Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Glenda.
»Ich glaube nicht, dass du irgendwo auf der Welt eine größere Expertin in Sachen Techtelgemechtel findest als Madame. Ehrlich gesagt würde es mich wundern, wenn du, Glenda, auch nur ein Hundertstel der Techtelgemechtel kennen würdest, die sie hat, schon deshalb, weil sie eine Menge davon selbst erfunden hat. Und da wir ein Techtelgemechtel sofort erkennen, wenn wir es sehen, werden wir ein Auge auf Juliet haben.«
»Sie muss ordentliche Mahlzeiten zu sich nehmen und genügend schlafen«, sagte Glenda.
Pepe nickte, obwohl sie vermutete, dass ihm beide Regeln ziemlich fremd waren.
»Und sie muss ordentlich bezahlt werden«, fügte sie hinzu.
»Wenn sie exklusiv für uns arbeitet, wird sie am Profit beteiligt«, sagte Pepe. »Madame wollte sowieso noch mit dir darüber reden.«
»Ja, denn es könnte sein, dass jemand ihr mehr bezahlen möchte, als ihr es tut«, sagte Glenda.
»Sieh mal einer an. Wie schnell wir doch lernen. Ich bin sicher, dass Madame ihre helle Freude daran haben wird, sich mit dir zu unterhalten.«
Juliets Blick wanderte noch immer schlaftrunken zwischen den beiden hin und her. »Willst du, dass ich wieder in den Laden gehe?«
»Ich will überhaupt nichts«, sagte Glenda. »Es ist deine Entscheidung, klar? Du kannst machen, was du willst, aber ich habe den Eindruck, wenn du hierbleibst, wirst du nicht viel mehr machen als Pasteten backen.«
»Nicht nur Pasteten«, sagte Juliet.
»Ja, schon, da wären auch noch Käsekuchen, Gemüse-Kartoffel-Auflauf und verschiedene Leckereien für später am Abend«, sagte Glenda. »Aber du weißt, was ich damit meine. Andererseits kannst du all diese schicken Kleider vorführen und dabei alle möglichen schicken Orte besuchen, weit, sehr weit weg von hier, und viele neue Leute kennen lernen, und du weißt, wenn alles in die schicke Hose geht, kannst du immer noch Pasteten backen.«
»Ha, der war gut«, sagte Pepe, der noch eine Flasche gefunden hatte.
»Ich würde echt gerne gehen«, sagte Juliet.
»Dann geh jetzt. Ich meine sofort, jedenfalls sobald er den Ketchup ausgetrunken hat.«
»Aber ich muss doch erst noch meine Sachen von zu Hause holen!«
Glenda griff in ihre Weste und zog ein burgunderrotes Büchlein mit dem Siegel von Ankh-Morpork darauf hervor. »Was ist das?«, fragte Juliet.
»Dein Sparbuch. Dein Geld liegt sicher auf der Bank, und du kannst es jederzeit abheben, wenn du es brauchst.«
Juliet drehte das Sparbuch in den Händen. »Ich glaub nicht, dass schon mal jemand von meiner Familie jemals in einer Bank gewesen ist, außer Onkel Geoffrey, und den haben sie noch auf dem Heimweg geschnappt.«
»Erzähl niemandem davon. Geh nicht nach Hause. Kauf dir lauter neue Sachen. Gewöhn dich ein, erst dann gehst du zurück und besuchst deinen Dad und alle anderen. Die Sache ist die, dass du, wenn du nicht jetzt gleich gehst, in deinen Gedanken immer gehen möchtest. Das Wichtigste ist, dass du gleich gehst.
Los. Mach schon. Steig auf. Tu all das, was ich hätte tun sollen.«
»Was ist mit Trev?«, fragte Juliet.
Darüber musste Glenda erst nachdenken. »Wie steht’s denn so mit Trev und dir? Ich habe gesehen, dass ihr zwei euch gestern Abend unterhalten habt.«
»Unterhalten ist erlaubt«, sagte Juliet entrüstet. »Und er hat mir auch nur gesagt, dass er versucht, einen besseren Job zu kriegen.«
»Als was?«, fragte Glenda. »In all den Jahren, seit ich ihn kenne, habe ich ihn noch keinen einzigen Tag am Stück arbeiten sehen.«
»Er hat gesagt, dass er bestimmt was findet«, sagte Juliet. »Er hat gesagt, Nutt hat ihm das eingeredet. Er hat gesagt, Nutt hat gesagt, dass wenn Trev rausfindet, wer Trev ist, oder so, dann weiß er auch irgendwie, was er machen soll. Ich hab ihm gesagt, dass er Trevor Likely ist, und er hat gesagt, das ist schon mal sehr hilfreich.«
Ich sitze in der Klemme, sagte sich Glenda. Ich rede von Veränderung und davon, wie man sich hier rauskämpft, also muss ich zulassen, dass er es womöglich auch tut. Laut sagte sie: »Das ist deine Sache. Alles ist deine Sache, aber vergiss nicht, dass er die Hände bei sich behalten soll.«
»Er behält immer die Hände bei sich«, sagte Juliet. »Es ist ein bisschen seltsam. Ich hab noch nie daran denken müssen, ihm das Knie in den Schniedel zu rammen, nicht einmal.«
Pepe, der gerade die Potzblitz-Soße entdeckt hatte, ließ ein ersticktes Lachen vernehmen. Die Flasche war fast leer, und theoretisch durfte er schon keinen Magen mehr haben.
»Kein
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