Der Club der Teufelinnen
schrecklich, daß du wegen der Mitsui-Aktien so einen Verlust gehabt hast. Ich fühle mich dafür verantwortlich.«
Bob sah auf. »Das brauchst du nicht, meine Liebe. Wie du dich erinnern wirst, hatte ich ein paar sehr gute Leute mit den Überprüfungen beauftragt. Bei ihnen war es das gleiche. Gil hatte das schon sehr raffiniert eingefädelt. Er hatte seine Partner angelogen, und die hatten daraufhin meinem Mann an der Börse diese Lüge bestätigt.« Bob tätschelte ihr die Hand. »So etwas kommt vor, wenn man sich mit diesem Markt abgibt, meine Liebe. Du bist es nicht gewöhnt zu verlieren, dazu spielst du eigentlich auch zu gut. Es ist allerdings schade, denn Griffin ist ein ausgemachter Bastard. Es ist nicht das erstemal, daß er mich einiges Geld gekostet hat.«
Elise wies auf die Akte. »Ist damit alles gelaufen?«
»Nein, noch nicht, dank Brenda. Hiermit läßt sich durchaus etwas anfangen. Wie es der Zufall will, schulde ich Tanaki von Maibeibi noch einen Gefallen. Vielleicht löse ich diese Schuld bei ihm ein, indem ich ihn über Gils Übernahmeabsichten informiere. Trotzdem bedarf es hier eines behutsamen Vorgehens. Die Werften haben Tanaki als Tochtergesellschaft seit Jahren nur Verluste eingebracht. Würde er die Werften an Bodenspekulanten verkaufen, könnte er ein Vermögen machen, aber er ist gegen Expansion um jeden Preis und würde niemals seine Angestellten auf die Straße setzen. Doch wenn wir etwas hätten, das er haben möchte … Tja, unsere Verluste durch Mitsui würden damit natürlich nicht sofort wettgemacht, aber wir könnten eventuell Gil damit eine Niederlage bereiten. Das würde mir gefallen. Ich kann ihn einfach nicht ausstehen. Und die Gefälligkeit, die wir Tanaki damit unter Umständen erweisen, dürfte immer etwas wert sein.«
»Dann laß es uns machen!« schlug Elise vor.
»Schon dabei. Ich denke, wir sollten ihn persönlich aufsuchen. Das wäre wohl das beste. Ich werde meinem Mann in Kyoto morgen die entsprechenden Anweisungen geben.« Er schlug die Akte zu und blickte nun seinerseits über die Stadt hin. Beide schwiegen einen Augenblick.
»So viel Reichtum und so viel Armut«, sagte er dann. »Weißt du, wie hoch die Miete in einem dieser Wohnblöcke dort drüben ist, auf der anderen Straßenseite?«
Elise blickte zu dem mehrstöckigen Gebäude hinüber, auf das er hinwies. Sie wußte nur, daß sein Penthouse jetzt sehr viel mehr wert war als die vierzehn Millionen, die er vor zehn Jahren dafür bezahlt hatte. »Nein«, antwortete sie.
»Zweihundertsechzehn Dollar und neunzehn Cents im Monat. Es sind Festmieten, und eine alte Frau, Mrs. Willie Schmidt, wohnt dort seit 1939. Mit derselben Aussicht auf den East River wie ich hier. Sie ist fast neunzig, und die Wohnung liegt fünf Treppen hoch. Ich habe ihr hunderttausend für das Apartment geboten, aber sie hat abgelehnt, sagte, daß sie sich dort wohl fühlt. Da habe ich eine Viertelmillion geboten. Wieder abgelehnt. ›Es hat keinen Zweck, junger Mann‹, sagte sie. ›Ich brauche nichts, was sich mit Geld bezahlen ließe.‹ Ich kann es ihr sehr gut nachfühlen.«
Wieder saßen sie schweigend. »Weißt du, warum ich die Wohnung haben wollte?« fragte er schließlich. Elise schüttelte den Kopf. »Aus Sicherheitsgründen. Mein dafür zuständiger Mann meinte, das wäre besser so.« Onkel Bob seufzte. »Was für eine Welt! Ich glaube, ich habe mehr Ex-Geheimdienstler und CIA-Leute auf meiner Lohnliste stehen als Gorbatschow.«
Elise lachte.
Onkel Bob sah zu ihr hinüber. »Bist du glücklich?« Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: »Was hast du in der Sache mit Larry Cochran gemacht?«
»Ich habe ein Verhältnis mit ihm.«
»Das tut dir gut. Er schien mir sehr nett zu sein.«
»O ja, er ist nett. Sehr nett, Onkel Bob. Und komisch und rücksichtsvoll und talentiert. Aber er hat keine Arbeit. Er ist ein Niemand. Und er ist halb so alt wie ich!«
»Dann hilf ihm, daß er einen Job findet. Hilf ihm, jemand zu werden. Was das Alter betrifft, so kannst du dagegen nichts machen, außer zu lernen, damit anmutig umzugehen. Wenn die Ober mich fragen, was meine Tochter zu speisen wünscht, dann sage ich ihnen, daß Bette meine Enkelin ist. Was soll's? Sie ist ein liebes Mädchen, und wir sind's zufrieden.«
»Aber Onkel Bob …« Was sollte sie sagen? Daß Bette ohne sein Geld nie mit ihm Zusammensein würde? Wie sehr sein alter Körper sie im Bett abstoßen mußte? Wie sehr sie selbst sich gedemütigt fühlen würde,
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