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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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mir über private Dinge gesprochen. Seine Familie habe ich nie kennengelernt. Er ist ein Japaner vom alten Schlag. Aus diesem Grund hat er den Hauptgeschäftssitz von Maibeibi in Kioto angesiedelt. Da gibt es weder einen Flughafen noch eine Untergrundbahn, dafür ist es die japanischste Stadt von allen.«
    »Und was hat das alles mit seiner Reaktion auf die Information von der Übernahme zu tun?« fragte Elise. »Sind Geschäfte nicht in jedem Fall Geschäfte?«
    »Nicht ganz.« Wieder überlegte Onkel Bob. »Bei den Japanern nehmen noch heute Loyalität, Pflichtbewußtsein und Ehre einen besonders hohen Stellenwert im Umgang miteinander ein – und zwar weit über das uns bekannte und vorstellbare Maß hinaus. In der Geschichte war es oft eine Frage von Leben oder Tod. Wenn jemand wie Tanaki hört, daß einige von seinen Aktionären sich ihm gegenüber unloyal verhalten haben, würde er sein Gesicht, das heißt, seine Ehre verlieren. Das könnte ihn aufbringen.«
    »So, daß er sich oder jemand anders umbringt?« wollte Brenda wissen.
    »Nun, nicht ganz so schlimm, aber doch so sehr, daß er die Geschäfte niederlegen würde. Und dann würde Gil an seine Stelle treten. Und deshalb muß hier … nun … auf die richtige Art und Weise vorgegangen werden.«
    »Würde es die Sache dann nicht erschweren, wenn wir bei dem Treffen dabei sind?« Diese Frage kam von Annie, die wußte, daß Frauen in der Geschäftswelt Japans nur eine sehr untergeordnete Rolle spielten. Als ›Büroblüten‹ erwartete man von ihnen, daß sie von sich aus kündigten, wenn sie heirateten oder das dreißigste Lebensjahr erreichten.
    »Oh, natürlich werden Sie nicht bei dem Treffen dabeisein. Tanaki wird für uns alle ein Bankett geben, und dann, am nächsten Tag, werden sich mein Mann in Tokio und ich mit ihm zusammensetzen.«
    »Das kannst du getrost vergessen«, warf Elise ein.
    »Wie bitte?«
    »Wir machen diese ganze Reise nicht, um dann als Staffage herzuhalten. Schließlich ist das Ganze unser Gegenzug.«
    »Staffage würde ich nun nicht gerade sagen, aber vielleicht wäre es doch nicht besonders zuträglich …«
    »Weil wir Frauen sind? Das ist lächerlich, Onkel Bob. Wir leben im zwanzigsten Jahrhundert.«
    »Nicht in Kioto«, seufzte Bob Blogee.
    Als sie auf dem Flughafen von Osaka eintrafen, war Annie erschöpft von dem langen Flug, trotz aller Bequemlichkeiten, die der Privatjet bot. So war sie Mr. Wanabe, Onkel Bobs ›Mann in Tokio‹, dankbar, als er sie zügig durch den Zoll lotste und zu einem Rolls-Royce führte. Trotzdem war die Weiterfahrt nach Kioto noch recht lange und anstrengend.
    Der traditionelle Tawaraya Ryokan, in dem sie untergebracht waren, war danach eine regelrechte Offenbarung. Mrs. Sato, Eigentümerin dieser Herberge in der elften Generation, empfing sie mit einer tiefen Verbeugung. Die neunzehn Zimmer waren mit einer bezaubernden und nichtsdestoweniger unerhört kostspieligen Schlichtheit eingerichtet.
    Annies Zimmer war mit Tatamis ausgelegt; breite Glastüren führten auf eine hölzerne Veranda hinaus, auf der mehrere Kissen bereitlagen. Die spärliche Möblierung bestand aus einer antiken Truhe, einem dunklen niedrigen Lacktisch und einem vergoldeten Paravent mit aufgemalten Lilien. Eine wunderschöne Vase mit Quittenblütenzweigen in der Tokonoma, der typischen Wandnische, rundete das Ganze perfekt ab. Der Garten schimmerte in saftigem Grün, und in der Steinlaterne flackerte bereits ein Licht. Eine wahrhaft bezaubernde Atmosphäre lag über dem ganzen Anwesen. Ein Pochen an der Tür riß Annie aus ihrer entrückten Bewunderung.
    »He, dir hat man also auch das Bett geklaut«, stellte Brenda fest, indem sie eintrat.
    »Aber Brenda, hier gibt es keine Betten. Die Zimmermädchen werden später einen Futon auf dem Boden ausbreiten.«
    »Weiß ich doch. Du mußt mich nicht für völlig blöd halten. Schau, die haben hier Gratis-Kimonos.« Damit hielt sie ein Baumwollgewand hoch.
    »Nein, Kimonos sehen etwas formeller aus. Das hier ist nur ein Yukata. Man trägt es, wenn man sich ins Bad begibt. Wollen wir?« Mit diesem Vorschlag schlüpfte Annie in ihren eigenen.
    »Was? Zusammen ins Bad gehen?«
    »Alle machen das so.«
    »Vergiß es!« Brenda lachte. »Wofür hältst du mich?«
    Das Abendessen in dem Gasthaus war köstlich. Sogar Brenda war angetan davon, auch wenn der letzte Gang, einfacher weißer Reis, ihr momentan die Sprache verschlug. Danach waren Bob, Elise und Brenda bett-, oder besser

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