Der Club der Serienkiller
von Waddington’s Starkbier verprügelt hat, das sie meistens von englischen Seemännern als Bezahlung für Sex bekam. Eigentlich hatte er vorgehabt, englische Seemänner zu töten, fand es dann aber sehr viel befriedigender, Geschworene umzubringen, die gegen ihn entschieden hatten.
Während ich mich James’ Wohnung nähere, ziehe ich das Bleirohr aus der Tasche, wiege es in meiner Hand und betätige die Türklingel. Blitzschnell decke ich den Türspion mit Klebeband ab, sodass er nicht sehen kann, wer draußen auf dem Absatz steht, und halte dann das Bleirohr wie einen Baseballschläger in die Höhe, bereit zuzuschlagen, sobald James die Tür öffnet.
Ich warte fünf Minuten, bevor ich abermals läute.
Immer noch keine Antwort.
Ich überprüfe die Nummer, um mich zu vergewissern, dass es sich um das richtige Apartment handelt - denn das Letzte, was ich tun will, ist, einem Unschuldigen den Schädel einzuschlagen -, doch ich stehe tatsächlich vor der richtigen Tür, und er müsste eigentlich öffnen.
Ich versuche es ein drittes Mal, während das Bleirohr in meiner Hand immer schwerer wird.
Ich kann nicht glauben, dass James nicht aufmacht. Ich sehe mich um, um sicherzugehen, dass mich niemand bemerkt hat, dann probiere ich es an der Tür.
Sie ist offen.
Ich warte einen Moment, dann schiebe ich die Tür vorsichtig auf. »Pizzadienst.«
Ich schiebe meine Nase und mein rechtes Auge in den Spalt zwischen Tür und Pfosten und überprüfe, ob sich im Innern irgendwas bewegt. Alles wirkt ziemlich ruhig, und ich stoße die Tür noch ein paar Zentimeter weiter auf.
»Hawaii-Pizza mit extra viel Ananas?« Ich habe den Kopf jetzt ganz durch die Tür gesteckt, mache einen langen Hals und spähe mit zusammengekniffenen Augen ins dunkle Apartment.
Nichts.
Absolut nichts.
Ich umklammere das Bleirohr, während ich eintrete und vorsichtig die Tür hinter mir schließe. Meine Augen gewöhnen sich langsam an das dunkle Zimmer, ich kann die Kornblumenfarbe riechen und weiße Tücher erkennen, die sämtliche Möbelstücke bedecken. Ich spüre, wie mein Puls in die Höhe schnellt, während ich auf Zehenspitzen
die Wohnung betrete. Irgendetwas rät mir, besser zu verschwinden, doch der Drang, mich weiter voranzutasten, ist mindestens genauso groß; meine Augen wandern unruhig umher, während ich darauf warte, dass was passiert, irgendwas.
»Knoblauchbaguette Spezial für zwei Personen.« Meine Stimme zittert jetzt ein wenig, und mir wird klar, dass mir keiner, der mich beobachtet, ein Wort glaubt, es sei denn, Pizzas werden inzwischen in der Form von Bleirohren ausgeliefert. Also halte ich lieber den Mund, während ich die nächste Tür aufdrücke und feststelle, dass ich in James’ Schlafzimmer starre. Ein riesiges Doppelbett mit einem Skelett darauf sticht mir besonders ins Auge. Es ist kein echtes - sondern eines jener künstlichen Exemplare, die Lehrer in den Biologieunterricht rollen, begleitet von einem Witz wie »Mann, dich hat man aber ganz schön auf Diät gesetzt«. Es trägt Damenunterwäsche aus Seide und ein Paar Stiefel mit Reißverschluss, die bis zu den Oberschenkeln reichen. Offenbar ist James noch durchgeknallter, als ich gedacht habe. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder kotzen soll.
Vom Schlafzimmer aus gehe ich weiter und stoße auf eine kleine, aber stilvolle Küche; aus einem avantgardistischen Kessel steigt Dampf auf; zwei Becher mit Teebeuteln stehen bereit, daneben liegt ein frisch angeschnittener Leib Brot. Lauter Lebenszeichen, aber hol’s der Teufel, hier ist niemand.
Ich sehe in der Vorratskammer, im Badezimmer und im zweiten Schlafzimmer nach, ohne
auf irgendwas zu stoßen. Von James keine Spur. Ich betrachte das Bleirohr, das ich immer noch umklammert halte, und komme mir allmählich ziemlich blöd vor. Inzwischen habe ich erneut das Wohnzimmer betreten, ohne die leiseste Ahnung, wo James abgeblieben ist. Meine Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt, und ich entdecke mehrere Töpfe mit Kornblumenfarbe auf den Stufen einer Trittleiter. In einer Schale wartet ein Roller, und nachdem ich eine Stehlampe eingeschaltet habe, kann ich erkennen, dass er alles in allem saubere Arbeit geleistet hat. Vielleicht nehme ich mir ein Beispiel an ihm und renoviere meine Wohnung im selben Stil. Die weißen Tücher, die die Möbelstücke schützen, haben ein paar blaue Spritzer abgekriegt, und als ich den Blick hebe, bemerke ich, dass James einen roten Farbklecks an der Decke übermalt hat. Ich
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