Der Club der Serienkiller
die noch einsamere Frauen suchen. Einige der Typen suchen wahlweise das eine oder das andere - eine einsame Frau oder einen einsamen Mann, manche auch beides gleichzeitig. In einer Anzeige fleht jemand: »Hautfarbe, Weltanschauung, Geschlecht, Religion spielen keine Rolle, nur, bitte, bitte, schreib mir«. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass diese lächerliche Bettelei zu nichts führt. Ich knicke die Seite um und werfe einen Blick auf die untere Hälfte, überfliege weitere Anzeigen gesellschaftlicher Außenseiter, und dann entdecke ich es schließlich.
Es ist Clubnacht, und der King ist in Partystimmung.
Mir fällt das Telefonat mit Betty ein, und ich spähe schnell auf die Uhr. Es ist sieben Uhr abends; ich habe gar nicht so lange geschlafen, wie ich dachte.
Agent Wade schnappt sich meine Sporttasche vom Boden, zieht den Reißverschluss auf und zeigt mir den Inhalt. »Ich hab dir Klamotten zum Wechseln mitgebracht. Wie wär’s mit einer Dusche und einer Rasur, und wenn du dich angezogen hast, fahre ich dich zum Club.«
»Ich geh nicht hin.«
»Fang nicht wieder damit an.«
Ich starre Agent Wade unnachgiebig an. »Ich werde nicht gehen.«
»Du musst - der Kentucky Killer wird da sein. Ich will diesen Kerl haben, Dougie.«
»Dann sollten Sie hingehen. Setzen Sie sich irgendwohin, vielleicht an den Tisch direkt daneben, warten Sie, bis das Treffen zu Ende ist, und sobald er aufbricht, können Sie ihn erledigen.«
»Das ist dein Job.«
offensichtlich habe ich in letzter Zeit eine Menge Unterstützung, was spielt das also für eine Rolle?«
»Ich kann dich auf den elektrischen Stuhl bringen, Dougie.« Agent Wade schnippt mit den Fingern. »Einfach so.«
»Aber nicht bevor ich den Menschen erzähle, wer Sie wirklich sind.«
Agent Wade wirft mir einen stechenden Blick zu, und ich habe meinen Spaß daran.
»Oh ja, ich kenne Ihr kleines Geheimnis.«
»Wovon redest du?« Agent Wade macht einen verwirrten Eindruck.
»Soll ich wirklich noch deutlicher werden?«
»Das musst du wohl.«
»Sie haben James Mason getötet. Sie waren vor mir da, stimmt’s? Sie haben bei Kentucky Fried Chicken einen Zwischenstopp eingelegt, sind dann in die Tiefgarage gefahren, haben die Feuertreppe nach oben genommen und ihn erstochen. Was haben Sie mit den Hühnchen gemacht? Auf dem Weg dorthin aufgegessen? Die Knochen aus dem Fenster geworfen? Ich kenne niemanden, der so viele Brathähnchen isst wie Sie. Außerdem riecht Ihr Wagen wie ein ganzer Zitronenhain.«
Agent Wade mustert mich mit einem finsteren, verwirrten Ausdruck, doch das kaufe ich ihm keine Sekunde ab. »Willst du damit sagen, dass ich der Kentucky Killer bin?«
Ich versetze ihm einen sanften, vorsichtigen Klaps mit der Hand. »Dank Ihrer FBI-Ausbildung sind Sie ganz schön auf Zack, Mann.«
Agent zieht die Mundwinkel hoch, und während er übers ganze Gesicht grinst, kommen seine makellosen Zähne zum Vorschein. »Ist der Tee zu stark, oder was?«
»Kommen Sie, geben Sie’s zu. Auf diesem Boot sind nur Sie und ich. Also los. Sagen Sie mir die Wahrheit.«
Agent Wade greift nach der Teetasse, schnuppert daran und nimmt einen Schluck. Dann setzt
er sie wieder ab und schüttelt lachend den Kopf. »Dougie...«
»Was?«
Seine Stimme klingt plötzlich streng. »Geh duschen. Wir haben schon zu viel Zeit verschwendet.«
Ich rühre keinen Muskel. Doch jetzt wird Agent Wade mit jeder Sekunde wütender, und er wirkt, als wollte er mir gleich einen Satz warmer Ohren verpassen. »Du hast drei Sekunden, Dougie.«
»Ich werde nicht gehen.«
Agent Wades Dienstrevolver ist schneller aus dem Holster, als ich Luft holen kann. Er drückt das Ende des Laufs fest gegen meine Nase, während er mit dem Finger den Hahn spannt. »Unter die Dusche. Tu’s für mich.«
AUFTRITT KENTUCKY KILLER
Als Agent Wade mich beim Steak House stehenlässt, drückt er noch ein paarmal auf die Hupe und biegt dann auf den Interstate-Highway.
Ich stehe da und starre auf das Restaurant, unfähig, mich zu bewegen. Ich stecke in einem völlig zerknitterten Samtjackett und einer Jeans. Das Jackett ist das teuerste Kleidungsstück, das ich besitze, und ich kann es zum ersten Mal tragen, ohne zu befürchten, der Regen könnte es ruinieren. Agent Wade meinte, ich solle es anziehen, weil ich mich für den Kentucky Killer von meiner besten Seite zeigen muss. Heute Nacht ist Vollmond, und am dunkelblauen Himmel ist nicht ein Wölkchen zu sehen. Der Meteorologe in Agent Wades Autoradio hat behauptet,
Weitere Kostenlose Bücher