Der Club der Teufelinnen
Agentur nahm mittlerweile drei Stockwerke ein. Es war gut, daß sie damals hierhergezogen waren, obwohl Jerry und alle anderen sich dagegen gesperrt hatten. Er war ein Pionier gewesen, und es hatte sich ausgezahlt. Jetzt drängten sich die Werbeagenturen danach, hier noch ein Plätzchen zu finden.
Er ging ein paar Entwürfe für den Larimer-Auftrag durch. Sie waren gut, sehr gut sogar. Ausgesprochen clever gemacht. Aaron hatte eine talentierte Mannschaft aufgebaut. Jerry hatte das nicht geschafft.
Er ist wirklich nur unnötiger Ballast, dachte Aaron nun wohl schon zum hundertstenmal. Das war nichts Persönliches, aber hier gab es keinen Platz für Zimperlichkeiten und dergleichen. Er mußte an Leslie denken und ihren therapeutischen Abscheu vor Schuldgefühlen. So etwas war unproduktiv. Ohne Jerry würde diese Firma sehr viel besser dran sein.
Er fuhr sich durch die Haare und versuchte, sich zu entspannen. Wieder ein Blick auf die Uhr. In ein paar Minuten würde er diesen Typ empfangen müssen, und danach war Jerry dran und damit der vielleicht beste geschäftliche Schachzug seines Lebens. Es würde mehr Geld bedeuten, und das hatte er weiß Gott nötig. Schließlich war das Leben mit Leslie nicht gerade billig. Sie lebte gern im Überfluß, etwas anderes kam für sie gar nicht in Frage. Was ihn noch mehr unter Druck setzte.
Seine Sekretärin kündigte Mr. De Los Santos an. Aaron rückte seinen Strickschlips zurecht, prüfte, ob sein Hemd glatt in der Hose steckte, und ging zur Tür. Miguel De Los Santos sah erstaunlich gut aus. Er hatte einen Bürohengst erwartet, doch dieser Typ schien tatkräftig und energisch. Ein billiger Anzug, nun ja, was sonst, aber scharfe Gesichtszüge, breite Schultern und der Gang eines Athleten, nicht der eines Stubenhockers. Ganz und gar nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Irritierend. Wer war dieser Typ?
»Guten Tag, Mr. De Los Santos.« Eine geschäftsmäßige Begrüßung, dachte Aaron, knapp und zielbewußt sowie gleichmütig im Tonfall.
»Hallo, Mr. Paradise. Wie geht es Ihnen?«
Auch diese Antwort entbehrte jeglicher Schnörkel. Der Mann musterte ihn von oben bis unten und ließ sich damit Zeit.
»Bestens, bestens. Treten Sie ein und nehmen Sie Platz.«
»Danke.« Doch anstatt sich auf einen der Plätze um den niedrigen Tisch zu setzen, wo Aaron bereits saß, ging er hinüber zum Fensterbrett und nahm darauf Platz. »Tolles Büro«, meinte er, indem er sich in dem geräumigen Zimmer umsah.
»Danke. Ich mag es auch.« Aaron lächelte. Es war an der Zeit für einen Rollenwechsel. Locker, von gleich zu gleich.
Aaron schlug die Beine übereinander und sah den anderen an. Er sah wirklich smart aus. Scheiße. Aber schließlich hatte er nichts verbrochen. Es war nicht verboten, Geld zu verlieren, zum Teufel noch mal.
»Also, was kann ich für Sie tun, Mr. De Los Santos?«
»Ja, wie ich Ihnen bereits am Telefon sagte, führe ich eine Untersuchung im Zusammenhang mit dem Verkauf der Morty-Aktien durch. Zur Zeit sammele ich noch Beweise und schnüffle so herum.« Er schwieg. »Es hat da einige Beschwerden gegeben.«
»Hängt das mit der Steuersache zusammen? Soviel ich gehört habe, hat Mr. Cushman einige Steuerprobleme.«
»Nun ja, letzten Endes hängen alle Dinge irgendwie zusammen, nicht wahr?«
»Mmh.« Was sollte das? War dieser Typ ein Sonntagsphilosoph? Aarons Faust ballte sich. Laß die Hand offen. Gib dich interessiert, aber locker. Sieh zu, daß der Bastard dich mag. Aaron kreuzte die Arme, lehnte sich zurück und lächelte De Los Santos an.
De Los Santos schien davon nichts zu bemerken. »Wenn ich recht verstanden habe, sind Sie der Chef der Werbeagentur, die für den ›Irren Morty‹ gearbeitet hat.«
»Gewiß. Sagen Sie bloß nicht, daß ich Ihnen das erst noch erzählen muß. Das kann man überall nachlesen.« Oha, das klang schon ein bißchen sehr nach Verteidigung. Lächeln!
»Stimmt … Kennen Sie Morton Cushman auch persönlich?«
»Wie auch nicht? Schließlich arbeiten wir seit sieben Jahren für ihn.« Himmel, der Typ ging ihm auf die Nerven. Es war fast unvermeidbar, schroff zu werden.
»Haben Sie gesellschaftlichen Umgang mit Mr. Cushman?«
»Eigentlich nicht.«
»Was heißt das?«
»Nun, daß wir uns von Zeit zu Zeit auf einer Party sehen, aber zusammen unternehmen wir nichts.«
»Und wie war es früher?«
»Ach Gott, vor Jahren vielleicht mal. Er ist ein wichtiger Kunde. Ich gehe ihm nicht gerade aus dem Weg.«
»Mmh. Also hat Mr.
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