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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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Mann getan hat, wie er sich das Unternehmen ihrer Familie angeeignet und ihren Vater und ihren Bruder ausgebootet hat.« Annie reichte De Los Santos den Brief.
    Während er ihn las, versuchte Annie aus dem Äußeren dieses Fremden, dem sie vertrauen sollte, so viel herauszulesen wie nur möglich. Billiger, zerknitterter Anzug, ausgefranste Manschetten, und an seinem Kragen fehlte ein Knopf. Aber er war gut gewachsen, hatte kurzes, gelocktes schwarzes Haar mit ein bißchen Grau dazwischen und schön geschwungene Augenbrauen, zwischen denen ein paar Falten standen. Volle Lippen, die er jetzt vor Konzentration fest aufeinanderpreßte. Die Intensität seines Blicks und die Linie seines Kinns verstärkten noch den Eindruck disziplinierter Energie. Sie fragte sich, wie alt er sein mochte. Wohl jünger als sie, aber nicht um viel. Auf jeden Fall attraktiver, als sie erwartet hatte. Sie unterbrach ihre Analyse, als er mit einem Ausdruck der Verwunderung von dem Brief aufsah.
    »Dies ist gewiß ein herzzerreißendes Schriftstück, Mrs. Paradise, aber leider kann hieraus nichts als ›Beweis‹ gelten.« Er faltete den Brief wieder zusammen.
    »Das ist mir klar. Aber weist das nicht darauf hin, daß Gil etwas Unrechtes getan haben muß, um zu einem solchen Erfolg zu kommen? Cynthia sagt, daß er das gesamte Vermögen der Familie verwaltet hat und daß er dabei nie etwas Falsches getan habe. Ich bin der Ansicht, daß man schon ›Beweise‹ finden würde, wenn man einmal wirklich gründlich bei ihm nachforschen würde.«
    Miguel hatte die Augenbrauen gehoben bei ihrer Betonung des Wortes gründlich. Dann stieß er einen tiefen Seufzer aus. »Weshalb genau wollen Sie Gil Griffin eigentlich strafrechtlich verfolgt sehen, Mrs. Paradise?«
    »Mr. De Los Santos, ich habe Cynthia seit vielen Jahren sehr gut gekannt, und es war nichts Schlechtes an ihr. Hätte ich nach ihrem Tod nicht diesen Brief erhalten, hätte ich vielleicht nichts weiter unternommen, aber so ist das alles einfach zu ungerecht. Es wäre falsch, diesen herzlosen Menschen mit diesen Abscheulichkeiten davonkommen zu lassen.«
    »Darin stimme ich Ihnen ja zu, aber was wir brauchen, sind stichhaltige Beweise seiner Rechtsvergehen. Man muß ihn mit etwas Bestimmtem festnageln können, wie es so schön heißt.« Er reichte ihr den Brief zurück.
    Jetzt war es an Annie zu seufzen. Sie konnte diesem Mann nichts von Aarons Transaktion erzählen. So schlimm das auch war, mochte sie doch keine Gefängnisstrafe für Aaron riskieren. »Vielleicht kann ich mehr Informationen beschaffen.«
    Miguel sah sie sich genauer an. Ihr Gesicht gefiel ihm. Es sah nachdenklich und intelligent aus, es war einnehmend geschnitten und der Teint gesund. Ihre Kleidung und ihr Schmuck wiesen sie jedoch einer für ihn unerreichbaren Klasse zu. Das Kostüm war wirklich hübsch, aber der Hut – einfach lächerlich. Spielt sie die wohlversorgte Witwe? Oder ist sie verheiratet? Ach, vergiß es, Miguel. Sie roch förmlich nach Geld. Miguel haßte den Abgrund, den Geld zwischen einer Frau und einem Mann aufbrechen lassen konnte, aber er war auch Realist. Sein Gesichtsausdruck war verärgert, und Annie sah gerade noch rechtzeitig auf, um ihn wahrzunehmen. Er sah, wie sie rot wurde.
    »Entschuldigen Sie, aber ich dachte gerade an etwas anderes.«
    Wieder errötete Annie angesichts dieses offenen Eingeständnissen von Desinteresse, aber diesmal war es Miguel, der einer Fehlinterpretation aufsaß. Er dachte, daß sie von seiner Entschuldigung gerührt war. So etwas scheint sie unter ihresgleichen nicht gewöhnt zu sein, war sein mitfühlender Gedanke. Wie rührend.
    »Ich könnte Ihnen den Brief hierlassen«, meinte Annie zögernd. »Vielleicht, daß Sie ihn sich später noch einmal ansehen, das heißt, wenn es Sie interessiert.«
    Miguel hatte nicht die geringste Vorstellung, was er mit dem Brief der armen Cynthia anfangen sollte, aber er würde diese Dame nicht noch einmal vor den Kopf stoßen. Vielleicht hatte sie noch mehr zu bieten. Er spürte eine Abneigung gegen eine Beendigung dieses Gesprächs.
    »Natürlich, lassen Sie ihn bitte hier. Vielleicht gibt er uns etwas.«
    Er lächelte sie an, aber sie war sich nicht sicher, ob er damit nicht bloß eine höfliche Entlassung kaschierte. Sie erhob sich, und er folgte ihr, um sie zu begleiten. »Ich zeige Ihnen, wie Sie schneller herausfinden.«
    Er kann es gar nicht erwarten, mich loszuwerden. Annie bemühte sich, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu

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