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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Außerdem muss ich Sie natürlich daran erinnern, dass Sie seinerzeit sehr zufrieden damit waren, dass sich Erzkanzler Bill Rincewind von der Mistauch-Universität frohen Sinnes Erzkanzler nennt.«
    »Schon, aber der ist ja auch sehr weit weg«, sagte Ridcully. »Und Viericks zählt eigentlich nicht richtig als irgendwo, wohingegen wir bei Pseudopolis von einer Emporkömmlings-Organisation reden können, deren …«
    »Dreht es sich letztendlich nur um eine Frage der Entfernung?«, wollte Vetinari wissen.
    »Nein, aber …«, erwiderte Ridcully, unterbrach sich aber sofort.
    »Ist das alles denn einen Streit wert, frage ich Sie?«, sagte Vetinari. »Meine Herren, wir haben es hier mit einem Zank zwischen den Oberhäuptern einer altehrwürdigen und respektierten Institution und einer ehrgeizigen, relativ unerfahrenen und lästigen neuen Lehranstalt zu tun.«
    »Ganz recht. Damit haben wir es zu tun«, sagte Ridcully.
    Vetinari hob einen Finger. »Ich war noch nicht fertig, Erzkanzler. Wollen wir mal sehen. Ich sagte, wir haben es hier mit dem Zank zwischen einer antiquierten und gewissermaßen verknöcherten, in die Jahre gekommenen Institution und einer Hochschule voller vor Ehrgeiz brennender Senkrechtstarter mit haufenweise frischen und aufregenden Ideen zu tun.«
    »Aber … langsam, das haben Sie beim ersten Mal aber nicht gesagt«, setzte sich Ridcully zur Wehr.
    Vetinari lehnte sich zurück. »Aber ja doch, Erzkanzler. Erinnern Sie sich denn nicht mehr an unser kleines Gespräch über die Bedeutung der Worte, vor nicht allzu langer Zeit? Der Zusammenhang macht die Musik. Deshalb schlage ich vor, dass Sie dem Oberhaupt der Universität von Brazeneck erlauben, den offiziellen Erzkanzlerhut eine begrenzte Zeitlang zu tragen.«
    Man musste immer sehr genau aufpassen, was Lord Vetinari sagte. Manche seiner Worte hatten, obwohl sie sich ganz harmlos anhörten, die Angewohnheit, noch einmal zurückzukommen und zu beißen.
    »Spielen Sie doch Fußball um den Hut«, sagte Vetinari.
    Er schaute in ihre Gesichter. »Meine Herren, meine Herren. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken. Die Bedeutung dieses Hutes wird doch sehr überschätzt. Die Mittel, mit denen die Zauberer kämpfen, sind doch nicht in erster Linie magische. Die tatsächliche Auseinandersetzung und auch die Rivalität dürfte, wie ich glaube, beiden Universitäten guttun. Auch die Bevölkerung wird sich dafür interessieren, wohingegen sich die Zauberer in der Vergangenheit darüber beschwert haben, sie müssten sich in den Kellern verstecken. Antworten Sie mir bitte nicht zu vorschnell, sonst muss ich annehmen, dass Sie nicht gebührend über diese Angelegenheit nachgedacht haben.«
    »Ehrlich gesagt, kann ich sehr schnell nachdenken«, sagte Ridcully. »Klarer ausgedrückt: Es wird keinen Wettbewerb geben. Das wäre total unfair.«
    »Das finde ich auch«, sagte Henry.
    »Aha, Sie halten meinen Vorschlag also beide für total unfair«, sagte Vetinari.
    »Allerdings. Unser Lehrkörper ist viel jünger, außerdem haben wir den Vorteil der frisch angelegten und gesunden Spielfelder von Pseudopolis.«
    »Na wunderbar«, sagte Lord Vetinari. »Das sieht mir doch ganz nach einer echten Herausforderung aus. Universität gegen Universität. Sozusagen Stadt gegen Stadt. Eine Art Krieg, bloß ohne die unangenehme Notwendigkeit, hinterher die vielen Köpfe und abgeschlagenen Glieder einzusammeln. Alles und jedes muss ständig nach Höherem streben, meine Herren.«
    »Dann muss ich wohl zustimmen«, sagte Ridcully. »Es ist ja nicht so, dass ich den Hut auf jeden Fall verlieren werde. Aber ich muss feststellen, Havelock, dass Sie bezüglich Ihrer Stellung nicht viel Herausforderung dulden.«
    »Aber ich werde doch ständig herausgefordert«, erwiderte Lord Vetinari. »Es ist nur so, dass meine Herausforderer nie gewinnen. So ist mir zum Beispiel in der heutigen Zeitung aufgefallen, dass die neuen Wähler von Pseudopolis gestern abgestimmt haben, dass sie keine Steuern bezahlen wollen. Wenn Sie den Präsidenten demnächst sehen, vergessen Sie bitte nicht, ihm auszurichten, dass ich ihm nur allzu gerne zur Seite stehe, falls er es für notwendig erachtet. Kopf hoch, meine Herren. Keiner von Ihnen hat genau das bekommen, was er wollte, aber Sie haben beide das bekommen, was Sie verdienen. Wenn die Katze das Mausen lassen kann, dann kann auch ein Zauberer seinen Hut wechseln. Und die Katze muss das Mausen lassen, meine Herren, sonst sind wir alle

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