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Der Club der Serienkiller

Der Club der Serienkiller

Titel: Der Club der Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Povey
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beschließe, zu verschwinden; das hier ist die reine Zeitverschwendung... Doch plötzlich halte ich inne.
    Rasch werfe ich erneut einen Blick auf den roten Klecks an der Decke, von dem es gerade auf das weiße Tuch darunter tropft. Ich trete näher, spähe hinauf, und plötzlich wird mir klar, was ich da anstarre.
    Hektisch schaue ich mich um, mein Herz schlägt so heftig, dass es mir fast die Rippen zerquetscht. Ganz langsam strecke ich die Hand aus und ziehe das blutverschmierte Tuch fort. Ich habe das Gefühl, von einem Zug überrollt zu werden. Ein Mann, groß, schlank, knochig - erst vor kurzem erstochen, daher die Blutspritzer an der Decke
- sitzt kerzengerade da, einen Karton über dem Kopf. Eine Familienpackung von Kentucky Fried Chicken, um genau zu sein. Ein Blick auf die riesigen Hände der Leiche genügt, um zu wissen, dass es sich dabei um James handelt, doch ich muss absolut sichergehen. Mit der Spitze des Bleirohrs schiebe ich sachte die Packung nach oben, bis James’ weit geöffneter Mund zum Vorschein kommt, in dem ein Erfrischungstuch mit Zitronenduft steckt. Ich hebe die Packung weiter an und finde ein maschinengeschriebenes Blatt Papier, das an James Stirn getackert ist. Ich beuge mich noch weiter vor.

    Hi, Dougie.

    Meine Seele tobt in meinen Eingeweiden, kratzt und zerrt an mir, will meinen erstarrten Körper verlassen. Und das altvertraute Mantra von vor vier Jahren, als ich dem Club beigetreten bin, ist wieder da.
    Hau ab, Dougie! Hau ab, hau ab, hau ab!
    Und diesmal halte ich mich daran. Ich mache kehrt, renne aus dem Apartment und nehme die Feuertreppe; trotzdem bin ich noch geistesgegenwärtig genug, darauf zu achten, dass mich niemand beobachtet, während ich in die Tiefgarage eile, die unter dem Wohnblock liegt. Mit dem Bleirohr schlage ich mühelos das Seitenfenster eines weißen Cadillacs ein und springe hinters Steuer. Es ist mir egal, dass die Alarmanlage des Wagens aufheult, als ich den Motor kurzschließe, in den Vorwärtsgang schalte und davonbrause. Nach gut
achtzig Kilometern komme ich endlich dahinter, wie man den verdammten Alarm ausschaltet; inzwischen brause ich über einen verlassenen Highway Gott weiß wohin. Vor mir erhebt sich ein namenloser Kontinent, und ich überschreite die Geschwindigkeitsbegrenzung, um der unheimlichen, friedhofsartigen Landschaft zu entkommen. Ich schnappe mir das Handy und tippe Bettys Nummer. Keine Ahnung, wie spät es in Chicago ist, und ehrlich gesagt, ist mir das auch egal. Ihr Anrufbeantworter springt an, teilt mir die Nummer ihres Handys mit, und ich wähle sie; ich tippe so heftig auf die Tasten, dass ich mir einen Nagel abbreche.
    »Douglas?«
    »Himmel... Betty... mein Gott... hilf mir...«
    »Was ist denn, was ist los?« Betty Stimme knistert aus dem Hörer, sie ist kaum zu verstehen, sie klingt, als stünde sie in einem Windkanal.
    »Ich liebe dich.«
    »Douglas...?«
    »Ich liebe dich, Betty. Ich liebe dich, ich liebe dich über alles.«
    »Hol erst mal Luft, Douglas. Eins... zwei...«
    »Betty, ich mein es ernst. Ich möchte mit dir abhauen. Mit einem Boot, Burts Boot. Wir segeln nach Mexiko. Du, ich und dein Hund.«
    »Was für ein Hund?«
    »Bitte, sag ja, Betty...a«
    »Hör zu, lass uns darüber reden, wenn du am Sonntag vorbeischaust.«
    »So lange kann ich nicht warten.«
    »Das musst du aber.«

    »Lass mich nicht so zappeln, Betty.«
    »Douglas... ich werde dir helfen. Hörst du? Ich werde dir helfen. Alles kommt wieder in Ordnung. Dann brauchst du dir keine Sorgen mehr machen.«
    »Ich liebe dich mehr als alles auf der Welt, Betty.«
    »Ich liebe dich auch, Douglas. Und jetzt leg dich wieder schlafen.«
    »Schlafen? Ich sitz gerade hinterm Steuer, verdammt nochmal.«
    »Hinterm Steuer? Wo genau bist du denn?«
    »Texas.«
    »Was treibst du da unten?«
    »Ich... keine Ahnung. Vermutlich hab ich die falsche Abzweigung genommen.«
    »Was ist mit dem Treffen heute Abend? Wirst du rechtzeitig zurück sein?«
    »Ich wusste nicht, dass eins stattfindet.«
    »Eine Dringlichkeitssitzung. Der Kentucky Killer hat eine Anzeige geschaltet. Er kommt heute Abend.«
    Ich bin so außer mir, dass ich gar nicht mitkriege, was sie sagt; ich kann nichts weiter tun, als Betty meine ewige Liebe zu beteuern, als könnte dieses eine Gefühl all das Böse, das mir widerfährt, vertreiben. »Betty... ich... wirklich, ich...«
    »Ich weiß, Douglas. Ich weiß.«
    Betty legt auf, und ich umklammere das Telefon in meiner Hand und wünschte, ich könnte

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