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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und zwar um eine erwartungsvolle, gefolgt von einem wohlwollenden Applaus für das Anzünden des Kronleuchter!«
    Stille breitete sich aus.
    Nachdem auf einen kurzen Beifall wieder Stille folgte, drehten sich die Gäste auf ihren Stühlen um, um eine bessere Sicht auf eigentlich gar nichts zu bekommen.
    »Würden Sie bitte an Ihrer Pfeife ziehen und sie mir reichen, Erzkanzler?«, fragte Nutt.
    Ridcully kam seiner Bitte achselzuckend nach. Nutt nahm die Pfeife, hob sie in die Luft und …
    Was passierte dann? Etwas, das noch tagelang Gesprächsthema Nummer eins war. Stieg das rote Feuer aus der Pfeife nach oben oder kam es von der Decke herab oder einfach aus den Wänden? Sicher war nur, dass die Dunkelheit plötzlich von leuchtenden Zickzacklinien zerrissen wurde, die sofort wieder verschwanden und eine totale Dunkelheit hinterließen. Diese klarte gleich darauf wie der Himmel am Abend auf, als auf einmal alle Kerzen im exakt gleichen Augenblick aufflammten.
    Applaus brandete auf, und Ridcully schaute über den Tisch zu Ponder, der sein Thaumometer schwenkte, den Kopf schüttelte und die Achseln zuckte.
    Dann kehrte der Erzkanzler zu Nutt zurück, ging mit ihm außer Hörweite des Tisches und schüttelte ihm der herüber äugenden Neugierigen wegen die Hand.
    »Gut gemacht, Nutt. Eine Sache nur: Da war keine Magie im Spiel, das wüssten wir – aber wie hast du das gemacht?«
    »Ursprünglich handelte es sich um zwergische Alchemie. Sie wissen ja, die Sorte, die funktioniert. So entzünden sie die großen Leuchter in den Höhlen unter Bums. Das habe ich durch Versuche und Analysen herausgefunden. Sämtliche Dochte sind durch ein Netzwerk aus schwarzem Baumwollfaden verbunden, der in eine einzige Schnur übergeht, was in diesem Saal kaum zu erkennen ist. Diese Schnur wird mit einer Rezeptur getränkt, die, wenn sie getrocknet ist, mit extremer, aber kurzer Heftigkeit brennt. Meine leicht veränderte Lösung brennt sogar noch deutlich schneller und verzehrt dabei die Schnur, die sich in Gas auflöst. Eine ziemlich gefahrlose Sache. Nur die Spitzen der Dochte sind behandelt, sodass sie sich ganz normal entzünden. Vielleicht interessiert es Sie, Erzkanzler, dass die Flamme so schnell wandert, dass es für das menschliche Auge wie ein einziger Augenblick aussieht. Ich habe ausgerechnet, dass es mit Sicherheit mehr als zwanzig Meilen in der Sekunde sind.«
    Ridcully schaute ihn ausdruckslos an. Man konnte nicht regelmäßig mit Vetinari verkehren, wenn man nicht in der Lage war, den eigenen Gesichtsausdruck willentlich einzufrieren. Diesmal musste er es nicht einmal wollen.
    Nutt sah besorgt aus. »Habe ich mich nicht als wertvoll erwiesen, Erzkanzler?«
    »Was? Ach, äh, ja.« Ridcullys Gesicht taute auf. »Eine wunderbare Vorstellung, Nutt. Gut gemacht! Nur, ähm, wie bist du an die Zutaten herangekommen?«
    »Ach, da unten im Keller gibt es einen alten Alchemieraum.«
    »Hmm. Na schön, und nochmals vielen Dank«, sagte Ridcully. »Aber als Vorsitzender dieser Universität muss ich dich darum bitten, mit niemandem über diese Erfindung zu reden, bevor wir beide uns nicht noch einmal ausführlicher darüber unterhalten haben. Jetzt muss ich mich wieder den aktuellen Ereignissen widmen.«
    »Keine Sorge, Erzkanzler, ich passe schon auf, dass es nicht in falsche Hände gerät«, sagte Nutt und eilte davon.
    Bloß dass natürlich deine Hände die falschen sind, dachte Ridcully, als er zu seinem Tisch zurückging.
    »Eine eindrucksvolle Vorführung«, sagte Vetinari, als Ridcully wieder auf seinem Stuhl saß. »Gehe ich recht in der Annahme, Mustrum, dass dieser Nutt, von dem Sie reden, tatsächlich der Nutt ist?«
    »Ganz recht, ja, ein sehr anständiger kleiner Kerl.«
    »Und Sie lassen zu, dass er sich mit Alchemie befasst?«
    »Ich glaube, das war seine eigene Idee.«
    »Und er hat die ganze Zeit hier gestanden?«
    »Er ist sehr beflissen. Sehen Sie darin ein Problem, Havelock?«
    »Aber nein, ganz und gar nicht«, erwiderte Havelock.
     
    Es war wirklich eine eindrucksvolle Vorführung gewesen, das musste Glenda zugeben, aber noch während sie dabei zuschaute, spürte sie Frau Allesweiß’ Blick auf sich ruhen. Theoretisch gesehen hatten Glendas Eigenmächtigkeiten später noch ein ganz anderes Feuerwerk verdient, aber so weit würde es nicht kommen, oder? Sie hatte den unsichtbaren Hammer festgenietet. Außerdem musste sie jetzt an andere, wenn auch weniger persönliche Dinge denken.
    So dumm, lächerlich und

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