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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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absoluten Pflegefall.«
    »Bitte, Aaron. Hier handelt es sich doch nicht um ein staatliches Internat, sondern um eine private Institution. Wir haben darüber doch oft genug gesprochen.«
    »Du könntest dir noch eine zusätzliche Hilfe nehmen. Ernesta reicht eben nicht aus.«
    »Darum geht es doch nicht. Ich brauche keine weitere Hilfe, Aaron. Es geht um Sylvie. Sie braucht den Umgang mit Menschen wie sie. Sie ist so einsam, so isoliert.«
    »Das ist doch lächerlich. Sie ist doch dauernd mit dir zusammen.« Er klang verbittert. Annie seufzte: »Das ist es ja eben. Sie ist viel zu abhängig von mir.« Und ich vielleicht von ihr, dachte sie. Wie werden meine Tage ohne sie sein?
    »Ja natürlich.« Wie gut sie diesen Tonfall kannte. Er war verletzt. O Gott, das hatte sie nun wirklich nicht gewollt.
    »Ich muß zurück ins Büro.« Damit wandte er sich zur Tür, ohne ein weiteres Wort, ohne einen Trost.
    Männer sind einfach emotionale Krüppel! Annie schaute Aaron nach, und dabei erblickte sie eine Art Kondolenzreihe mit Gil Griffin, Händeschütteln. Sie zitterte. Wie konnte er nur? Wie konnte Aaron …? Sie alle …
    »Für so ein heuchlerisches Reptil ist das alles ganz einfach.«
    Brenda hatte genau dasselbe empfunden. Völlig niedergeschlagen ging Annie mit den übrigen hinaus. Ein Treffen mit Gil war das letzte, wonach ihr zumute war. Nein, das allerletzte wäre die Fahrt zum Friedhof. Der Anblick von Gil war schlimm genug, aber vielleicht auch wieder nicht. Gab es vielleicht einen triftigen Grund für sein Nichterscheinen bei der Gedenkfeier? Jetzt noch aufzutauchen, war eine Farce, eine Beleidigung. Aber nun würde er Cynthia auf ihrem letzten Gang begleiten.
    Ehe sie es verhindern konnte, hatte Gil ihre Hand ergriffen. »Anne, ich danke dir.« Elise, die hinter ihr ging, verschränkte ihre Hände noch rechtzeitig hinter ihrem Rücken und ließ es bei einem »Hallo, Gil« bewenden.
    »Möchtest du, daß ich zusammen mit dir zum Friedhof fahre?« Und wieder bin ich ganz das brave Mädchen. Auch wenn es sie diesmal wirklich hart ankam.
    »Oh, Greenwich kann ich jetzt wirklich nicht mehr schaffen.«
    »Was?« Sogar Brenda schien geschockt.
    »Ich schaffe es einfach nicht. Ich habe doppelte und dreifache Termine. Es war schwierig genug für mich, überhaupt zu kommen.«
    »Offensichtlich«, entgegnete ihm Annie kühl. »Du hast es nicht rechtzeitig zur Gedenkfeier geschafft, und nun kommst du nicht einmal zum Begräbnis?«
    »Das geht dich nun wirklich nichts an«, entgegnete er gemessen und schickte sich an zu gehen.
    »Bitte, Gil, komm doch mit zum Friedhof. Für Cynthia.«
    Er hielt kurz inne und schaute spöttisch auf sie herab, den Kopf leicht zur Seite geneigt, wie ein Vogel. Ein unbarmherziges Lächeln spielte um seinen Mund. »Das ist ihr gleichgültig. Sie ist tot, wie du weißt.« Damit ging er davon. Das Atmen wurde Annie schwer. Sie zitterte.
    Als Brenda und Elise sie verließen, zitterte Annie immer noch. Alle anderen Trauergäste waren gegangen, und Annie stellte fest, daß sie die einzige war, die mit zur Beerdigung fuhr. Es fing an zu regnen. Als Hudson sie mit einem Schirm zu ihrer Limousine begleitete, trat Stuart Swann, Cynthias Bruder, hinzu. Annie hatte ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, trotzdem erkannte sie ihn sofort. Er sieht immer noch gut aus, wenn auch etwas außer Form. Seine Augen waren gerötet, die Haut schlaff. »Hallo, Stuart.« Sie streckte ihm höflich die Hand entgegen. Was war sein Grund, zu spät zu kommen? Sein mitgenommener Anblick hielt sie davon ab, direkt danach zu fragen. Was würde das jetzt noch bringen?
    »Ich wußte, daß du kommst, Annie. Verläßlich bis zum Schluß.« Tränen stiegen ihm in die Augen, als er ihr auf die Schulter klopfte. Wie einem braven Hund, dachte sie. Ganz so wie ich mir selbst vorkomme.
    »Es tut mir so schrecklich leid.«
    »Mir auch. Ich habe es soeben erst erfahren. Ich komme gerade aus Japan. Ich kann es noch gar nicht fassen.« Tränen liefen ihm übers Gesicht. »O Gott, entschuldige.«
    Hier gab es nichts weiter zu sagen. Sie drückte seine Hand. Verzweifelt erwiderte er den Druck. »Kann ich mit dir fahren, Annie?«
    »Aber natürlich, Stuart.« Fast während der ganzen Fahrt durch New York weinte Stuart, dann war er still. Als sie den Friedhof erreichten, hatte sich der Regen zu einem regelrechten Guß gesteigert.
    Cynthia war nicht mehr. Annie blickte auf das kleine Bonsai-Bäumchen, das sie nun schon den ganzen Morgen in der

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