Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
dem Untergang geweiht.«
    »Spielen Sie damit auf diese Sache in Loko an?«, fragte Henry. »Sie brauchen nicht so erstaunt dreinzuschauen.«
    »Das hatte ich auch nicht vor. Ich bin zwar erstaunt«, sagte Vetinari, »aber verderben Sie mir bitte nicht den Spaß und sagen Sie sofort, dass ich nicht erstaunt dreinschaue, es sei denn, natürlich, es liegt darin irgendein Vorteil für mich.«
    »Wir müssen etwas unternehmen. Die Expedition hat ein Nest von diesen verdammten Dingern gefunden!«
    »Ja. Kinder, die sie sofort umgebracht haben«, sagte Vetinari.
    »Nachwuchs, den sie ausgerottet haben!«
    »Wirklich? Was schlagen Sie in diesem Falle vor?«
    »Wir reden hier von einer sehr bösen Macht!«
    »Erzkanzler, ich sehe das Böse, wenn ich in meinen Rasierspiegel schaue. Philosophisch gesehen ist das Böse überall im Universum vertreten, und zwar, allem Anschein nach, allein deshalb, um die Existenz des Guten hervorzuheben. Ich glaube, an dieser Theorie ist so manches dran, aber an dieser Stelle breche ich normalerweise immer in lautes Lachen aus. Habe ich das richtig verstanden, dass Sie hinter der Idee eines Expeditionskorps nach Fern-Überwald stecken?«
    »Aber selbstverständlich!«, sagte der ehemalige Dekan.
    »Das ist schon einmal versucht worden. Und davor schon zwei Mal. Warum ist das militärische Hirn nur so anfällig für Ideen, die vernünftige Leute dazu verleiten, etwas voller Begeisterung zu tun, was schon vorher nicht funktioniert hat?«
    »Gewalt. Gewalt ist die einzige Sprache, die sie verstehen. Das sollten Sie wissen.«
    »Etwas anderes als Gewalt ist auch noch nicht probiert worden, Erzkanzler Henry. Abgesehen davon, falls es sich wirklich um Tiere handelt, wie behauptet wird, dann verstehen sie überhaupt nichts, falls sie aber, wovon ich überzeugt bin, vernunftbegabte Wesen sind, so dürfte ein gewisser Grad von Verständnis auch von unserer Seite erforderlich sein.«
    Der Patrizier trank einen Schluck Bier. »Ich habe das nur wenigen Leuten erzählt, meine Herren, und werde es vermutlich auch nie wieder tun, aber als ich noch ein kleiner Junge und in den Ferien in Überwald war, ging ich eines schönen Tages am Ufer eines Flusses spazieren und erblickte plötzlich eine Ottermutter mit ihren Jungen. Ein sehr reizender Anblick, da werden Sie mir sicherlich zustimmen, aber noch während ich ihnen zuschaute, tauchte die Ottermutter unter die Wasseroberfläche und kam mit einem dicken Lachs wieder hervor, den sie auf einen halb im Wasser liegenden Baumstamm schleppte. Als sie ihn fraß, während er natürlich noch lebte, brach der Körper auf, und ich erinnere mich bis zum heutigen Tag noch lebhaft an die herrlich rosige Farbe seines Rogens, als er herausquoll, sehr zur Freude der kleinen Babyotter, die einer über den anderen kletterten, um sich an der Köstlichkeit zu laben. Eins der Wunder der Natur, meine Herren: Eine Mutter und ihre Kinder fressen sich an einer Mutter und ihren Kindern satt. In diesem Moment wurde mir das Böse zum ersten Mal richtig bewusst. Es wohnt der Natur des Universums inne. Jede Welt dreht sich in Schmerzen. Falls es irgendein übergeordnetes Wesen gibt, sagte ich mir damals, so obliegt es uns allen, uns ihm gegenüber als moralisch überlegen zu erweisen.«
    Die beiden Zauberer wechselten einen kurzen Blick. Vetinari starrte in die Tiefe seines Bierkruges, und sie waren froh, dass sie nicht wussten, was er dort so alles sah.
    »Liegt es an mir oder ist es hier drinnen ziemlich dunkel?«, fragte Henry.
    »Meine Güte, aber ja!«, rief Ridcully. »Ich habe den Kronleuchter völlig vergessen! Wo ist dieser Nutt?«
    »Hier«, sagte Nutt, deutlich näher, als es Ridcully lieb war. »Wieso?«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich zur gegebenen Zeit so weit bin, Erzkanzler.«
    »Was? Ach ja, natürlich, stimmt.« Er ist klein und höflich und erstaunlich hilfsbereit, dachte er. Nichts, worüber ich mir Sorgen machen müsste … »Also, dann zeig uns, wie man die Kerzen anzündet, Nutt.«
    »Könnte ich vielleicht einen Tusch haben, Erzkanzler?«
    »Wohl eher nicht, junger Mann, aber ich sorge dafür, dass alle im Saal aufmerksam zusehen.«
    Ridcully nahm einen Löffel in die Hand und schlug damit auf die althergebrachte »Alle mal herhören, ich versuche ganz leise ein lautes Geräusch zu machen«-Methode gegen ein Weinglas, das sich bislang erfolgreich vielen Tischreden seit der Erfindung von Glas, Löffeln und Tischen entzogen hatte.
    »Ich bitte um Ruhe, meine Herren,

Weitere Kostenlose Bücher