Der Club der Serienkiller
Unwetterwarnung
durchgegeben haben.« Ich besitze nicht mal ein Radio. Jedenfalls keins, das funktioniert.
»Na bitte. Little Dougie hat uns gerade die Antwort geliefert.«
Ich genieße Tonys Dankbarkeit, doch Cher ist nicht überzeugt.
»Miss Bankhead würde nie ein Treffen verpassen, egal was passiert. Da bin ich mir sicher.«
»Und wieso?« Sofort steigt Tony darauf ein. Ihre kleinen Rededuelle machen immer wieder Spaß.
»Ich weiß, wie viel ihr der Club bedeutet.«
»Klingt, als wärt ihr beiden ganz dicke. Willst du uns sonst noch was sagen?«
»Was zum Beispiel?«
»Da bin ich ganz offen.«
Cher funkelt Tony wütend an, worauf dieser sie finster anstarrt. Betty hingegen wirkt nervös. Sie ist offensichtlich kein großer Freund von Auseinandersetzungen. Ich bemerke, wie Burt ihr verstohlen zulächelt, um sie aufzumuntern. Das gefällt mir nicht - ich wollte gerade dasselbe tun.
Tony und Cher beäugen sich immer noch.
»Warum ist sie nicht gekommen, Cher?«
»Sag du’s mir.«
»Hey... ich hab zuerst gefragt.«
»Kommt, Leute, ja? Das ist doch bescheuert.« Chuck drückt seine Marlboro aus. »Entspannt euch. Wir sind heute Abend hier, um Spaß zu haben.«
»Allerdings ohne Tallulah«, streue ich ein und lache herzhaft über meinen großartigen Witz.
Erst ganze zehn Sekunden später merke ich, dass mich alle finster anglotzen. Selbst Betty. »Äh... will jemand was trinken?«
Tony zerrt ein zerknittertes Exemplar der Abendzeitung aus seiner Jackentasche und schleudert sie vor uns auf den Tisch. Sie ist bei den Kontaktanzeigen aufgeschlagen, und ich bekomme weiche Knie, als ich lese:
König von Kentucky,
es ist an der Zeit, dich mit deinen Brüdern
zum Essen zu treffen. Ich freue mich auf Fast-
food und einen klasse Abend.
Gruß,
Tony (Präsident)
Tony stiert uns alle der Reihe nach wütend an. »Ich warte.«
Inzwischen herrscht völlige Stille. Langsam blicke ich zu Betty. Die ihrerseits Burt anstarrt. Cher sieht zu Chuck, und als dieser mich anschaut, wende ich mich ab, nur um festzustellen, dass James in meine Richtung glotzt. Richard streckt die Hand aus und dreht die Zeitung um, damit er sie lesen kann. Oder in seinem Fall, um es zu versuchen.
»Was denn, um was geht’s?«
Tony schüttelt seinen mächtigen Schädel. »Blöder Schwachkopf.«
Die Stille zieht sich, weitet sich aus, bis es scheint, als würde die ganze Luft um uns herum jeden Moment explodieren.
»Wer hat diese Anzeige geschaltet? Los... raus mit der Sprache.«
»Ich war’s bestimmt nicht - oder Mutter.«
Ich bemerke, dass der Abstand zwischen den einzelnen Mitgliedern am Tisch größer ist als sonst, sodass jeder ein wenig isoliert wirkt. Ich habe das Gefühl, ich könnte eine Katze über meinem Kopf kreisen lassen, ohne jemanden zu treffen. Es gefällt mir nicht, so herauszustechen, denn wenn ich mir jetzt eines nicht erlauben kann, dann die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
Tony wartet immer noch auf eine Antwort.
»Ich werde es so oder so herausfinden«, sagt er direkt an Cher gerichtet; da sie ziemlich scharf darauf ist, dass der Kentucky Killer sich mit uns trifft, liegt es auf der Hand, dass er sie verdächtigt.
Sie weiß das und wirkt entsprechend nervös. Und als sie ihren Blick über die Gesichter der anderen wandern lässt, realisiert sie, dass hier alle dasselbe denken. »Warum starrt ihr mich alle so an?«
»Was glaubst du wohl?« Ich finde es nicht schlimm, direkt mit dem Finger auf sie zu zeigen.
Chers steigt die Zornesröte ins Gesicht. »Du bist unser Geschäftsführer und für die Anzeigen zuständig.«
»Aber es wäre ziemlich dumm von ihm, so was zu tun, findest du nicht auch?« Chuck stößt ein spöttisches Lachen aus, und ich strecke die Arme aus und zucke wie ein Italiener theatralisch mit den Achseln in Chers Richtung.
»Vollkommen bescheuert.«
»Prima, in dem Fall war es also vielleicht doch Mr. Fairbanks. Denn das sieht ganz wie die Tat eines Vollidioten aus.«
Keine Ahnung, warum, aber je länger ich Cher kenne, desto mehr hasse ich sie.
»Du bist aber die Einzige, die möchte, dass er sich mit uns trifft.« Der Singsang in Bettys Stimme besänftigt meine Panik, ich schaue zu ihr hinüber und grinse sie mit dem breitesten Lächeln an, das ich zustande bringe. Damit sie merkt, wie dankbar ich bin.
»Könnte mir das mal jemand vorlesen?« Richards Analphabetismus geht uns gehörig auf die Nerven, und jetzt im Moment sind alle froh, dass sie jemanden haben, an dem sie ihre
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