Der Club der Teufelinnen
unbewegliche Miene einen Reim zu machen.
»Julie, Drew, Phil, vielen Dank für eure Unterstützung in dem Bemühen, damit das Unternehmen auf lange Sicht wieder schwarze Zahlen schreiben kann.« Und zu Aaron gewandt schloß Jerry: »Aaron, ich bin bereit, deinen Anteil zu übernehmen.«
Aaron war völlig perplex. Da saß Brenda Cushman, Mortys Exfrau und Annies Freundin, und sah ihn an, und plötzlich grinste sie – wie die Cheshire-Katze. Aaron schaute zu den anderen hinüber, aber deren Augen waren auf Jerry gerichtet. Ihn ignorierte man. Er hatte ein ganz unwirkliches Gefühl. Jerry saß drin, und er war draußen! Wie konnten sie so etwas zulassen? Nachdem er sie eingestellt und zu dem gemacht hatte, was sie waren? Aaron verspürte einen Stich in der Brust. Warum das alles? Wegen dieses dummen La-Doll-Vorfalls? Weil Jerry ein großer Fang geglückt war? Er kannte das tolle Gefühl, wenn man einen großen Auftrag an Land gezogen hatte. Und er wußte auch, welches Vergnügen es bereitete, dem Chef eins auszuwischen und ihm zuvorzukommen. Und alles das war hinter seinem Rücken gedeichselt worden!
»Ohne mich werdet ihr es nicht schaffen«, wandte er ein.
»Ich möchte daran erinnern, daß ich schon seit längerer Zeit unsere Ausgaben mit Sorge beobachtet habe. Allein die Beträge für die vergeblichen Akquisitionsversuche hätten eine hundertprozentige Steigerung unseres Bonus bedeutet. Sie haben zuviel ausgegeben und zuwenig hereingeholt. Brenda Cushman stimmt darin mit uns überein. Sie wird in Zukunft die Ausgaben steuern. Dazu kommt, daß wir im nächsten Jahr eine doppelt so hohe Miete zahlen oder umziehen müssen. Auch das wird sich auf den Profit auswirken.« Dave holte tief Luft und fuhr fort: »Schließlich sieht es auch so aus, als ob der Morty-Cushman-Auftrag wackelt. Er ist immer noch nicht unterschrieben, und wir können nur hoffen, daß er sich nicht ganz in Luft auflöst.«
»Soweit ich Morty kenne, dürfte das der Fall sein«, kam es von Brenda.
Aaron starrte sie wütend an, ebenso die übrigen.
»Tut mir leid, Aaron, nichts für ungut«, meinte Jerry.
»Das kannst du dir sparen!« Aaron stand brüsk auf und verließ den Raum. Als er an Chris vorbeiging, gab er ihm ein Zeichen. Auch seine Karriere dürfte hier beendet sein. Doch dieser wandte sich Jerry zu. Unglaublich. Er also auch. In diesem Augenblick fiel ihm nichts weiter ein. Er mußte mit sich allein sein, um diese Demütigung zu verdauen. Keiner drehte sich nach ihm um.
Auf dem Gang wollte er seinen Schlips lockern und stellte fest, daß er das schon längst getan hatte. Brust und Kehle wurden ihm zu eng. Das fehlte noch: ein Herzinfarkt in seinem eigenen Büro.
Endlich in seinem Büro angelangt, ließ er sich in seinen Sessel fallen, griff sich die Flasche Chivas und goß sich einen Drink ein. Das ganze miese Pack hatte sich gegen ihn gekehrt. Unfaßbar. Nach allem, was er für sie getan hatte. Und dann diese Brenda Cushman, Annies Freundin. Seine Gedanken stockten. Ob Annie irgendwas damit zu tun hatte?
Nein, er fing an zu spinnen. Annie war noch nicht einmal in der Lage, ihr Scheckheft zu führen. Aber hoffentlich erfuhr sie nichts von seiner Demütigung. Mit Entsetzen spürte er Tränen in seinen Augen brennen. So weit war es mit ihm gekommen. Mit sechzehn hatte er zuletzt geweint. Er griff sich den Ärmel seines lächerlichen, kratzigen Pullovers und wischte sich über die Augen.
6
Frauen in einer Männerwelt
Annie war einfach außer sich vor Freude über Elises Angebot, sie nach Japan zu begleiten. Wann würde sich ihr sonst jemals die Möglichkeit bieten, in einem Privatjet zu fliegen und von Bob Blogees ›Mann in Tokio‹ in Japan eingeführt zu werden?
»Also – Tanaki ist ein schwieriger Typ«, erklärte Bob Blogee, als sie auf den weichen Ledersesseln Platz genommen und vom Steward ein Glas Veuve Clicquot Ponsardin serviert bekommen hatten (wobei Elise das ihre nicht anrührte).
»Inwiefern sollte es schwierig sein? Wir erweisen ihm einen großen Gefallen, indem wir ihm diese Information zuspielen, so daß er darauf noch reagieren kann«, meinte Brenda.
»O ja, in den Staaten wäre das so. Aber in Japan … nun, da sieht es anders aus.« Bob Blogee schien nach Worten für eine nähere Erläuterung zu suchen. »Ich kenne Tanaki seit fast zwölf Jahren. Wir haben ein halbes Dutzend Geschäfte miteinander gemacht. Aber Japaner sind sehr zurückhaltende Leute. Er hat mich nie zu sich nach Hause eingeladen oder mit
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