte sich jeder verbergen. Du. Ich. Jeder.«
Ich schüttle erneut den Kopf, denn das ist verrückt. »Wenn Tony nein sagt, meint er es auch so.«
»Jetzt denk mal einen Moment an die Opfer, Dougie. Du willst doch ein Held sein, richtig? Dann rette all die Leute, die mit ihrem Fast Food in die Mittagssonne hinaustreten und eine halbe Stunde später mit einem Karton von Kentucky Fried Chicken über dem Kopf gefunden werden. Diesen bedauernswerten Menschen hat der Kerl Erfrischungstücher mit Zitronenaroma in den Rachen gestopft und einen Zettel mit einem neuen Rezept an die Stirn getackert. Was ist mit denen, Dougie? Hä? Komm schon, du Held - was ist mit denen?«
Ich blicke zur Seite, weiß nicht, was ich darauf antworten soll.
»Stell dir vor, dein letzter Moment hier auf Erden wäre eine Auseinandersetzung mit
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