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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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sich nach Aaron. Und bald würde ihr auch Sylvie fehlen. Dabei hatte sie geglaubt, sie hätte den Trennungsschmerz überwunden und angefangen, die Tatsachen zu akzeptieren. Und nun hatte Cynthias Tod wieder alles aufbrechen lassen.
    Annie schaute auf, ein alter weißhaariger Mann in einem dunklen Talar war aus einer Seitentür getreten und hatte das Podium bestiegen. Sogleich begann er mit einer seinem klerikalen Aussehen angemessenen Ansprache: Die Tage des Menschen sind wie der Sand im Stundenglas, das Heil Gottes und unsere guten Werke werden uns überleben. Keine Erwähnung Cynthias, ihrer Großherzigkeit, nichts von Carla, Cynthias Name fiel nur ein einziges Mal. Ansonsten war es nur ›die Verblichene‹. Hatte er Angst, sich zu versprechen? Aber gewiß würde Gil noch ein paar persönliche Worte sprechen. Auch wenn die Scheidung eine unerfreuliche Angelegenheit gewesen war – er würde schon etwas sagen können.
    Erst als die Ansprache mit dem Vaterunser beendet wurde, erkannte Annie, daß Gil weder im Nebenraum noch sonst überhaupt anwesend war. So muß es Cynthia immer gegangen sein, dachte Annie. Gil war tatsächlich so kalt und gefühllos wie der Eindruck, den er machte.
    Einen schrecklichen Augenblick lang fragte sie sich, ob Aaron sich ebenso um ihr Begräbnis drücken würde. Immerhin war sie die Mutter seiner Kinder. Sie schüttelte den Kopf, allmählich wurde sie morbid. Sie hatte wenigstens die Kinder und ihre Freundinnen. Und Aaron? Sie suchte ihn mit den Blicken. Er müßte doch wenigstens noch etwas für sie empfinden. Er war nie gemein zu ihr gewesen, hatte sie nie gedemütigt. Arme Cynthia. Wie konnte Gil sich nur so gemein und schäbig verhalten? Und sie hatte ihm dabei auch noch geholfen. Gil hatte sie benutzt, um ein paar Leute zusammenzubringen und dann seine Hände in Unschuld zu waschen. Cynthia war entsorgt. Wie Müll.
    Nach der Feier kam eine kurze Durchsage: »Die Verstorbene wird zum City of Angels-Friedhof in Greenwich überführt. Wer am Begräbnis teilnehmen möchte, wird gebeten, sich wegen einer Mitfahrgelegenheit zu melden.« Elise schüttelte den Kopf. Annie schaute Brenda an. »Auf keinen Fall«, war hier die Reaktion. Nervös zerknüllte Annie ihr feuchtes Taschentuch. Es war noch so viel für Sylvies Abreise vorzubereiten. Jeder Moment, der ihr noch mit ihrer Tochter blieb, war ihr so kostbar. Und außerdem schauderte ihr vor Begräbnissen. Aber wer würde Cynthia auf ihrem letzten Weg begleiten? Annie erhob sich mit den übrigen und drängte auf den Ausgang zu. Sie tupfte ihre Augen trocken und hoffte, daß es nicht gar zu offensichtlich war, daß sie vorhatte, Aaron noch abzufangen. Er schien schon fort zu sein, aber nein, er wartete in der Vorhalle. »Hallo, Annie! Ist das nicht furchtbar?« Er sah blaß und mitgenommen aus.
    »Ja, ganz furchtbar.« Sie wünschte, er würde ihre Hand nehmen und sie festhalten, aber er begnügte sich mit einem Kopfschütteln. Wortlos blickten sie einander an, und Annie erinnerte sich, wie schwer sich Aaron immer mit Verlusten getan hatte.
    »Sie ist nie wirklich glücklich gewesen«, meinte er.
    Für einen Augenblick spürte Annie Ärger in sich aufsteigen. Warum, verdammt noch mal, glaubten die Leute immer, daß sich ein Leben in einen Satz pressen ließe, dazu noch in einen dermaßen trivialen?
    »Ist das denn überhaupt jemand?« gab sie patzig zurück, innerlich hoffend, daß Aaron sich wenigstens die Bemerkung, daß es ›so das beste für sie‹ sei, verkneifen würde.
    »Alex jedenfalls scheint glücklich zu sein. Er hat seine letzte Klausur überstanden.«
    »Hast du ihn gesprochen?« Alex, ihr Ältester, hatte sie letztes Wochenende nicht angerufen. Es war sein Wunsch gewesen, daß Sylvie nicht zu seiner Abschlußfeier kommen sollte. Das hatte Annie verletzt. Aber Aaron war erleichtert gewesen. Einzig Chris, ihr zweiter Sohn, sah das Besondere in Sylvie.
    »Hat gestern abend angerufen. Er freut sich auf morgen.«
    »Ich auch.« Annie brachte ein Lächeln zustande. Immerhin würde sie mit Aaron zusammen in Boston sein. Vielleicht daß dort … Wenn sie doch jetzt nur ein paar freundliche Worte füreinander finden würden, wenn es nur das kleinste Anzeichen gäbe, daß er noch etwas für sie empfand.
    »Wann fährt Sylvie?«
    »In drei Tagen.«
    »Du willst es dir nicht doch noch einmal überlegen? Weißt du, diese Internate, sie sind einfach entwürdigend. Die Kinder werden dort geschlagen, mißbraucht. Sie wird dort nur zum

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