Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
Vom Netzwerk:
großartig. Ganz der Sohn, den ich niemals hatte.« Jerry lächelte.
    Annie nickte. Jerry und Eunice hatten Zwillingstöchter. Sie hatte schon immer gespürt, daß er sich einen Sohn gewünscht hatte.
    »Ich wollte gerne wissen, wie das Geschäft geht, Jerry. Es ist mir sehr unangenehm, dich das zu fragen, aber ich möchte Chris nicht in die Angelegenheit zwischen Aaron und mir hineinziehen, und von Aaron kann ich keine eindeutigen Aussagen erhalten.«
    »Das Geschäft läuft beachtlich. Aber die Kosten sind noch beachtlicher. Aaron hat große Aufträge an Land gezogen, aber vor kurzem haben wir ein paar andere verloren.«
    Jerry schwieg und senkte die Augen. Dann blickte er Annie wieder an. »Ich habe das Gefühl, als ob ich nur noch geduldet würde. Meine Verbindung zu Aaron ist gleich Null. Wir wechseln kaum noch ein Wort miteinander.« Annie merkte, wie erregt Jerry war. »Ich glaube, er versucht, mich aus dem Unternehmen zu drängen. Und wenn er das Geld aufbringt, schafft er das auch.«
    »Vielleicht ist das nur der Streß, Jerry. Ich kann einfach nicht glauben, daß Aaron dich so hintergehen würde. Wirklich nicht, Jerry. Aaron braucht dich einfach.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht mehr. Er ist anders geworden. Weißt du, du bist nicht die einzige, die von Aaron Paradise hintergangen worden ist.«

14
Erste Schritte
    Energiegeladen wachte Annie früh am nächsten Morgen auf. Ausgeschlafen sah alles gleich nicht mehr so trostlos aus. Noch im Schlafanzug stieg sie auf ihren Hometrainer und strampelte zwanzig Minuten. Ob es das ist, was man ›Eins-sein mit seiner Wut‹ nennt? Sie platzte fast vor Energie. Heute würde sie Dr. De Los Santos aufsuchen. Vor ihrem Kleiderschrank überlegte sie, was für die Börsenaufsicht passend sein mochte, und entschied sich für ein altes, klassisches beige-schwarzes Chanel-Kostüm. Dazu würde sie eine beige Seidenbluse und beige-schwarze Chanel-Pumps tragen. Und vielleicht einen Hut. Sie griff nach dem kleinen mit dem Gesichtsschleier, den sie auf Cynthias Beerdigung getragen hatte.
    Im Wagen auf dem Weg zum Federal Plaza legte sich Annie noch einmal ihre Sätze zurecht. Ob sie sich wieder so einschüchtern lassen würde wie in Gils Büro? Hoffentlich handelte es sich hier nicht um einen stumpfsinnigen Bürokraten oder einen korrupten Schweinehund, dachte sie.
    Im Federal Plaza war ihr Gesprächspartner nicht so einfach zu finden. Von einigermaßen geräumigen Gängen und modernen Büros drang sie schließlich in das Gewirr enger Gänge im Souterrain vor, wo sie schließlich in einem der winzigen altmodischen Bürozimmer auf Miguel De Los Santos stieß.
    Angesichts der politischen Poster, die hier aus unerfindlichen Gründen seit den siebziger Jahren überdauert hatten, begann ihre Zuversicht zu schwinden. Der Anwalt jedoch schien recht wach und realitätsbewußt zu sein, und deshalb mochte sie noch kein endgültiges Urteil fällen. Er war groß, sein Teint olivfarben und sein Haar so dunkel wie das von Aaron, sein Gesicht schmal, mit großen tiefliegenden Augen. Bei ihrem Eintritt nahm er hastig seine Brille ab und stand auf. Er musterte sie von oben bis unten, und für einen Moment meinte sie ein kurzes Aufflackern in seinem Blick bemerkt zu haben. Sie war zu sehr aufgedonnert! Deshalb. Der Hut. Hätte sie ihn doch bloß nicht aufgesetzt.
    »Ich bin Miguel De Los Santos.«
    »Annie Paradise. Miguel De Los Santos: das bedeutet doch Michael von den Heiligen?«
    »Ja, in etwa. Es geht also um Gil Griffin?«
    »Ja. Kennen Sie ihn?«
    »Wer kennt ihn nicht?« Miguel zuckte die Achseln. »Aber natürlich nicht persönlich, falls Sie das gemeint haben sollten. Sie kennen ihn persönlich?«
    »Ja. Er ist ein schrecklicher Mensch.« Annie senkte den Blick und biß sich auf die Lippen. Kaum hatte dieses Gespräch begonnen, ließ sie sich auch schon in die Karten sehen, weil sie einfach zu emotional war.
    »Nun ja, man kann nicht erreichen – noch dazu so schnell erreichen –, was er erreicht hat, wenn man nicht über eine gehörige Portion Rücksichtslosigkeit verfügt.«
    Mr. De Los Santos klang herablassend. Wieder ein großer Mann, der einer dummen Frau etwas erklären mußte. Wenn er so klug war, weshalb saß er dann hier unten, sozusagen auf dem Abstellgleis?
    »Seine Frau war meine Freundin. Vor ein paar Monaten hat sie Selbstmord begangen, wie Sie vielleicht gehört haben. Sie hat mir noch einen Brief geschrieben, in dem sie von den schlimmen Dingen erzählte, die ihr

Weitere Kostenlose Bücher