Der Club der Serienkiller
einem Anfall rasender Eifersucht ihren neuen Freund tötete. Aufgrund seines zarten Alters musste er nur fünf Jahre in einer Justizvollzugsanstalt absitzen. Bei weitem nicht genug, wenn man mich fragt. Den Zeitraum zwischen seinem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr verbrachte Burt damit, der Welt zu beweisen, dass er geistig gesund ist und keine Gefahr mehr darstellt. Doch eine Woche nachdem man ihm seine Zurechnungsfähigkeit bescheinigt hatte, begann er damit, ganze Familien rituell zu köpfen. Den Grund dafür hat er uns auf seine knochentrockene Art dargelegt: »Wenn ich kein Familienoberhaupt sein kann, dann soll es auch niemand anders sein.« Oh, was haben wir gelacht.
Ich klammere mich, so gut ich kann, fest, während Tony ungelenk wie ein Bär die Säge auf und ab bewegt - das ganze Boot schaukelt davon hin und her. Ich betrachte ihn durch den Sucher der Kamera, und als ich mir absolut sicher bin, dass
es definitiv Tony Curtis ist, der Burt Lancasters Kopf da abtrennt, drücke ich auf den Auslöser - nur dass er im selben Moment innehält, um zu verschnaufen. Er wischt sich über die Stirn und versetzt Burts leblosem Körper einen Tritt. »Starrköpfiger Scheißkerl!«
Mir stockt der Atem, und ich verharre völlig reglos. Erneut wischt Tony sich den Schweiß von der Stirn, betastet seine Achselhöhlen, riecht an seinen Fingern, verzieht das Gesicht und wischt sich die Hände an der Hose ab. Dann hebt er die Säge auf und will gerade weiter an Burts Kopf herumsägen, als er irgendein Geräusch hört und plötzlich in meine Richtung blickt. Ich gehe sofort in Deckung. Dann höre ich, wie er mit schweren Schritten zum Fenster stapft; als er direkt über meinem Kopf die Läden aufreißt, frage ich mich, ob ich nicht besser in die aufgewühlte See springen soll.
»Dieser Hals ist so dick wie ein beschissener Baumstamm!« Tony räuspert sich und spuckt in die Nacht hinaus. Der Wind weht mir den Speichel direkt in die Augen. Da ich es nicht wage, mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, bleibe ich dort hocken, während die Spucke herabtropft und mir in die Nase läuft. Ich muss so heftig würgen, dass ich mir die Hand vor den Mund presse; ich hoffe inständig, dass er nicht hört, wie ich versuche meine Gallenflüssigkeit runterzuschlucken.
Tony bleibt am Fenster stehen und wirft einen Blick nach draußen. »Ich werd bei dem ganzen Mist noch abnehmen.« Er hustet kräftig und
räuspert sich erneut, schluckt es diesmal jedoch glücklicherweise herunter, anstatt auszuspucken. »Jetzt in Ihrem Fitnessstudio: Halszersägen!« Er knallt das Fenster wieder zu, und ich reibe mir wie ein Irrer seinen Speichel aus dem Gesicht.
Erneut ertönt die Säge; ich will unbedingt eine Aufnahme davon machen. Als ich in die Kabine spähe, sehe ich, wie Tony Burt erneut einen Tritt verpasst - die Säge steckt jetzt in seinem Hals fest. In seiner Wut tritt Tony heftig auf ihn ein, stellt seinen Fuß seitlich auf Burts Gesicht und zerrt mit aller Kraft an der verhakten Säge.
Ich schaffe es, ein paar Bilder zu schießen; das Klicken der Kamera wird vom aufgewühlten Wasser unter mir problemlos übertönt. Trotzdem mache ich nicht zu viele Fotos, denn von der Schaukelei auf dem Boot wird mir schlecht, außerdem muss ich mich abwenden, als Burts Kopf unter dem Druck von Tonys Stiefel glatt abbricht. Selbst er ist für einen Moment überrascht, steht einfach nur da und starrt auf den Kopf herab, der auf dem Kabinenboden hin und her rollt.
Dann höre ich, wie er anfängt zu lachen, und mir wird klar, dass ich mich schleunigst verziehen sollte. Gerade will ich mich davonschleichen, da wird das Fenster erneut geöffnet, und ich werfe mich flach auf den Boden, als Burts Kopf aus dem Fenster über mir geflogen kommt - und hol’s der Teufel, er prallt gegen einen losen Fensterladen und landet in der Kapuze meines Regenmantels.
»Da, ihr kleinen Fischchen...« Tony pfeift, als wollte er einen Hund herbeirufen.
Ich kann mich nicht länger beherrschen - Burts
Nase drückt gegen meinen Hals - und stoße einen lauten Schrei aus. Es ist passiert, bevor ich überhaupt merke, wie mir geschieht.
»Was zum...? Wer zum Teufel ist da draußen?!«
Mein Gott.
Ich schiebe mich hastig die Längsseite des Boots entlang und springe auf die glitschige Gangway, verliere dabei den Halt und rutsche sie, mit dem Kopf voran, der Länge nach hinunter.
»Wer zum Teufel ist da?«, brüllt Tony durch den Wind, und dann kommt er aus der Kabine hinter mir
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